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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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realisiert werden würde. Benito hatte für sie beide eine Entscheidung getroffen. In seiner Vorstellung ist damit alles geregelt. Aber wie soll er dies einer Sechzehnjährigen vermitteln? „Rede du nur, sagte ich mir. Im Augenblick bist du weg, und dann werden wir ja sehen.“ Und schon beim Einschlafen denkt Rachele nicht mehr an Benitos Heiratspläne.
    Bis zu dem Tag im Jahr darauf, als Benito ihre Mutter mit vorgehaltener Pistole um die Hand ihrer Tochter bittet. Sobald die beiden zusammenwohnen, wird Rachele klar, mit welchem Kaliber von Mann sie nun künftig ihre Tage zubringen wird. Ihr Verlobter ist ununterbrochen auf irgendwelchen Geheimtreffen zugange, die schon mal von den Carabinieri mit gezücktem Säbel gesprengt werden. Sie fürchtet stets, ihm könnte etwas zustoßen: „Eines Nachts dachte ich, sie hätten ihn geschnappt. Ich hatte bis zum Morgengrauen gewartet, weinend und schluchzend. Ich war sicher, dass er entweder im Gefängnis war oder im Leichenschauhaus.“ Da hört die junge Frau Lärm auf der Treppe. Sie steht auf und öffnet die Wohnungstür. Ihren Augen bietet sich ein unbeschreibliches Spektakel. Zwei völlig unbekannte Männer schleifen den käsebleichen Benito über die Treppe hinauf. „Machen Sie sich keine Sorgen, gnädige Frau. Es ist nicht weiter schlimm. Er hat nur sehr viel geredet heute Abend und gar nicht gemerkt, wie viel Cognac er zum Kaffee getrunken hatte.“
    Rachele ist zwar etwas verwundert, aber im Grunde erleichtert. Was nun folgt, erschüttert sie zutiefst. Benito verwandelt sich vor ihren Augen in einen tobenden Wilden: „Er schlug alles kurz und klein und brüllte dabei wie ein Besessener.“ Alles geht dabei drauf: die Möbel, das bisschen Geschirr, sogar der Spiegel. Entsetzt weckt Rachele ihre Nachbarin, die einen Arzt holt. Gemeinsam gelingt es ihnen, Benito, der allmählich ruhiger wird, ans Bett zu fesseln. Als er wieder nüchtern wird, kann er kaum fassen, dass er für diese Zerstörung verantwortlich sein soll.
    Betreten versucht er seine Verlobte zu beruhigen, die auf ihn einschimpft: „Merk dir eines: Ich will keinen Alkoholiker zum Mann. Als ich klein war, hatte ich eine Tante, die trank, und das hat mir gereicht. Ich weiß, dass du große Qualitäten besitzt. Ich bin sogar bereit, über deine Frauengeschichten hinwegzugehen, aber wenn du noch einmal in einem derartigen Zustand hier auftauchst, bringe ich dich um.“ Benito ist keinesfalls der Einzige, der drohen kann. Und die energische Bauerntochter wird nicht als Gattin eines Alkoholikers enden. Von einigen offiziellen Anlässen abgesehen, bei denen Mussolini ein Glas Wein trinken muss, wird er nicht mehr trinken. An jenem Abend nahm die legendäre Nüchternheit des „Duce“ ihren Anfang.
    Der Beginn ihres gemeinsamen Lebens fiel für Benito und Rachele also recht abenteuerlich aus. Sie waren von ihren Familien verstoßen worden, hatten keinen Pfennig Geld. Die Liebe musste groß sein zwischen den beiden, die mittlerweile auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet schienen. Benito allerdings sieht dies anders: „Geliebt habe ich sie nie. Die Sache zwischen uns war rein körperlich. Sie war ein hübsches Mädel, rundum gut gepolstert und – wie man so sagt – ein echter Hingucker. Das war eine sinnliche Geschichte, mehr nicht. Verstanden haben wir uns nie und reden konnten wir auch nicht.“
    Für Benito geht es also angeblich um eine rein körperliche Anziehung, eine Leidenschaft, die sich im Laufe der Zeit vermutlich legen würde. Umso mehr als Mussolinis Abenteuer immer zahlreicher werden. Zärtlichkeit hat er für Rachele nicht übrig. Mussolini beginnt seinen Aufstieg als Journalist mit einer Gefährtin an seiner Seite, die praktischerweise die Augen schließt vor seiner ständigen Abwesenheit, seinen donjuanesken Eskapaden. Doch manche seiner Geliebten sind vergleichsweise aufdringlich.
    Benitos Gefangene
    Zum Beispiel Ida Dalser, die Österreicherin, die er in Trient kennenlernt. 1909 haben sie eine kurze Affäre. Danach eröffnet Ida in Mailand einen Massagesalon: „Mademoiselle Idas orientalischer Hygiene und Schönheitssalon“. Der Krieg hat bereits begonnen. Mussolini ist Chefredakteur des Avanti! und setzt sich für den Kriegseintritt Italiens ein. Gleichzeitig aber erfährt er eine reine Liebe, die nichts von ihm fordert. Die junge Frau betet ihn an und tut alles, um ihren Geliebten glücklich zu sehen. Die Wände ihrer Wohnung in der Via Foscolo sind mit Fotos ihres „Ben“

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