Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
hatte das Seidenkleid gegen eine Bluse und eine lange Hose eingetauscht. Sehr schlank, sehr schlicht vom Schnitt und Material her, aber sicher nicht sexy genug, um sein Herz dermaßen zum Hämmern zu bringen, wie es das jetzt tat.
»Ich habe geklopft«, setzte sie an und kam mit einem unbehaglichen Achselzucken auf die Terrasse heraus. »Ich hatte Angst, du würdest mich nicht hereinlassen. Darum habe ich mir den Hauptschlüssel genommen.«
»Verstößt das nicht gegen die Regeln?«
»Ja. Tut mir leid, aber ich konnte nicht zu Hause mit dir sprechen. Ich wollte es nicht einmal. Nachdem dann die Polizei dagewesen war und wieder abrückte und alles fast normal war, kam ich einfach nicht zur Ruhe.«
Sie stieß einen langen Seufzer aus. Offenbar wollte er nichts sagen, was es ihr leichter gemacht hätte. Er stand nur da, sein weißes Hemd aus seiner Smokinghose gezogen, barfuß, die Augen wachsam.
Amanda hob die Schultern. »Ich mag unerledigte Angelegenheiten nicht.«
»Na schön.« Nachdem er sich eine Zigarre angesteckt hatte, lehnte Sloan sich gegen das Geländer zurück. »Erledige sie.«
»Das ist nicht so einfach.« Ein Windstoß verwehte ihr Haar. Sie schüttelte es ungeduldig zurück. »Ich war verwirrt und wütend, weil ein Fremder im Haus war. In meinem Haus. Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast und ich sehr schroff mit dir umgesprungen bin. Und als ich mich dann ein wenig beruhigte, erkannte ich, dass du verletzt warst, weil ich dich nicht um Hilfe gebeten habe.«
Er stieß den Rauch aus. »Ich werde darüber hinwegkommen.«
»Es ist nur so, dass …«
Amanda brach ab, um auf dem schmalen Balkon hin- und herzugehen. Nein, Sloan machte es ihr wirklich nicht leicht. »Ich bin daran gewöhnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ich war immer diejenige, die eine logische Lösung gefunden hat oder den praktischen Weg. Das ist ein Teil von mir. Wenn etwas getan werden muss, tue ich es. Ich muss es wohl, vermutlich. Es ist nicht so, als würde ich niemals Hilfe wollen. Es ist nur … es ist nur so, dass ich mehr daran gewöhnt bin, um Hilfe gebeten zu werden, als selbst darum zu bitten.«
»Eines der Dinge, die ich an dir bewundere, Amanda, ist die Art, wie du alles erledigst.« Sein Blick war auf ihre Augen gerichtet, während er nachdenklich einen langen Zug nahm. »Warum sagst du nur nicht, wie du meine Angelegenheit erledigen wirst?«
»Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Als sich ihre Stimme hob, kämpfte sie darum, sie ruhig zu halten, und begann erneut, hin- und herzugehen. »Mir gefällt das nicht. Ich weiß immer, was ich zu tun habe, wenn ich es mir nur lange genug überlege. Aber ganz gleich, wie lange ich das alles durchdenke, ich finde keine Antwort.«
»Vielleicht, weil zwei und zwei nicht immer vier ergibt.«
»Das sollte es aber«, beharrte sie. »Für mich war das immer so. Ich weiß nur, dass du mich dazu bringst, mich … anders zu fühlen, als ich mich jemals zuvor gefühlt habe. Das macht mir Angst.« Als sie zu ihm zurückwirbelte, waren ihre Augen groß und dunkel vor Ärger. »Ich weiß, für dich ist das leicht, aber nicht für mich.«
»Leicht für mich?«, wiederholte er. »Glaubst du, das ist leicht für mich?« Mit zwei wütenden Bewegungen schleuderte er seine Zigarre auf den Balkon und trat sie aus. »Von dem Moment an, in dem ich meinen Blick auf dich gerichtet habe, werde ich auf kleiner Flamme geröstet. Das ist nicht leicht für einen Mann, Amanda, glaub mir.«
Weil ihr das Atmen schwer fiel, kam ihre Stimme bloß wie ein Flüstern hervor. »Niemand hat mich jemals so gewollt wie du. Das macht mir Angst.« Sie presste ihre Lippen aufeinander. »Ich habe niemals jemanden so gewollt, wie ich dich will. Das versetzt mich in Entsetzen.«
Er packte ihre Hand. »Erwarte nicht, dass du mir so etwas sagen oder mich so ansehen und mich dann bitten kannst, dich gehen zu lassen.«
Während Panik und Erregung in ihr kämpften, schüttelte sie den Kopf. »Darum habe ich dich nicht gebeten!«
»Dann erkläre es mir genauer.«
»Verdammt, Sloan, ich will nicht, dass du vernünftig bist. Ich will nicht nachdenken. Ich will, dass du mich dazu bringst, auf der Stelle mit dem Nachdenken aufzuhören.« Mit einem Aufstöhnen schlang sie ihre Arme um ihn, presste ihre Lippen auf die seinen und nahm sich genau, was sie wollte.
Sie hatte Angst, dass sie einen gewaltigen Schritt über die Kante einer sehr steilen Klippe hinaus tat.
Da gab es tiefe Freude. Sie tat
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