Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
verdammt, Lilah, die Papiere – die Rechnungen, die Briefe. Überall stand Ihr Name darauf.«
»Mein Name?«
»Calhoun.« Er vergrub seine Hände in den Taschen. »Begreifen Sie nicht? Ich habe eine Woche lang Ihre Familiengeschichte nach den Papieren rekonstruiert, die Ihnen gestohlen wurden.«
Sie starrte ihn nur an. Max kam es endlos vor, bis sie sich von dem Fenstersitz erhob. »Sie wollen sagen, Sie hätten für den Mann gearbeitet, der versucht hat, meine Schwester umzubringen.«
»Ja.«
Sie wandte ihre Augen keinen Moment von den seinen ab. Er fühlte förmlich, wie sie versuchte, in seine Gedanken einzudringen. Ihre Stimme klang kühl. »Warum erzählen Sie mir das erst jetzt?«
Verstört fuhr er sich durch die Haare. »Ich habe mich erst jetzt an das alles erinnert, nachdem Sie mir von den Smaragden erzählt haben.«
»Das ist seltsam, nicht wahr?«
Er beobachtete, wie sich ein Schleier vor ihre Augen senkte, und nickte. »Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben, aber ich habe mich nicht daran erinnert. Und als ich diesen Auftrag annahm, hatte ich keine Ahnung.«
Sie musterte ihn weiterhin eindringlich und wog jedes Wort, jede Geste, jede Miene ab. »Wissen Sie, es kam mir schon sonderbar vor, dass Sie nichts von der Halskette oder dem Raub gehört hatten. Es war wochenlang in der Presse. Sie hätten schon in einer Höhle leben müssen, um nichts gelesen zu haben.«
»Oder in einem Klassenzimmer«, murmelte er. »Hören Sie, ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß, bevor ich gehe.«
»Bevor Sie gehen?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand von Ihnen weiterhin möchte, dass ich hier bleibe.« Er wandte sich zum Fenster.
Lilah betrachtete ihn, und ihr Instinkt kämpfte gegen ihre Vernunft. Mit einem langen Seufzer hob sie die Hand. »Ich denke, Sie sollten die Geschichte der ganzen Familie erzählen. Dann werden wir entscheiden, was wir unternehmen.«
Es war Max’ erste Familienbesprechung. Er war nicht in einer Demokratie aufgewachsen, sondern unter der absoluten Diktatur seines Vaters. Die Calhouns gingen die Dinge anders an. Sie versammelten sich um den großen Mahagonitisch im Speisezimmer und bildeten eine solche Einheit, dass Max sich zum ersten Mal wie ein Eindringling fühlte. Sie hörten ihm aufmerksam zu und stellten gelegentlich Fragen.
»Sie haben seine Referenzen nicht überprüft?«, wollte Trent wissen. »Sie willigten ein, für einen Mann zu arbeiten, den Sie nie zuvor getroffen hatten und den Sie nicht kannten?«
»Warum hätte ich misstrauisch sein sollen? Ich bin kein Geschäftsmann«, erwiderte Max erschöpft. »Ich bin Lehrer.«
»Dann haben Sie wohl nichts dagegen, wenn wir Ihre Angaben überprüfen.« Das kam von Sloan.
Max sah ihm ruhig in die Augen. »Nein.«
»Das habe ich bereits getan«, warf Amanda ein. Ihre Finger trommelten auf den Tisch, während sich alle Augen auf sie richteten. »Es erschien mir logisch. Also machte ich ein paar Anrufe.«
»Mandy kümmert sich um alles«, murmelte Lilah. »Du hast wohl gar nicht daran gedacht, das mit uns anderen zu besprechen.«
»Nein.«
»Mädchen«, mahnte Coco vom Kopfende des Tisches her. »Fangt keinen Streit an.«
»Ich finde, Amanda hätte darüber reden sollen.« Das Calhoun-Temperament schwang in Lilahs Stimme mit. »Das betrifft uns alle. Außerdem, wie kommt sie dazu, einfach so in Max’ Leben herumzuschnüffeln?«
Sie begannen eine hitzige Debatte, bei der alle vier Schwestern ihre Meinungen und Argumente in die Waagschale warfen. Sloan zog sich zurück und ließ den Dingen ihren Lauf. Trent schloss die Augen. Max war fassungslos. Sie diskutierten über ihn. Begriffen sie denn nicht, dass sie über ihn stritten und ihn dabei einander wie einen Pingpongball zuspielten?
»Entschuldigen Sie«, begann er zaghaft und wurde prompt ignoriert. Er versuchte es noch einmal und erntete ein erstes Lächeln von Sloan. »Verdammt, hört auf!« Seine ärgerliche Professorenstimme brachte Ruhe. Sämtliche Frauen verstummten und funkelten ihn zornig an.
»Hör mal, Kumpel«, begann C. C., doch er schnitt ihr das Wort ab.
»Sie hören mir zu! Erstens, warum hätte ich Ihnen alles erzählen sollen, wenn ich auch nur einen einzigen Hintergedanken hätte. Und wenn Sie eine Bestätigung haben wollen, wer ich bin und was ich tue, warum hören Sie nicht auf, aufeinander einzuhacken, und finden es heraus?«
»Weil wir gern aufeinander einhacken«, erklärte Lilah ungeniert. »Und wir mögen es nicht, wenn
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