Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
müssen?«
»Höchstwahrscheinlich.« Sloan ließ den Whisky seine Kehle herunterrinnen. »Warum willst du dich denn eigentlich verheiraten, Trent? Wir beide wären besser dran, wenn wir von hier abhauten.«
»Weil ich sie liebe.«
»Ja.« Seufzend stieß Sloan träge den Rauch aus. »So kriegen sie einen. Sie wickeln einen völlig ein, bis man nicht mehr gerade denken kann. Ich habe immer gedacht, Frauen wären ein Geschenk des Himmels, aber jetzt weiß ich es besser. Sie sind nur aus einem einzigen Grund auf der Welt … damit sie einem Mann das Leben zur Hölle machen.« Er kniff die Augen zusammen, während er Trent betrachtete. »Hast du gesehen, wie ihr Rock schwingt, wenn sie geht – besonders wenn sie es eilig hat, und sie hat es immer eilig?«
Leise lachend hob Trent erneut sein Glas. »Darauf verweigere ich jegliche Aussage.«
»Und wie flott sich ihre Haare bewegen, wenn sie einen anschreit. Ihr Blick wird dann ganz scharf. Dann packst du sie, um sie zum Schweigen zu bringen, und … ach, du lieber Himmel!« Er kippte noch einen Whisky, doch das löschte nicht das Feuer. »Bist du jemals gestolpert und in einen elektrischen Zaun gefallen?«
»Kann ich nicht von mir behaupten.«
»Das brennt«, murmelte Sloan. »Brennt wie Feuer und legt dich für einen Moment auf die Matte. Wenn du wieder zu dir kommst, bist du wie taub und zitterig.«
Vorsichtig stellte Trent sein Glas ab, beugte sich vor und betrachtete seinen Freund genauer. »Sloan, führt das dahin, wohin ich denke, oder bist du einfach betrunken?«
»Nicht betrunken genug.« Verärgert schob er das Glas beiseite. »Ich habe keine einzige Nacht mehr anständig geschlafen, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Und seit ich sie gesehen habe, kommt es mir so vor, als hätte es nie eine andere gegeben. Und als würde es nie eine andere mehr geben.« Die Ellbogen auf den Tisch gestützt, rieb er sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich bin irrsinnig verliebt in sie, Trent, und könnte ich sie jetzt in die Finger kriegen, würde ich sie sofort erwürgen.«
»Calhoun-Frauen haben ein Talent dafür, solche zarten Gefühle hervorzurufen.« Er grinste Sloan zu. »Willkommen im Club.«
Es regnete den ganzen Tag, sodass ich nicht zu den Klippen gehen konnte, um Christian zu sehen. Fast den ganzen Vormittag spielte ich mit den Kindern, damit sie nicht darüber klagten, dass sie im Haus bleiben mussten.
Sie jammerten natürlich, aber Nanny lenkte sie mit Plätzchen ab. Selbst den Jungs gefiel die Teeparty, die wir mit Colleens kleinen Porzellantassen veranstalteten. Für mich war es einer jener süßen, ganz besonderen Tage, an die eine Mutter sich immer erinnert – daran, wie ihre Kinder lachen, was für komische Fragen sie stellen, wie sie ihre Köpfe in deinen Schoß legen und schlafen, wenn sie müde werden.
Die Erinnerung an diesen einen Tag ist für mich so wertvoll wie an alle, die ich davor erlebt habe oder noch erleben werde. Die Kinder werden nicht mehr lange meine Babys sein. Colleen spricht schon von Ballveranstaltungen und Kleidern.
Ich frage mich, wie mein Leben wäre, könnte es Christian sein, der in den Salon hereinkommt. Er würde nicht geistesabwesend nicken, während er die Karaffe mit Brandy öffnet. Er würde nicht vergessen, sich nach den Kindern zu erkundigen.
Nein, mein Christian würde zuerst zu mir kommen und mir die Hände entgegenstrecken, während ich aufstehe, um ihn zu küssen. Er würde lachen, wie ich ihn während unserer gestohlenen Stunden auf den Klippen lachen höre.
Und ich wäre glücklich. Ohne diesen bittersüßen Schmerz in meinem Herzen. Ohne diese Schuldgefühle. Dann müsste ich nicht die Ruhe und Einsamkeit meines Turms suchen oder alleine dasitzen und dem grauen Regen zusehen, während ich meine Träume in dieses Buch schreibe.
Ich würde meine Träume erleben.
Aber es ist alles nur Fantasie, genau wie die Geschichten, die ich den Kindern vor dem Schlafengehen erzähle. Ein Märchen, in dem sie alle immer glücklich sind, die schmucken Prinzen und die schönen Mädchen.
Mein Leben ist kein Märchen. Aber vielleicht wird eines Tages irgendjemand diese Seiten aufschlagen und meine Geschichte lesen.
Ich hoffe, diese Menschen werden ein freundliches und großzügiges Herz haben und mich nicht wegen der Untreue meinem Ehemann gegenüber verdammen, den ich nie geliebt habe, sondern sich mit mir freuen über diese wenigen kurzen Stunden mit einem Mann, den ich sogar bis über den Tod hinaus
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