Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Staaten gegeben, welche sich auf 838 Millionen Menschen erstreckt. "Berücksichtigt man hierzu weiter das darunter nicht begriffene Ergebnis der Volkszählung in Italien, Bosnien und Herzegowina, Costarica, Argentinien, Transvaal, Oranjestaat, Cypern, Formosa und Pescadores, so steigt der Betrag der gezählten Erdbevölkerung auf 882 Millionen mit einem Gesamtdurchschnittsverhältnis von 991 weiblichen Personen auf 1.000 männliche.... Für die gezählte Erdbevölkerung wird man hiernach eine nahezu ganz gleiche Vertretung beider Geschlechter – wahrscheinlich mit einem ganz minimalen Männerüberschuß – annehmen dürfen" .
Anders liegen die Verhältnisse in Europa, das uns vorzugsweise interessiert. Hier ist mit Ausnahme der südosteuropäischen Länder Bosnien und Herzegowina, Serbien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland überall die weibliche Bevölkerung stärker vertreten als die männliche. Von den Großstaaten ist dieses im Verhältnis am günstigsten in Ungarn und Italien: auf 1.000 männliche kommen 1.009 bzw. 1.010 weibliche Einwohner; nächstdem in Belgien, in dem auf 1.000 männliche 1.013 weibliche Einwohner fallen. Dagegen weisen Portugal (1.093) und Norwegen (1.082) das ungünstigste Verhältnis auf. Diesen zunächst steht Großbritannien mit Irland: auf 1.000 männliche 1.063 weibliche Einwohner. Frankreich, Deutschland, Österreich und Rußland liegen in der Mitte, es kommen auf 1.000 männliche 1.033 bzw. 1.032, 1.035 und 1.029 weibliche Einwohner .
In Deutschland hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten das Verhältnis zwischen der weiblichen und männlichen Bevölkerung mit jeder Volkszählung günstiger gestaltet. Am 1. Dezember 1885 war die weibliche Bevölkerung um 988.376 Köpfe zahlreicher als die männliche, bei der Volkszählung am 1. Dezember 1890 betrug dieser Überschuß noch 966.806 Köpfe, 1895 957.401, 1900 892.684 und er war bei der Volkszählung am 1. Dezember 1905 auf 871.916 Köpfe gesunken (1.092 weibliche auf 1.000 männliche Einwohner). Eine Hauptursache dieser Abnahme der Differenz bildet die starke Verminderung der Auswanderung, bei der ganz überwiegend das männliche Geschlecht beteiligt ist. Das zeigt sich deutlich an dem Verhältnis der Geschlechter in der nordamerikanischen Union, nach welcher der Hauptstrom der Auswanderer geht, die einen fast ebenso großen Mangel an Frauen hat, wie Deutschland darin Überschuß besitzt (auf 1.000 Männer kamen im Jahre 1900 nur 953 weibliche Personen). Die Auswanderung aus Deutschland sank von 220.902 Köpfen im Jahre 1881 auf 22.073 im Jahre 1901 und auf 19.883 im Jahre 1908.
Die starke Auswanderung der Männer im Vergleich zu der der Frauen verursacht also in erster Linie die Differenz zwischen der Kopfzahl der beiden Geschlechter. So hat sich Italien, das noch anfangs der vierziger Jahre ein Land mit Männerüberschuß war, infolge der außerordentlich starken Auswanderung in ein Land mit Frauenüberschuß verwandelt.
Ferner verunglücken weit mehr Männer als Frauen in der Landwirtschaft, im Gewerbe, in der Industrie und im Verkehr, auch sind vorübergehend weit mehr Männer als Frauen im Ausland abwesend – Kaufleute, Seeleute, Marinemannschaften usw.
Eine andere Erscheinung, die statistisch feststeht und erheblich ins Gewicht fällt, ist, daß die Frauen durchschnittlich älter werden als die Männer und es deshalb in den höheren Lebensaltern mehr Frauen als Männer gibt. Nach der Volkszählung von 1900 stellen sich die Altersverhältnisse der beiden Geschlechter folgendermaßen:
Diese Tabelle zeigt, daß bis zum 21. Lebensjahr die Zahl der Knaben die der Mädchen übersteigt .
In erster Linie ist dieser Knabenüberschuß in dem Verhältnis der Geburten begründet. Überall werden mehr Knaben als Mädchen geboren; so wurden zum Beispiel im Deutschen Reich geboren:
Im Jahre 1872 auf 100 Mädchen 106,2 Knaben
Im Jahre 1884 auf 100 Mädchen 106,2 Knaben
Im Jahre 1900 auf 100 Mädchen 106,0 Knaben
Im Jahre 1905 auf 100 Mädchen 106,3 Knaben
Im Jahre 1907 auf 100 Mädchen 106,3 Knaben
Aber das männliche Geschlecht stirbt früher als das weibliche, und zwar schon im Kindesalter, in dem mehr Knaben als Mädchen sterben. So zeigt die Tabelle, daß vom 21. Lebensjahr an das weibliche Geschlecht an Zahl das männliche übertrifft.
Es starben von je 100 männlichen beziehungsweise weiblichen Einwohnern der mittleren Bevölkerung:
In
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