Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
daher, dass ich Trent mag.«
»Es ist ulkig, aber die meisten Leute halten mich für einen liebenswerten Kerl.«
»Nicht von meinem Standpunkt aus.«
»Warum kommen Sie dann mir nicht ein wenig näher?«
Sie musste lachen. Hätte es einen Wettbewerb in Hartnäckigkeit gegeben, hätte Sloan O’Riley ihn mit links gewonnen. »Das ist nahe genug, danke.« Mehr als nahe genug, fügte sie in Gedanken hinzu, während sie den Wunsch unterdrücken musste, mit ihren Fingern durch die unordentliche Mähne seiner rötlichblonden Haare zu fahren. »Liebenswert ist nicht gerade das Wort, dass ich benutzen würde. Frech, ärgerlich, hartnäckig – diese Worte könnten passen.«
»Irgendwie gefällt mir ›hartnäckig‹.« Er beugte sich näher, um ihren Duft einzuatmen. »Ein Mann kommt nicht weit, wenn er jedes Mal nachgibt, sobald er gegen eine Mauer rennt. Man klettert darüber, gräbt sich unten durch oder reißt das ganze verdammte Ding einfach ein.«
Sie legte eine Hand an seine Brust, bevor er die noch trennenden Zentimeter zunichte machen konnte. »Oder man rennt immer wieder mit dem Kopf dagegen, bis man eine Gehirnerschütterung bekommt.«
»Das ist ein kalkuliertes Risiko und der Mühe wert, wenn sich hinter der Mauer eine Frau befindet, die einen so ansieht wie Sie mich.«
»Ich sehe Sie in keiner Weise besonders an.«
»Wenn Sie vergessen, dass Sie professionell sein wollen, sehen Sie mich mit Ihren großen blauen Augen ganz sanft und ein wenig verschreckt an. Und sehr neugierig. Dann möchte ich Sie am liebsten auf der Stelle auf meine Arme heben und an einen wirklich ruhigen Ort tragen, wo ich diese Neugierde befriedigen kann.«
Amanda konnte es sich viel zu deutlich vorstellen, es viel zu genau fühlen. Es gab nur eine einzige Lösung: Flucht. »Nun, so weit hat es Spaß gemacht, aber ich muss mich jetzt umziehen.«
»Fahren Sie wieder zur Arbeit?«
»Nein.« Geschickt tauchte sie unter seinem Arm durch und schwang sich die Treppe hinauf. »Ich habe eine Verabredung.«
»Eine Verabredung?«, wiederholte er, aber sie hetzte bereits durch den ersten Stock.
Sloan sagte sich, dass er nicht auf Amanda wartete, obwohl er seit gut zwanzig Minuten in der Halle auf und ab ging.
Er würde nicht hier herumhängen und tatenlos zusehen, wie sie mit einem anderen Mann wegging – nachdem sie seine Nerven allein dadurch gereizt hatte, dass sie einfach dastand und ihn ansah.
Es gab eine Menge für ihn zu tun, einschließlich das Dinner zu genießen, zu dem Coco ihn eingeladen hatte, mit Trent über alte Zeiten und neue Pläne zu sprechen oder sogar, sich an sein Zeichenbrett zu setzen.
Er wollte jedenfalls nicht den Abend damit zubringen, dass er einer Frau nachtrauerte, die die Gesellschaft eines anderen Mannes der seinen vorzog.
Immerhin war sie frei und konnte kommen und gehen, wie es ihr gefiel. Genau wie er. Keiner von ihnen war in irgendeiner Form gebunden.
Nur weil er ein wenig für sie schwärmte, hieß das noch lange nicht, dass er sich darüber aufregte, wenn sie ein paar Stunden mit einem anderen Mann zusammen verbrachte.
Zum Teufel, und ob es ihn aufregte!
Er wirbelte herum und machte doppelt so lange Schritte wie sonst.
»Calhoun?« Er stürmte den Korridor entlang und schlug gegen Türen. »Verdammt, Calhoun, ich will auf der Stelle mit Ihnen sprechen!«
Er war schon am Ende des Korridors angelangt und drehte sich gerade um, als Amanda ihre Tür öffnete.
»Was ist los?«, fragte sie völlig gelassen.
Einen Moment lang starrte er nur ins Helle, während sie in dem Lichtstrom dastand, der sich aus dem Zimmer hinter ihr ergoss. Es fiel ihm auf, dass sie irgendetwas mit ihrem Haar angestellt hatte, irgendetwas Tolles, sodass es verführerisch zerzaust aussah. Sie hatte auch mit ihrem Gesicht herumgespielt, und zwar auf diese verdammenswert aufreizende Art, für die manche Frauen ein Talent haben.
Ihr Kleid war eisblau, der Rockteil bauschig, die Taille schmal, nur zwei dünne Träger auf ihren Schultern. Große Steine in einem tieferen Blau schimmerten an ihren Ohren und ihrem Hals.
Jetzt sieht sie nicht tüchtig aus, dachte er wütend. Jetzt sieht sie nicht kompetent aus. Jetzt sieht sie so köstlich aus wie eine Cremetorte auf einem eleganten Tablett. Und der Teufel sollte ihn holen, wenn irgendein anderer Mann daran auch nur knabberte.
Ihr Fuß wippte bereits, als er auf sie zuging.
Liebenswert?, dachte sie und musste sich gegen den Drang wehren, in ihr Zimmer zurückzuweichen und die
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