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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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    Bokassa sitzt in Libyen und weiß nicht, was er tun soll. Er hat vierhundert Soldaten bei sich, die zur Ausbildung nach Libyen gekommen sind. Irgendwie begreift er noch immer nicht, was passiert ist. Er sucht zuallererst Hilfe bei seinem „Seelenverwandten“ Valéry. Um 19 Uhr 50 kommt er in Évreux an und will den französischen Präsidenten sehen. Sein Flugzeug wird augenblicklich von Polizisten umstellt. Man teilt der Besatzung mit, dass niemand einen Fuß auf französischen Boden setzen darf. Und dass niemand in die Maschine gelassen wird. Eine offizielle Verlautbarung teilt Jean-Bédel mit, dass er „in Frankreich unerwünscht ist und dass er nur für einen Zwischenstopp bleiben kann“. Der gestürzte Diktator ist wie vor den Kopf geschlagen. Die Maschine bleibt einige Tage lang in Évreux. Man lässt Bokassa und seinen Leidensgenossen, die zum Zeitvertreib Karten spielen, Sandwiches bringen. Jede Kommunikationsmöglichkeit wird blockiert. Bokassa ist ein Gefangener.
    Drei Ausreisemöglichkeiten bietet man ihm an: Gabun, Zaire oder die Elfenbeinküste. Er entscheidet sich für Letzteres. Roger Delpey hat Bokassa gefragt, was er empfand, als er in Évreux festsaß: „Ich war Opfer des unerbittlichsten Zerstörungswerkes, das einem Mann widerfahren kann. Ich stelle mir die Frage immer noch, jeden Tag, jede Nacht, jede Stunde. Ich frage mich, weshalb er meine Absetzung unterstützt hat. […] Vielleicht stecken ja geheime Interessen dahinter, aber das wird sich früher oder später schon herausstellen.“
    Am nächsten Tag erreicht Bokassa – ohne Catherine – Abidjan an Bord einer DC8 des französischen Militärs. Anfangs richtet er sich am Boulevard de la Corniche 5 in dem paradiesischen Viertel ein, das von endlosen weißen Stränden gesäumt wird. Er logiert in einem der Präsidentenpaläste, die ihm sein „Vater“ Félix Houphouët-Boigny überlässt, der Staatspräsident der Elfenbeinküste. Bokassa hat immer noch Geld. Der Präsident zahlt ihm eine monatliche Unterstützung von 100.000 Francs, die er stets nach wenigen Tagen schon wieder ausgegeben hat. Und der Gelegenheiten sind viele: Eines Tages will er ein Päckchen vom Postamt abholen, als er von einer Menschenmenge umringt wird. Er genießt diese kurze Rückkehr in die Popularität und erklärt den Anwesenden, dass er sie liebe. Das Päckchen, das ihm ein Freund aus Frankreich geschickt hat, enthält einen kleinen goldenen Adler, Symbol des Kaiserreiches. Die Menschenmenge ruft seinen Namen, was Jean-Bédel in einen wahren Taumel versetzt. Er erklettert ein Tischchen, erklärt noch einmal, dass er die Anwesenden liebe. Dann zieht er seine Brieftasche und wirft alles Geld, das er mit sich führt, in die Menge. Ein andermal kauft er sich einen Rolls-Royce, weil er seinen luxuriösen Fuhrpark so sehr vermisst. Der Präsident der Elfenbeinküste scheint Bokassas Extravaganzen nicht besonders zu schätzen, denn er weist ihm eine neue Wohnstatt in einem billigeren Viertel zu. Der Rolls-Royce wird gegen einen Toyota Cressida ausgetauscht. Bei Besuchen ausländischer Staatsoberhäupter sorgt er dafür, dass Jean-Bédel nicht plötzlich auf der Bildfläche auftaucht.
    Ende November 1979 kommt auch Catherine zu ihm an die Elfenbeinküste. Sie findet einen Mann vor, der sich in einem fort betrinkt. „Papa und Catherine hatten getrennte Schlafzimmer. Das Leben dort war schrecklich“, berichtet Jean-Charles, der seine Mutter begleitet. Catherine kam damals aus einer Klinik in Paris, wo sie angeblich wegen Depressionen behandelt wurde. Als sie in Bokassas neuem Heim eintrifft, erkennt er sie fast nicht wieder. Sie hat dreizehn Kilo abgenommen. Den großen Haushalt in Frankreich mit mehreren Wohnhäusern hat sie aufgelöst. Der Verkauf der Schlösser von Hardricourt und La Cottencière wurde eingeleitet. Außerdem hat sie das Konto in Romorantin aufgelöst, auf dem mehrere Hunderttausend Francs lagen, einen Teil des Fuhrparks verkauft, der an den Geschäftsmann Bernard Tapie ging. Im Gepäck, das ohne Durchsuchung durch den Zoll ging, da Catherine einen Diplomatenpass besaß, hatte sie die beiden Kronen und das Szepter. Ein Juwelenschleifer des Hauses Arthus-Bertrand wird von Houphouët-Boigny eingeflogen, damit er die Kostbarkeiten fachgerecht auseinandernimmt. Die wertvollen Juwelen werden einzeln verkauft, und ein endloser Streit um die Aufteilung des Erlöses beginnt.
    Kaum an der Elfenbeinküste angekommen, initiiert

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