Die Frauen des Journalisten (German Edition)
er dann am Treppenaufgang stehen. Neben der kleinen Sitzgruppe hingen an einem Ständer einige Tageszeitungen, die er lustlos betrachtete. Er stellte die Flaschen auf den kleinen runden Tisch.
„Herr Lienhardt...?“.
Dann griff er nach einer der Zeitungen.
„Herr Lienhardt, hier kommt ein Anruf für sie.“
Nun erreichten ihn die Worte, er drehte sich um.
„Wie bitte?“
„Ein Gespräch für Sie, möchten Sie hier sprechen?“ Der Portier hielt ihm den Hörer entgegen. Noch gedanklich abwesend ging er hinüber zur Rezeption und nahm den Hörer an.
„Ja, bitte?“
„Dominique Enright. Schön, dass ich Sie noch erreiche. Wir sind morgen wieder zurück und Herr Galuba möchte Sie so gegen zwölf Uhr treffen. Er wird Sie dann über alles genau unterrichten. Ist das für Sie okay?“
„Na sicher, ich danke Ihnen für Ihren Anruf. Ich...“
„Sehr schön, es ist schon spät und wir sehen uns morgen. Gute Nacht.“
„Danke und gute Nacht!“
Lienhardt legte den Hörer zurück. Bei dieser Frau hatte er immer den Eindruck, als sei er ihr Angestellter und das machte ihn nervös. Na gut, Galuba kam zurück, mehr war nicht wichtig. Mit seinen beiden Flaschen in der rechten Hand zog er sich mit der linken am Treppengeländer hinauf.
Am nächsten Morgen war er schon ziemlich früh aufgestanden und zum Frühstück gegangen. Sein Schlaf war unruhig gewesen, immer wieder kamen ihm irgendwelche unsinnigen Vermutungen in den Kopf . Er aß kaum etwas, trank viel Kaffee. Noch mehr als drei Stunden waren zu überbrücken, was sollte er bis dahin tun? Draußen schien wieder die Sonne, aber die wenigen Menschen, die er sah, hatten Jacken an. Also war es kühler geworden. Entschlossen stellte er seine Tasse auf den Teller, schob seinen Stuhl zurück und ging gleich durch den Seiteneingang nach draußen. Ohne Jacke vergrub er seine Hände in den Taschen. Er würde einfach der Straßenbahnlinie folgen und darauf warten, dass die Sonne ihn wärmte.
Eine halbe Stunde vor Zwölf war er zurück und man konnte sehen, dass er wieder ganz bei sich war. Er war bis zum Jüdischen Friedhof gegangen, hatte sich dort etwas umgesehen. Die Luft war heute so klar wie frisch gewaschen und er empfand die Temperatur inzwischen als angenehm. Deshalb blieb er im Außenbereich des Hotels und setzte sich an einen Tisch, der voll in der Sonne stand. Die Minuten schlichen vorbei, ständig zwang es ihn auf die Uhr zu sehen. Etwa zwanzig Minuten nach zwölf hielt ein Auto direkt vor dem Hotel, aber er zwang sich nicht hinzusehen. Kurz darauf fuhr das Auto weiter und er hörte schnelle Schritte auf sich zukommen.
„Du wartest wohl auf jemanden?“, hörte er Galubas spöttische Stimme hinter sich.
„Spät kommt Ihr...“, grinste er dann Galuba an.
„Mann, freue ich mich, dich wieder zu sehen.“
Die beiden schlugen sich gegenseitig auf die Schultern und setzten sich einander gegenüber an den Tisch.
„Na los, fang an!“, drängte Lienhardt.
„Zuerst brauche ich mal einen Kaffee, dann geht es los.“ Er ging zu dem offenen Fenster und bestellte seinen Kaffee, begann dann aber doch seinen Bericht, als er zurück kam. Sehr viel war es ja nicht, was Galuba zu berichten hatte, Lienhardt erkannte das bald und ließ es sein Gegenüber auch sehen. Sein Blick schweifte ab zu den Gästen, die sich inzwischen an den Nachbartischen eingefunden hatten.
„Langweilt es dich?“
„Nein, nein...“, antwortete er gedehnt und hob abwehrend die Hände.
„Sie ist jetzt hier, das zählt.“ Galubas Stimme klang ungeduldig.
„Ich habe da meine Bedenken, wir sind keinen Schritt weiter. Siehst du das nicht?“
„Nun warte es doch erst mal ab. Manchmal nervt deine Skepsis schon. Lass uns jetzt was essen, das bringt dich auf andere Gedanken.“ Und er winkte der Kellnerin.
„Na gut, und um 15 Uhr werden wir dort erwartet? Hoffen wir darauf, dass euer Plan gelingt.“
***
Das Hotel gehörte schon seit vielen Jahren zum Stadtbild, und für Claudia war es ein gewohnter Anblick, nur war sie nie in diesem Haus gewesen. Als das Auto vor dem Eingang des Hotels hielt, blieb sie zuerst steif auf ihrem Platz sitzen, dann fragte sie mit großen Augen Dominique ungläubig.
„Hier erwartet mich Irene?“
„Vertrauen Sie mir.“ Dominique nahm Claudias Hand und drückte sie beruhigend.
„Ich wohne auch hier. Zuerst werden wir uns oben etwas frisch machen und danach im Restaurant essen. Bis Galuba hier eintrifft, dauert es noch
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