Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
im Bauch. Sie wollte diese Sehnsucht nicht spüren, die darum flehte, erfüllt zu werden. Nicht heute, nicht morgen. Nie wieder.
Megan wollte nicht mehr, als Kevin eine gute Mutter sein und ihm ein glückliches, liebevolles Heim bieten. Sie wollte es aus eigener Kraft schaffen, wollte stark und unabhängig und erfolgreich sein.
Und hart, sodass nichts mehr sie verletzen konnte.
Sie musste über sich selbst lächeln. Nun, das würde ihr sicherlich nicht gelingen, aber sie würde vernünftig bleiben. Niemals wieder würde sie einem Mann die Macht überlassen, ihr Leben zu verändern, und ganz sicher nicht, nur weil er ihre Hormone ein wenig durcheinanderbrachte.
Jetzt ruhiger, ließ Megan den Wagenmotor wieder an. Es wartete eine Menge Arbeit auf sie.
3. K APITEL
»Hab Erbarmen mit mir, Mandy!« Kaum dass Megan auf The Towers angekommen war, suchte sie ihre Schwägerin auf. »Ich will doch nur ein Gefühl für meinen Arbeitsplatz und das, was mich erwartet, bekommen.«
Amanda sah von der eigenen Arbeit auf und betrachtete Megan abschätzend. »Es ist schrecklich, wenn alle etwas zu tun haben und man selbst nicht, oder?«
Megan stieß einen inbrünstigen Seufzer aus. Endlich eine verwandte Seele, die sie verstand! »Fürchterlich.«
»Sloan möchte, dass du dich entspannst.« Amanda lachte auf, als sie Megans Miene sah. »Aber was versteht der schon! Komm.« Sie schob den Stuhl von ihrem Schreibtisch zurück und stand auf. »Dein Büro ist direkt nebenan.« Sie führte Megan ein Stückchen den Gang hinunter und öffnete die nächste geschnitzte Tür. »Eigentlich müsstest du alles finden, was du brauchst. Falls noch etwas fehlt, sag mir Bescheid.«
Manche Frauen verspürten freudige Erwartung, wenn sie ein großes Kaufhaus betraten. Andere erfüllte ein wohliges Gefühl bei dem Schimmer von Kerzenlicht oder dem Knallen eines Champagnerkorkens. Bei Megan löste der Anblick eines gut organisierten Arbeitsplatzes diese Reaktion aus.
Und in diesem Büro gab es wirklich alles, was sie sich nur wünschen konnte. Auf dem auf Hochglanz polierten Queen-Anne-Schreibtisch standen Telefon und Sprechanlage, Locher, Hefter und Stifte, und ein neuer Computer wartete nur darauf, eingeschaltet zu werden. Vor Begeisterung hätte Megan am liebsten in die Hände geklatscht.
Die Ablageschränke aus Holz dufteten noch nach Bienenwachs, die Messinggriffe blinkten im Sonnenlicht, das durch die Bleiglasfenster hereinfiel. Regale standen bereit, um Ordner und Fachliteratur aufzunehmen. Der auf dem Boden ausgelegte Orientteppich passte farblich zu der einladenden Sitzecke in frostigem Rosa und Schiefergrau. In einer Zimmerecke stand ein Kopierer, daneben auf einem Tisch Faxgerät und Kaffeemaschine.
Der elegante Charme der Alten Welt und modernste Technologie waren in diesem Raum die perfekte Symbiose eingegangen.
»Oh Mandy, es ist großartig.«
»Ich hatte gehofft, dass es dir gefallen wird.« Amanda wischte ein Staubkörnchen vom Schreibtisch und rückte den Locher zurecht. »Ich kann nicht behaupten, dass es mir leid täte, dir die Buchhaltung zu überlassen. Das ist ein Vollzeitjob, inklusive Überstunden. Vor deiner Ankunft hab ich noch alles abgeheftet – Rechnungen, Ausgabenbelege, Quittungen und so weiter, alle nach Sachgebieten sortiert.« Sie zog eine Schublade auf, und Megans ordnungsliebendes Herz floss über beim Anblick der säuberlich beschrifteten und alphabetisch geordneten Hängemappen.
»Wunderbar. Keine Zigarrenkiste weit und breit.«
Zuerst stutzte Amanda verständnislos, doch dann warf sie lachend den Kopf zurück. »Du hast also Holts und Nates Ablagesystem schon gesehen.«
Megan klopfte auf ihren Aktenkoffer. »Ich habe es nicht nur gesehen, ich habe es dabei.« Zufrieden lächelnd ließ sie sich in den Schreibtischsessel mit hoher Rückenlehne sinken. »So lasse ich mir das gefallen!«, meinte sie begeistert. Dann nahm sie einen Bleistift zur Hand, betrachtete ihn versonnen, legte ihn wieder ab. »Danke, dass ihr mich in euer Team aufnehmt.«
»So ein Unsinn, du gehörst zur Familie. Außerdem … lass uns nach zwei Wochen in diesem Chaos noch mal darüber reden. Wer weiß, ob du dann noch immer Dankbarkeit verspürst. Du ahnst gar nicht, wie oft man hier bei der Arbeit unterbrochen …« Wie zur Bestätigung brüllte jemand laut ihren Namen. »Da siehst du, was ich meine.« Sie drehte sich zur Tür. »Wir sind hier, O’Riley!«, gab sie ihrem Mann Antwort und schüttelte missbilligend den Kopf, als
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