DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
Bokassa mithilfe des französischen Journalisten – und neuen Vertrauten – Roger Delpey eine Medienkampagne gegen Giscard d’Estaing. Am 10. Oktober erklärt Delpey gegenüber dem Canard enchaîné , dass Bokassa den französischen Präsidenten mit Diamanten geschmiert habe. Die Affäre wirbelt viel Staub auf. Bokassas Anti-Giscard-Bombe ist höchst effektvoll explodiert.
Doch als Roger Delpey und sein Freund André Le Meignen Bokassa Anfang 1980 in Abidjan aufsuchen, ist es diesem mit dem erfolgreichen Racheakt keineswegs genug. Er hasst den Präsidenten immer noch mit derselben Leidenschaft wie zuvor. André Le Meignen berichtet von einem Gespräch, bei dem er Bokassa gefragt hatte, woher denn dieser tiefe Hass eigentlich rühre. Bokassa antwortet, Catherine habe ihm einige Tage vor seinem Sturz gestanden: „Papa, ich muss dir etwas sagen. Ich bin Giscards Geliebte.“
André Le Meignen berichtet weiter: „Er erzählte mir, er habe sie gefragt, ob sie verrückt geworden sei oder tatsächlich die Wahrheit sage. Da habe sie ihm geantwortet: ‚Er ist Präsident der Republik, er macht mir den Hof und gibt mir Geld. Ich konnte nicht Nein sagen.‘“
Der weitere Verlauf der Dinge sei laut Bokassa der folgende gewesen. Er habe sofort zum Telefon gegriffen, um den französischen Präsidenten anzurufen und von ihm eine Erklärung zu verlangen. Doch Giscard habe nur geantwortet: „Hören Sie, Bokassa, ich bezahle für Ihr gesamtes Land, ich tue, was ich will.“ Dann habe er aufgelegt. Bokassa behauptet, er habe noch einmal im Élysée-Palast angerufen und gedroht, die ganze Affäre auffliegen zu lassen, wenn Giscard sich nicht bei ihm entschuldige und ihm versichere, dass er diese Liaison beenden werde.
Die Präsidentschaftswahlen 1981 stehen vor der Tür. Giscard kann sich keinerlei Skandal leisten. Doch er lässt sich nicht einschüchtern. Für Bokassa ist dies die wahre Ursache für Giscards unvermittelte 180-Grad-Wendung ihm gegenüber. Dies sei der eigentliche Grund für seine plötzliche Machtenthebung gewesen. Ist das Ganze nur ein Hirngespinst Bokassas, um sich am französischen Präsidenten zu rächen und die Frau zu bestrafen, die ihn nach nur wenigen Wochen in Abidjan verlassen hat?
Seit sie an der Elfenbeinküste angekommen ist, geht Catherine nämlich auf Distanz zu ihrem Gatten. Sie legt ein ärztliches Attest vor, demzufolge sie keinerlei sexuellen Verkehr haben darf. Bokassa vertraut sich Roger Delpey an: „Gestern Abend hat sie mir ein Zertifikat von einem Chirurgen einer Klinik in Neuilly gezeigt. Darin steht, dass sie sich mehrere Monate lang jeglicher sexuellen Aktivität enthalten muss. Sie hat zugegeben, dass dies ein Gefälligkeitsattest war. […] Es wurde vor ihrer Abreise ausgestellt nur zu dem Zweck, dass sie es mir zeigen konnte.“ [15] Das Attest ist der letzte Schlag für Bokassa: Nun hat er nicht einmal mehr das Recht, mit seiner Frau zu schlafen. Eine letzte, intime Demütigung aus Paris.
Am 10. Februar 1980 schreibt er aus Abidjan einen Brief an General Eyadema, den Präsidenten von Togo. Darin hält er seine Beziehung zu Giscard noch einmal chronologisch fest:
„Im Mai 1979 bat Giscard d’Estaing mich in Kigali inständig, meine Frau Catherine nach Frankreich zu schicken. Kaum war sie dort angekommen, setzte der französische Präsident sie in Kenntnis über das, was man mit mir vorhatte: mit der offiziellen Anweisung, mich nicht zu warnen. Im Gegenzug würde sie zahlreiche Privilegien und finanzielle Zuwendungen erhalten. […] Dieses unglaubliche Komplott kann man nicht verstehen, wenn man nicht weiß, dass meine Frau damals die Geliebte von GISCARD D’ESTAING war.“
Die Existenz dieses ärztlichen Attests warf viele Fragen auf. Einige hohe Funktionäre und Mitglieder der Geheimdienste stellten wegen der diesbezüglich kursierenden Gerüchte sogar Ermittlungen an. Major Patrick Rougelet war der Erste, der nach einer Begegnung mit Georges, einem der Söhne Bokassas, die Existenz dieses Attests bestätigte. Georges hatte ihm damals in Paris Dokumente über seinen Vater angeboten, die er mit sich führte.
„Georges bewohnte eine Suite im Hôtel Napoléon in der Avenue Friedland. Mein Freund vom Militär und ich gaben uns als Mitglieder des israelischen Geheimdienstes Mossad aus. Wir kamen mit einem kleinen Koffer zu dem Treffen, der wohl mit Geldscheinen gefüllt war. In dem Stapel Dokumente, die Georges uns anbot, war auch ein Blatt Papier, das den Briefkopf eines
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