Die Frauen des Journalisten (German Edition)
Gericht. Später dann wird sie wieder nach Leipzig ziehen. Im Haus neben der Familie Voigt wird für sie eine Wohnung reserviert.“
Nach einer kurzen Pause stand Röder auf.
„So meine Herren, für mich ist jetzt Feierabend. Paul, wir sehen uns morgen zum Frühstück. Herr Galuba, für uns war es leider nur ein kurzes Zusammentreffen, aber es hat mich sehr gefreut, Sie kennen gelernt zu haben. Ich hoffe, ihr beiden bleibt in Kontakt.“
***
Die Tür, die sich fast in der Mitte des Backsteingebäudes befand, öffnete sich, Michael Wortmann betrat die Straße mit seiner Reisetasche in der linken Hand. Sein Blick fiel auf die Reihe geparkter Autos, dahinter die Vorgärten zu den freundlichen Siedlungshäusern. In den Vorgärten blühte es üppig, Hortensien, Phlox und Rosen sah er. Er lächelte, so hatte er es sich vorgestellt, als er die Straße von oben nicht richtig einsehen konnte. Der Sommer war noch nicht vorbei. Tief atmete er die warme Luft ein, sah sich dann weiter um. Etwas links von ihm erkannte er den Freund, der hinter seinem Auto stand. So hatten sie es verabredet. Röder erwartete vor der JVA den Freigelassenen. Wortmann schlenderte auf ihn zu, begrüßte den Freund mit einem kräftigen Handschlag.
„Und zufrieden? Fühlst du dich wie in einem dieser Filme?“
Wortmann lachte laut, schob Röder zur Fahrerseite.
„Na los, steig ein und fahr mich nach Hause. Ich hoffe, du hast die richtige Musik mitgebracht.“
Nachdem Röder das Auto gestartet hatte, schob Wortmann die erste Kassette in die Stereoanlage und plötzlich war das Auto voller Musik. Aus den Lautsprechern dröhnte „Let´s work together“.
Die beiden Männer sahen sich kurz an, stießen sich mit den Fäusten und fielen gleichzeitig in den Song mit ein. Am Ende des Stückes kam es wie beiläufig aus Wortmanns Mund, kaum hörbar.
„Danke für alles.“
Röder sah ihn kurz an, mit ernster Miene und antwortete in der gleichen Tonlage.
„Halt die Klappe!“
Alles war zwischen ihnen gesagt.
Langsam bewegte sich das Auto auf Wortmanns Haus zu, das heute im vollen Sonnenlicht stand. Schön sah es aus, mit den ausladenden Bäumen und Sträuchern davor. Es gehörte in diese Siedlung und fügte sich in die Reihe der Häuser ein wie immer, es war sein Zuhause, sonst nichts. Warum hatte er vor Wochen immer einen anderen Eindruck davon gehabt?
„Freust du dich es zu sehen?“, fragte Röder.
Wortmann zuckte mit den Schultern.
„Ein Haus wie die anderen, mein Zuhause, mein Arbeitsplatz. Weil ich das vorher nicht gekannt habe, war es vermutlich etwas Besonderes für mich. Es bleibt dabei, du kommst morgen wie verabredet.“
Sie nickten sich kurz zu, dann stieg er aus und Röder fuhr weg. An der Haustür angekommen klingelte er nicht, zögerte. Vielleicht war die Garagentür unverschlossen, er versuchte es. Die Tür ließ sich öffnen. Er betrat also sein Haus leise wie ein Dieb durch die angrenzende Küchentür. Da stand sie direkt vor ihm, an den Küchenschrank gelehnt. Von hier aus hatte sie seine Ankunft beobachtet. Breitbeinig blieb er in der Küchentür stehen, sah sie an.
„Erwartest du Besuch?“
Seine Stimme klang spöttisch und hart. Dann ging er langsam auf sie zu und im nächsten Moment, noch bevor sie antworten konnte, verschloss er ihren Mund mit einem besitzergreifenden Kuss. Willenlos schlang sie beide Arme um seinen Hals und ließ sich von ihm in sein Wohnzimmer auf die Couch tragen.
Draußen begann es langsam dunkel zu werden, als sie mit zwei Gläsern und einer Flasche Champagner zu ihm zurück kam. Nun lag er entspannt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt vor ihr und sah sehr jung aus. Lächelnd betrachtete sie ihn eine Weile, um ihm dann die Flasche hinzuhalten, damit er die Gläser füllte. Sie hatte sich eines seiner Hemden übergezogen, von dem ihr die Ärmel fast bis an die Fingerspitzen reichten. Mit ihrem Glas in der Hand setzte sie sich dann ihm gegenüber in einen der Sessel.
“Ist alles weg?“, fragte er wie nebenbei.
„Ja, wie besprochen. Du kannst ja später noch einmal nachsehen, ob wir nichts vergessen haben. Und für das Haus hat Röder auch schon einen Mieter gefunden.“
Wortmann, immer noch unbekleidet, leerte sein Glas in einem Zug, erhob sich und verließ das Zimmer ohne etwas zu erwidern. Sie hörte, wie er in der Dusche das Wasser aufdrehte und nach wenigen Minuten wieder herauskam. In seinen Bademantel gewickelt betrat er langsam sein Büro. Fast ein halbes Jahr
Weitere Kostenlose Bücher