Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
ist dir denn nicht klar, dass er dir mehr als einen Stoß versetzt hätte?«
Daran hatte sie tatsächlich nicht gedacht. Doch das änderte nichts am Prinzip. »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Es ist schon schlimm genug, wenn Leute an die Tür kommen oder auf dem Grundstück herumschleichen. Aber wenn sie jetzt auch noch anfangen, in das Haus einzubrechen, werden sie dafür büßen müssen.« Sie nickte entschlossen, als sie aufstand. »Ich habe dem Kerl auf jeden Fall einen schönen Schreck eingejagt. Wie der gelaufen ist, ist er jetzt schon halb unten im Dorf. Ich glaube nicht, dass der wiederkommt. Was machen wir mit Fred?«
»Ich kümmere mich um ihn.« Sloan nahm ihr den schlafenden Welpen ab. »Er muss sich einfach ausschlafen. Und du musst die Polizei rufen.«
»Das mache ich nach der Hochzeit.« Sie schüttelte den Kopf, bevor er widersprechen konnte. »Ich werde C. C. und Trent nicht ihr Fest verderben, nur weil irgendein Kerl sich hier im Haus auf Schatzsuche begeben hat. Ich werde allerdings im zweiten Stock nachsehen, ob etwas fehlt. Danach gehe ich wieder in den Garten und achte darauf, dass alles reibungslos abläuft, bis es Zeit wird, Reis auf den Bräutigam und die Braut zu werfen. Hinterher rufe ich dann die Polizei.«
»Das hast du dir alles hübsch und ordentlich zurechtgelegt, wie üblich.« Sloans aufbrausendes Temperament klang in seiner Stimme durch. »Die Dinge laufen allerdings nicht immer so, wie man sich das vorstellt.«
»Ich bringe sie schon zum Laufen.«
»Sicher, das wirst du schaffen. Es geht doch nicht, dass ein versuchter Raubüberfall und ein kleiner Angriff alle deine kurzfristigen Pläne durcheinanderbringen. Genauso wenig wie du es haben kannst, dass dir jemand wie ich deine langfristigen Pläne durcheinanderbringt.«
»Ich begreife wirklich nicht, worüber du dich so aufregst.«
»Natürlich begreifst du es nicht«, konterte er hitzig. »Du hörst jemanden im Haus, wo der Betreffende nichts zu suchen hat, und du erhältst einen harten Stoß, aber du denkst überhaupt nicht daran, mich zu rufen. Du denkst überhaupt nicht daran, irgendjemanden zur Hilfe zu rufen, nicht einmal jemanden, der in dich verliebt ist.«
Der Druck auf ihrer Brust kehrte zurück und ließ ihre Stimme gepresst klingen. »Ich habe nur getan, was ich tun musste.«
»Ja«, stimmte er mit einem langsamen Kopfnicken zu. »Mach nur weiter, du Dickschädel, und tu, was du jetzt zu tun hast. Ich werde dir aus dem Weg gehen.«
8. K APITEL
Und ob ich ihr aus dem Weg gehen werde, versprach Sloan sich später am Abend felsenfest. Diese Frau hatte ihm lange genug sein Gehirn vernebelt.
Er stand auf dem Balkon vor seinem Schlafzimmer und versuchte, den balsamischen Maiabend zu genießen.
Er hatte The Towers so schnell wie möglich verlassen. Oh, er hatte seine Pflicht erfüllt. Amanda war nicht der einzige Mensch, der tun konnte, was von ihm erwartet wurde. Mit Hilfe von Suzanna und den Kindern hatte er den Wagen der Jungverheirateten geschmückt.
Ein Lächeln im Gesicht festgeklebt, hatte er Reis geworfen. Und er hatte Coco sein Taschentuch gegeben, als ihr eigenes für ihre Glückstränen nicht mehr ausreichte. Dann hatte er mit der besorgten Lilah gewartet, bis Fred sein erstes, benommenes Bellen von sich gegeben hatte.
Anschließend war er verschwunden, als wäre der Teufel hinter ihm her.
Amanda brauchte ihn nicht. Die Tatsache, dass er bisher nicht erkannt hatte, wie sehr er es brauchte, dass sie ihn brauchte, machte es nicht einfacher.
Da war er, wartete darauf, sie auf seine Arme heben und wegbringen zu können, und sie jagte Diebe und traf Verabredungen mit Kerlen namens William.
Nun, die Zeiten waren vorbei, in denen er aus sich einen Narren gemacht hatte.
Sie musste einen Job erledigen, und er ebenfalls. Sie hatte ein Leben zu leben, und er ebenfalls.
Es wurde Zeit, die Dinge wieder in die richtige Perspektive zu rücken.
Ein Mann musste verrückt sein, wenn er daran dachte, sich mit einer dermaßen starrsinnigen und eigenwilligen Frau zu belasten. Ein Mann mit klarem Verstand wollte eine nette, ruhige Frau, die ihm nach einem langen Tag etwas Frieden bot, nicht eine, die ihn jedes Mal wütend machte, wenn er auch nur Luft holte.
Also wollte er Amanda Calhoun aus seinen Gedanken verbannen und endlich wieder ein glücklicher Mann sein.
»Sloan!«
Sich mit einer Hand an das Geländer stützend, drehte er sich um.
Sie stand in der Tür, ihre Finger fest ineinander verschränkt. Sie
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