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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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durch Papa und andere?
    4. Von den Vorurteilen der Gesellschaft?
    5. Von den Fesseln des Gesetzes, der Gerichte und der Polizei?
    6. Von der Ernsthaftigkeit der Absicht?
    7. Von einer eventuellen Schwangerschaft?
    8. Freiheit zum Ehebruch? Und so weiter …“
    Diese weiblichen Überlegungen zum Recht auf freie Liebe sind für Lenin nichts weiter als „Dummheiten und Quatsch“. Nicht mehr. Da könnte man ja gleich die „Prostituierten gewerkschaftlich organisieren“ wollen [20] ? Dies ist wohl einer der weniger bekannten Züge des Leninismus – seine Ablehnung der sexuellen Freiheit der Frau.
    Und Lenin schuf das Weib
    Nach Jahren der Flucht quer durch Europa und vielen Gefängnisaufenthalten hat Lenin sich bei den militanten Feministinnen innerhalb der kommunistischen Bewegung einen gewissen Ruf geschaffen: Er gilt als „wahrer Hypnotiseur“, von dem man nicht mehr loskomme, weshalb es besser sei, auf Distanz zu achten [21] . Rosa Luxemburg, Feministin und berühmte Aktivistin des deutschen Sozialismus, bemerkt 1907 auf dem Treffen der 2. Internationale in Stuttgart den noch unbekannten Kämpfer für die kommunistische Sache. Zu einer Freundin sagt sie: „Schau dir den da drüben an. Das ist Lenin. Was für ein energischer Kopf! Ein echter russischer Bauernschädel mit asiatischen Zügen. Dieser Schädel will Mauern einrennen. Möglicherweise zerbricht er dabei, aber er wird nicht von seinem Vorhaben ablassen.“
    Seit seiner Kindheit hat Lenin es verstanden, sich die Unterstützung und Mitarbeit der Frauen zu sichern, die sich immer zahlreicher um ihn scharen. Und Lenin vertraut nur ihnen. Er braucht eine Schar von Getreuen, die keine politischen Rivalen sind. Er hat schon früh begriffen, wie viel nützliches politisches Potenzial in der unterdrückten Masse der Frauen liegt, und so wird er zum Feministen: „Ohne die Frauen wird es keine Massenbewegung geben … Ohne die Millionen Frauen können wir keine Diktatur des Proletariats errichten“, meint er. Lenin zufolge muss die Frau sich vor allem als Arbeiterin emanzipieren – also runter vom Feld und rein in die Fabrik mit ihr. Sein Bestreben, die Frauen in die proletarische Revolution einzubinden, wird ihn zum Liebling eben jener Damen machen, die alles für ihn tun.
    Doch soweit es die Zukunft der Frau angeht, erweist Lenin sich als Visionär mit wenig Fantasie. So wenig, dass man daran zweifeln könnte, ob er sich überhaupt ins weibliche Geschlecht hineinversetzen kann. Die Ausbeutung eines Geschlechts durch das andere jedenfalls scheint für ihn ein vernachlässigbares Problem zu sein, das der Beschäftigung nicht wert ist:
    „Ich misstraue den Theorien über die Sexualität und all den Schriften zu diesem Thema, die auf dem bürgerlichen Misthaufen so munter sprießen. […] Diese Unmenge von Theorien, die zum größten Teil Hypothesen und noch dazu vollkommen unbegründet sind, entstehen meiner Ansicht nach aus dem persönlichen Bedürfnis, die eigenen Anomalien und Grenzüberschreitungen vor der bürgerlichen Moral zu rechtfertigen.“ Es grenzt ans Konterrevolutionäre, wenn man sich zu sehr mit Fragen der Sexualität beschäftigt. „Dies kann ausgesprochen subversiv wirken, da es im Grunde ausgesprochen bürgerlich ist. Diese Frage ist vor allem eine Modeerscheinung unter Intellektuellen.“
    Nichtsdestotrotz zieht Lenin die Sympathien der feministischen Musen der ersten Stunde auf sich, neben Inessa Armand sind ihm auch Alexandra Kollontai und Angelica Balabanoff wohlgesinnt. Sie werden ihm dabei assistieren, das weibliche Geschlecht politisch zu verführen, indem sie seine Vorstellungen von der Revolution mit dem feministischen Gedankengut der Jahrhundertwende verbrämen.
    Alexandra Kollontai, die einst persönliche Assistentin Lenins war, tritt für eine andere Auffassung ein. Sie fordert eine Art „sexuellen Kommunismus“. Sie will die Hindernisse niederreißen, die im zaristischen Russland Freiheit und sexuelle Selbstverwirklichung behindern.
    Obwohl er als Revolutionär mit so vielen Frauen zu tun hat, legt Lenin gegenüber Fragen der Sexualität und des Ehelebens immer eine gewisse Geringschätzung an den Tag. Seine Vorstellungen zu diesem Thema haben sich schon vor Jahren geformt, und er sieht keinen Grund, davon abzuweichen. Als man ihm vorschlägt, diese Thematik in sein Programm aufzunehmen, lässt er an seinem Standpunkt keinen Zweifel:
    „Ich bitte Sie: Ist jetzt tatsächlich der Moment, um die Arbeiterinnen mit der

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