Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
Forelle ›Amandine‹.«
Amanda täuschte Appetit vor, während sie die Speisekarte studierte.
Das Restaurant, das William ausgesucht hatte, war ein hübsches kleines Lokal mit Blick auf die Frenchman Bay. Da die Nacht warm war, konnten sie die Terrasse, flackernden Kerzenschein, die Brise von der See und den zarten Duft der Frühlingsblumen genießen.
Amanda überließ William die Wahl des Weines und versuchte, sich davon zu überzeugen, dass sie einen wundervollen Abend verbringen würde.
»Gefällt Ihnen Bar Harbor?«, fragte sie.
»Sehr sogar. Ich hoffe, bald segeln zu können, aber in der Zwischenzeit gebe ich mich damit zufrieden, die Umgebung zu genießen.«
»Waren Sie schon im Park?«
»Noch nicht.« Er betrachtete die Flasche, die ihm der Kellner hinhielt, kontrollierte das Etikett und nickte.
»Sie sollten ihn nicht versäumen. Der Ausblick vom Cadillac Mountain ist sagenhaft.«
»Das habe ich schon gehört.« Er kostete den Wein, war einverstanden und wartete, bis Amandas Glas gefüllt war. »Vielleicht finden Sie etwas Zeit, um mich zu führen.«
»Ich glaube nicht …«
»Die Hotelpolitik wurde bereits gebeugt«, unterbrach er sie und stieß leicht mit ihr an.
»Ich wollte Sie noch fragen, wie Sie das geschafft haben.«
»Sehr einfach. Ich habe Ihren Mr Stenerson vor die Wahl gestellt. Entweder macht er eine Ausnahme von seiner Politik, oder ich könnte in ein anderes Hotel ziehen, sodass ich kein Gast mehr bin.«
»Ich verstehe.« Sie nippte nachdenklich an dem Wein. »Das erscheint mir ein wenig drastisch nur für ein Dinner.«
»Für ein sehr erfreuliches Dinner. Ich wollte Sie besser kennenlernen. Hoffentlich haben Sie nichts dagegen.«
Welche Frau hätte schon etwas dagegen haben können?, fragte sie sich, lächelte jedoch lediglich. Es war unmöglich, sich nicht zu entspannen, sich nicht von seinen Geschichten bezaubern zu lassen und nicht von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt zu sein.
Livingston redete nicht – wie so viele erfolgreiche Männer – ständig von seinem Geschäft. Als Antiquitätenhändler hatte er die ganze Welt bereist, und während des Essens bot er Amanda Schilderungen von Paris und Rom, London und Rio.
Wenn ihre Gedanken hier und da zu einem anderen Mann wanderten, verdoppelte sie ihre Entschlossenheit, sich da zu vergnügen, wo sie war, und sich mit dem Mann zu vergnügen, mit dem sie zusammen war.
»Der kleine Schubladenschrank aus Rosenholz in Ihrer Eingangshalle«, bemerkte er, als sie bei Kaffee und Dessert angelangt waren. »Das ist ein wunderschönes Stück.«
»Danke. Er stammt aus der Regency-Periode … vermute ich.«
Er lächelte. »Sie vermuten richtig. Hätte ich ihn auf einer Auktion entdeckt, würde ich mich sehr glücklich schätzen.«
»Mein Urgroßvater ließ ihn aus England herüberbringen, als er das Haus erbaute.«
»Ah, das Haus.« William lächelte, als er seine Tasse hob. »Sehr beeindruckend. Ich habe beinahe mittelalterliche Jungfern erwartet, die auf dem Rasen tanzen.«
»Oder Fledermäuse, die aus den Türmen ausschwärmen.«
Mit einem heiteren Lachen drückte er ihre Hand. »Nein, aber vielleicht Rapunzel, die ihr Haar herunterlässt.«
Die Vorstellung gefiel ihr und brachte sie zum Lächeln. »Wir lieben das Haus. Wir haben es immer geliebt. Vielleicht wohnen Sie bei Ihrem nächsten Besuch auf der Insel im The Towers Gästelandsitz.«
» The Towers Gästelandsitz«, murmelte er und tippte mit einem Finger nachdenklich gegen seine Lippen. »Wo habe ich das schon gehört?«
»Das Projekt eines neuen St. James Hotels?«
Seine Augen leuchteten auf. »Natürlich. Vor ein paar Wochen habe ich etwas darüber gelesen. Wollen Sie damit sagen, dass Ihr Haus The Towers ist?«
»Ja, allerdings. Wir hoffen, dass der Gästelandsitz in ungefähr einem Jahr bewohnbar sein wird.«
»Das ist faszinierend. Aber gab es nicht auch eine Legende, die mit diesem Haus verbunden war? Etwas über Geister und verschwundene Juwelen?«
»Die Calhoun-Smaragde, sie gehörten einst meiner Urgroßmutter.«
Mit der Andeutung eines Lächelns neigte er seinen Kopf. »Dann gibt es sie wirklich? Ich dachte, sie wären nur ein schlauer Reklametrick. ›Wohnen Sie in einem Spukhaus und suchen Sie den verschwundenen Schatz‹ oder so ähnlich.«
»Nein. Wir sind überhaupt nicht begeistert, dass die ganze Sache an die Öffentlichkeit gedrungen ist.« Schon der bloße Gedanke daran ärgerte sie so, dass sie mit ihren Fingern auf den Tisch zu trommeln
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