Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
Vorstellung. Und er fragte sich, ob ihr wohl klar war, was für einen süßen Kontrast das darstellte. Sie durchforschte, stapelte, katalogisierte und ordnete auf die denkbar praktischste Art, während sie in Zeugen der Vergangenheit nach einem alten Traum suchte.
Amanda fand an diesem Vormittag keine Träume. Als sie im BayWatch eintraf, hatte sie bereits einen fünfstündigen Arbeitstag hinter sich. Als sie vor Wochen die Suche nach der Halskette begonnen hatte, hatte sie sich selbst versprochen, sich nicht entmutigen zu lassen, ganz gleich, wie lange es dauern oder wie wenig sie auch finden mochte.
Bisher hatte sie eine Quittung für die Reparatur der Halskette gefunden sowie ein Notizbuch, in dem Bianca das Collier erwähnt hatte. Das reichte, hatte Amanda entschieden, um zu beweisen, dass die Halskette tatsächlich existierte, und um die Hoffnung am Leben zu erhalten, dass man sie wiederfinden konnte.
Sie dachte oft darüber nach, was die Smaragde für Bianca Calhoun wohl bedeutet hatten und warum sie die Kette versteckt hatte. Sofern sie das tatsächlich getan hatte.
Ein anderes Gerücht besagte, dass Fergus die Halskette ins Meer geworfen hatte. Nach allen Geschichten, die Amanda über Fergus Calhouns hingebungsvolle Liebe zu jedem Dollar gehört hatte, war es schwer zu glauben, dass er absichtlich eine Viertelmillion in Juwelen weggeworfen hatte.
Außerdem wollte sie es nicht glauben.
Während Amanda sich das Namensschild ansteckte, räumte sie ein – obwohl sie nicht wollte, dass irgendjemand davon wusste –, dass sie einen starken Hang zum Romantischen hatte. Und dieser Teil von ihr hielt daran fest, dass Bianca die Smaragde versteckt hatte, wie ein Geschenk oder wie ein Versprechen, und dass die Smaragde nur auf die Zeit warteten, wenn sie wieder gebraucht wurden.
Es stürzte sie ein wenig in Verlegenheit zu wissen, dass sie so empfinden konnte. Amanda bevorzugte ansonsten das Handfeste und Logische, das Durchgehen von Papieren, das Ordnen ebendieser Papiere, die praktische Seite des Lebens eben. So wie jetzt, bei den Nachforschungen nach einem wertvollen Erbstück.
Bianca blieb für Amanda genauso ein Geheimnis wie die Halskette. Ihr angeborenes praktisches Denken machte es ihr unmöglich, eine Frau zu verstehen, die alles für die Liebe riskiert hatte und letztlich auch dafür gestorben war. Dermaßen intensive und verzweifelte Gefühle erschienen ihr unwahrscheinlich, es sei denn, sie standen auf den Seiten eines Buches.
Wie ist es wohl, so stark zu lieben?, fragte sie sich. Zu fühlen, dass das eigene Leben so vollständig mit dem eines anderen verbunden ist, dass es unmöglich wird, ohne ihn zu leben? Unpraktisch, entschied sie, unangenehm und unklug. Sie konnte nur dankbar sein, dass sie diese gefährliche Leidenschaft nicht geerbt hatte.
Zufrieden über ihr eigenes unangetastetes Herz, machte sie sich an die Arbeit.
»Amanda?«
Sie hatte die Augustreservierungen halb durch und hob die Hand. »Moment«, murmelte sie und machte die Zwischensumme bis zu dieser Stelle. »Was gibt es, Karen? Oh!« Sie schob ihre Brille auf ihrer Nase hoch und betrachtete den sagenhaften Rosenstrauß im Arm der Rezeptionistin. »Was haben Sie gemacht? Einen Schönheitswettbewerb gewonnen?«
»Die sind nicht für mich.« Karen vergrub ihr Gesicht in den Blüten. »Das hätte ich zwar gern, aber die Blumen sind gerade für Sie gekommen.«
»Für mich?«
»Sie sind doch noch immer Amanda Calhoun?« Karen streckte ihr die Karte des Floristen entgegen. »Obwohl – wenn Sie mit mir tauschen wollen, bis diese drei Dutzend langstieliger Schönheiten verwelken, mache ich mit.«
»Drei Dutzend?«
»Ich habe sie gezählt.« Lächelnd legte Karen den Strauß auf den Schreibtisch. »Drei Dutzend und eine«, fügte sie hinzu und deutete mit einem Kopfnicken auf die einzelne Rose, die neben dem Strauß in einer Vase stand.
Sloan!, dachte Amanda und fühlte, wie ihr Herz aufseufzte. Kurz und erstickt.
Wie sollte sie einen Mann in den Griff bekommen, der jedes Mal, wenn sie dachte, seinetwegen zu einer Entscheidung gekommen zu sein, süße, unerwartete Dinge tat? Woher konnte er von ihrer geheimen Schwäche für rote Rosen wissen? Sie hatte sich bei ihm nicht einmal für die erste bedankt.
»Wollen Sie nicht die Karte lesen?«, fragte Karen. »Wenn ich an die Rezeption zurückgehen muss, ohne zu erfahren, wer die Rosen geschickt hat, werde ich zerstreut sein und meine Arbeit wird darunter leiden. Der satanische
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