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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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„Gerade an diesem gottverlassenen Ort.“
    Die junge Frau besucht Stalin häufig auf seinem Zimmer. Das Dekor passt so gar nicht zu dem schicken jungen Mann, den die Sukhowa kennengelernt hat. Doch Stalin weiß geschickt zu verschleiern, in welchen Verhältnissen er lebt. Er ist ärmer als arm, schläft auf einer mit Brettern bedeckten Holzkiste, auf der ein Strohsack liegt. Dazu noch ein Kopfkissen mit rosa Bezug. Dort liegt er den lieben langen Tag, wann immer sie ihn auch aufsucht. Gegen die Kälte trägt er seinen Mantel und verschanzt sich hinter seinen Büchern. Trotz dieser tristen Umgebung liebt sie die Gespräche mit ihm und kommt immer wieder, weil sie mit ihm – dem Verführer in Lumpen – lachen, plaudern, reden will. Doch eines Tages ist er verschwunden … Stalin ist noch nicht bereit, sich fest zu binden, zumindest nicht an sie. Zur Entschuldigung wirft er ein paar Worte auf einen Zettel. „Anders als ich Dir versprochen habe – woran ich mich noch sehr gut erinnere –, habe ich Dir nicht einmal eine Karte geschickt. Ich bin ein Ungeheuer! Aber so ist es nun mal, und wenn Du das willst, biete ich Dir hiermit meine Entschuldigung an. Wir bleiben in Kontakt.“ [7] Sie wird ihn nie wiedersehen.
    Die Armut hindert Stalin nicht daran, den guten Dingen des Lebens zuzusprechen. Schon vor seiner Verhaftung genehmigte er sich gelegentlich nächtliche Abschweifungen vom steinigen Weg des Revolutionärs und Umstürzlers. Mit Genosse Spandarian tafelt er jeden Abend in den besten Restaurants von Baku. Dort kann man nicht nur frei reden, sondern auch gut essen. Man singt dort gerne, und der Gesang zieht immer wieder schöne Frauen in ihren Bann.
    Boris Baschanow, Sekretär des Politbüros, zeichnet das Bild eines Stalin, der keinerlei Laster hatte: „Er liebte weder Geld noch andere Vergnügungen wie Sport oder Frauen. Andere Frauen, neben der seinen, existierten für ihn nicht.“ [8] Doch diese Schilderung deckt sich nicht ganz mit den Fakten, denn tatsächlich herrschte in der Umgebung des jungen Stalin nie Frauenmangel. Er ist in der Kunst der Verführung bewandert. Nicht einmal, als er im Gefängnis saß, musste er auf eine Geliebte verzichten, meist hatte er deren sogar mehrere. Im Exil entwickelt er sich fast schon zum Wüstling. So lernte er während einer Zusammenkunft der Solvy-Exilanten und der Polizei Stefania Petrowskaja [9] kennen. Die dreiundzwanzigjährige Adlige aus Odessa hatte mit Stalin eine ernst zu nehmende Affäre, denn immerhin bat er sie um ihre Hand. Ihr katholischer Vater besaß ein großes Haus im Stadtzentrum. Sie hatte eine ausgezeichnete Schule besucht und war Gasthörerin an der Universität. Petrowskaja war, den Polizeiberichten zufolge, in Moskau verhaftet und zu zwei Jahren Verbannung verurteilt worden. Kaum ist sie im Exil angekommen, verfliegt jeder Schmerz. Die Beziehung der beiden ist so intensiv, dass sie beschließt, über den Ablauf ihrer Strafe hinaus zu bleiben, um auf Iossif zu warten. Als er in den Kaukasus zurückkehrt, folgt sie ihm und bleibt eine Weile. Doch am Ende wird auch sie das gefährliche Leben des Umstürzlers als zu anstrengend empfinden.
    Stalin war, was Frauen anging, „einfach unglaublich“, wie sich sein Genosse Molotow erinnert, obwohl sein Gesicht von Sommersprossen übersät war. „Sosso war sehr attraktiv“, würde später Genia Allilujewa, seine künftige Schwägerin, sagen. Ein schmaler, energischer Typ mit einer unglaublichen Mähne. Alle redeten von seinen funkelnden, honigfarbenen Augen. Sogar seine hässlichen Koteletten kommen an – zugleich mit seiner rätselhaften Miene, seiner Arroganz, Grobheit und katzengleichen Wachsamkeit. Er erweckt einen merkwürdigen, exzentrischen Eindruck. Seine offensichtliche Unfähigkeit, für sich zu sorgen, weckt in den Frauen den Wunsch, sich um diesen einsamen, mageren, schmuddeligen Mann zu kümmern. Vielleicht reizt es sie auch, dass er sich so gar nicht für ihre Person oder Persönlichkeit interessiert.
    Wie alle Georgier gilt er als leidenschaftlich, ein Ruf, den er weidlich ausnützt. Wenn er flirtet, mischt sich traditionelle Ritterlichkeit mit jugendlicher Rüpelhaftigkeit, die ins Aggressive umschlägt, wenn er getrunken hat. Seine Lieder und Gedichte, seine Art, die Roben der Damen zu bewundern und ihnen entsprechende Komplimente zu machen, seine seidenen Taschentücher und die Blumen, die er schenkt, lassen ihn fast immer ans Ziel gelangen.
    Doch wenn die Frauen einen georgischen

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