Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
gewöhnlich nur auf ihre Weise, aber es bestand kein Grund, sich davon jetzt stören zu lassen, besonders, da sie die Berührung vorhin genauso wie Max genossen hatte.
»Freut mich, dass ich helfen konnte«, sagte sie leichthin. »Fahren wir?«
»Gut, aber zuerst muss ich dir etwas zeigen.« Der Kuss erlaubte ihm, sie zu duzen, und nachdem er sich auf den Fahrersitz geschoben hatte, holte er einen braunen Umschlag hervor. »Ich habe in der Bibliothek eine Menge Material durchgesehen. Eure Familie wird etliche Male in Geschichtsbüchern und Biografien erwähnt. Etwas war darunter, das wird dich interessieren.«
»Hmm.« Lilah streckte sich bereits und dachte an ein Nickerchen.
»Ich habe eine Kopie gemacht. Es ist ein Bild von Bianca.«
»Ein Bild?« Sie richtete sich wieder auf. »Fergus hat nach ihrem Tod alle Bilder zerstört. Ich habe meine Urgroßmutter nie gesehen.«
»Doch, das hast du.« Er zog die Kopie hervor und reichte sie ihr. »Du siehst sie jedes Mal, wenn du in den Spiegel blickst.«
Sie sagte nichts, aber während ihre Augen auf die grobkörnige Kopie gerichtet waren, hob sie ihre Hand zu ihrem Gesicht. Das gleiche Kinn, der gleiche Mund, Nase, Augen. Spürte sie deshalb das Band so stark? Tränen stiegen auf, und ihre Kehle brannte.
»Sie war schön«, sagte Max ruhig.
»So jung.« Die Worte waren mehr ein Seufzer. »Jünger als ich, als sie starb. Sie hatte sich bereits verliebt, als diese Aufnahme hier gemacht wurde. Das steht in ihren Augen.«
»Sie trägt die Smaragde.«
»Ja, ich weiß.« Genau wie er es getan hatte, fuhr sie mit einer Fingerspitze darüber. »Wie schwierig muss es für sie gewesen sein, an einen Mann gebunden zu sein, aber einen anderen zu lieben. Und das Collier – ein Symbol für die Fessel, mit der der eine Mann sie hielt, und eine Erinnerung an ihre Kinder.«
»Siehst du es so? Als Symbol?«
»Ja. Ich glaube, ihre Gefühle für die Steine waren schrecklich stark. Andernfalls hätte sie die Kette nicht versteckt.« Sie schob das Blatt Papier in den Umschlag zurück. »Gute Arbeit für einen Tag, Professor …«
»Es ist erst der Anfang.«
Während sie ihn anschaute, verschränkte sie ihre Finger mit den seinen. »Ich mag Anfänge. Alles, was danach kommt, bietet ungeahnte Möglichkeiten. Wir fahren nach Hause und zeigen das hier den anderen, nachdem wir ein paar Mal angehalten haben.«
»Angehalten?«
»Es ist auch Zeit für einen anderen Neuanfang. Du brauchst ein paar neue Sachen.«
Max hasste Einkaufen. Er sagte es Lilah wiederholt und energisch, doch sie ignorierte ihn fröhlich und schlenderte von einem Geschäft zum nächsten. Er wehrte sich erfolgreich gegen ein T-Shirt in Neonfarben, verlor jedoch bei einem, auf dem ein Hummer abgebildet war, der wie ein Oberkellner gekleidet war.
Lilah ließ sich nicht von Verkäufern einschüchtern wie er, sondern stand den ganzen Prozess der Auswahl und des Kaufs mit ihrer trägen Gelassenheit durch. Die meisten Geschäftsleute sprachen sie mit ihrem Namen an, und während des Plauderns erkundigte sie sich beiläufig nach einem Mann, auf den Caufields Beschreibung passte.
»Sind wir jetzt fertig?« In Max’ Stimme schwang ein flehender Unterton mit, der sie leise lachen ließ, als sie wieder auf den Bürgersteig traten, der von Leuten in bunter Sommerkleidung überqoll.
»Nicht ganz.« Sie drehte sich zu ihm um und betrachtete ihn. Eindeutig abgehetzt. Absolut anbetungswürdig. Seine Arme waren mit Tüten beladen, und die Haare fielen ihm in die Stirn. Lilah strich sie zurück.
»Wie bist du mit Unterwäsche ausgestattet?«
»Also, ich …«
»Komm schon, da vorne ist ein Laden, der hat großartige Sachen. Tigermuster, anzügliche Sprüche, kleine rote Herzen.«
»Nein!« Er erstarrte auf der Stelle. »Nie im Leben! Das geht zu weit!«
Es fiel ihr schwer, aber sie bewahrte dennoch Haltung. »Du hast recht. Völlig unpassend. Wir halten uns einfach an diese hübschen weißen Slips, die es in Dreierpacks gibt.«
»Für eine Frau ohne Brüder weißt du ganz bestimmt eine Menge über Herrenunterwäsche.« Er arrangierte die Tüten um, überlegte es sich und drückte ihr die Hälfte in die Arme. »Aber ich denke, damit werde ich allein fertig.«
»Na schön, ich mache inzwischen einen Schaufensterbummel.«
Sie wurde sofort von einer Vitrine voller Kristalle in unterschiedlichen Größen und Formen abgelenkt. Sie hingen von Drähten und verschossen Farbblitze. Darunter lag eine Auswahl an handgemachtem
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