Die Frauen des Journalisten (German Edition)
sie das Telefon läuten. Hastig versuchte sie die Tür zu öffnen, aber schon während sie das Haus betrat, war es wieder still. Sie drückte die Wahlwiederholung an dem Gerät und tatsächlich erreichte sie gleich darauf Elena.
„Guten Abend, hier ist Dominique. Haben Sie eben hier angerufen?“
„Ja, ich dachte, Sie schlafen schon.“, kam die Antwort lachend zurück.
„Noch nicht, wir waren bis eben unterwegs.“
Dann bat sie Elena um das Zusammentreffen mit den Voigts für den morgigen Nachmittag.
„Ich habe schon alle darauf vorbereiten können. Wir erwarten Sie also morgen.“
Nachdem sie den Hörer wieder aufgelegt hatte, wandte sie sich zufrieden an Galuba.
„So, nun ist alles geregelt.“
„Noch nicht, wir müssen noch Lienhardt von unserer Verabredung informieren.“ Er sah auf die Zeitanzeige des Telefonapparates.
„Wenn er nicht im Hotel ist, hinterlasse bitte eine ausführliche Nachricht beim Portier. Wenn wir zurück sind, werde ich an seinem Hotel aussteigen und mit ihm zusammen zu euch stoßen.“
„Kannst du ihn nicht anrufen?“, fragte sie zurückhaltend.
„Nein, das tust du bitte. Er wird sich mit Sicherheit über deine Informationen freuen. Gegen zwölf Uhr sind wir an seinem Hotel.“
Galuba hatte bereits die Tür zu dem kleinen Gästezimmer erreicht und zog sie lautlos hinter sich zu.
Nur undeutlich hörte er die Stimme von Dominique durch die geschlossene Tür und wenige Augenblicke später lag er schon in seinem Bett.
***
Irgendwie fühlte er sich wie neben der Spur, wie einer, der sich die Sache von außen ansehen durfte. Er war der, der nicht mitmachen durfte. Aber eigentlich war das doch sein Fall, er sollte doch nach Beweisen für Wortmanns Unschuld suchen. Er versuchte sich die Frage, die in seinem Kopf herumspukte, rational zu beantworten; hatte er sich alles aus der Hand nehmen lassen? Wie hätte er die Amerikanerin aber daran hindern sollen sich einzumischen, wenn Röder ihr vertraute.
Mit Wucht schlug er seine Autotür zu, Schluss mit diesen blödsinnigen Gedanken. In der kurzen Zeit, in der er in Leipzig war und Galuba kannte, hatte er gemerkt, dass man sich auf den verlassen konnte. Vor dessen Abreise nach Berlin hatten sie schließlich vereinbart nach der Rückkehr der beiden gemeinsam zu einem Abschluss zu kommen. Galuba war in Ordnung und er gestand sich ein, dass er ihn sogar vermisste. Sonst war er einer, der immer allein zurecht gekommen war, aber nun fehlte ihm eben etwas.
Der zunehmende innerstädtische Verkehr nahm seine Aufmerksamkeit mehr und mehr in Anspruch, das lenkte seine Gedanken in die Richtung, in die er fahren wollte. Immer noch war es taghell, die längsten Tage des Jahres laut Kalender. Durch einen Hotelgast, den er beim Frühstück kennen gelernt hatte, war er auf die Idee gebracht worden sich in einem bestimmten Milieu Leipzigs umzusehen.
Die Rotlichtszene war neu für die im Osten, so dass ihn auch ein wenig Neugier trieb. Er hatte sich erzählen lassen, dass man von einem richtigen Rotlichtmilieu eigentlich nicht sprechen konnte. Überall hatten Russen und ehemalige Jugoslawen ihre Finger im Spiel, ähnlich wie in Ostberlin, das kannte er bereits. Während er noch durch die Leipziger Straßen fuhr, war es draußen rasch dunkel geworden. Ihm war das nicht besonders aufgefallen, erst als er sich nach einem geeigneten Parkplatz umsah, bemerkte er es. Plötzlich fielen prasselnd erste dicke Regentropfen auf sei Autodach. Binnen kurzer Zeit entlud sich nun ein heftiges Gewitter, so dass er einfach bei der nächsten besten Gelegenheit anhielt. Der Regen nahm an Stärke ständig zu, aus einem Gullydeckel links vor ihm sprudelte das Wasser sogar in kleine Fontänen heraus. Ringsherum blitzte und krachte es. Lienhardt machte es sich in seinem Auto bequem.
„Das kann dauern.“, murmelte er vor sich hin und: „Wenn ich schon mal was unternehmen will!“
Das Gewitter zog tatsächlich kaum weiter. Mehr als eine Stunde saß er so, sah dem Naturschauspiel zu. Als es später nur noch vor sich hin tröpfelte, war ihm die Lust an seinem Vorhaben vergangen. Schließlich startete er den Motor, wendete und fuhr zurück zu seinem Hotel. Es war die gleiche Zeit, in der in Berlin Galuba und Dominique Wortmanns Haus erreichten.
Im Restaurant seines Hotels saßen nur noch wenige Gäste, daher entschloss er sich missmutig gleich auf sein Zimmer zu gehen. Von der Bedienung ließ er sich zwei Flaschen Bier geben. Unentschlossen blieb
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