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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Heimweg.
    Draußen war es heiß, obwohl es schon nach zehn Uhr abends war. Torkel genoss den Spaziergang nach Hause. Zog ihn in die Länge. Überlegte, ob er unterwegs noch ein Bier trinken sollte, um die Rückkehr in die leere Wohnung noch ein bisschen hinauszuzögern. Er war tief in Gedanken versunken, als plötzlich eine Haustür aufging und er beinahe mit der Person zusammengestoßen wäre, die gerade herauskam. Eine Person, die er kannte.
    «Micke! Hallo.»
    «Ach, hallo. Hallo …» Micke wirkte überrascht. Sein Blick flackerte, als könnte er den Mann vor sich nicht richtig zuordnen. Und das, obwohl er Torkel eigentlich gut kannte. Sie waren sich schon mehrmals begegnet, zuletzt in Västerås. Damals hatte Ursula Micke dorthin bestellt – was als eine Art Racheaktion gegen Torkel gedacht gewesen war, weil dieser Sebastian in die Ermittlung mit einbezogen hatte. Als Micke schließlich da war, ging die Sache gehörig schief, denn Ursula wollte ihn eigentlich gar nicht in ihrer Nähe haben. Micke war verunsichert gewesen, was er denn überhaupt in Västerås sollte, und sie hatte ihn mit seinen Grübeleien zu lange im Hotelzimmer allein gelassen. Dort hatte es leider eine Minibar gegeben, und Micke hatte einen kleinen Rückfall erlitten. Völlig betrunken war er schließlich Torkel in die Arme gelaufen. Vielleicht war er deshalb so verlegen, ihn jetzt wiederzutreffen.
    «Soso, und du bist ausnahmsweise auch mal in Söder?», fragte Torkel in dem Versuch, die Situation etwas aufzulockern.
    «Ja, ich habe hier gerade einen Freund besucht.» Micke nickte zu der Tür, aus der er gerade gekommen war. «Zum Fußball gucken.»
    «Ach, welches Spiel habt ihr denn gesehen?»
    «Nein, es war ein … Ich weiß nicht recht, wir haben uns nicht so sehr darauf konzentriert.»
    «Nee.»
    Schweigen. Mickes Blick fixierte einen Punkt hinter Torkels Rücken, als wünschte er sich weit weg.
    «Na ja, aber ich muss jetzt auch mal nach Hause.»
    «Okay. Sag Ursula schöne Grüße von mir!»
    «Mache ich. Tschüs!»
    Micke ging davon. Torkel blickte ihm hinterher. Hatte er sich das nur eingebildet, oder hatte Micke ein bisschen angestrengt gewirkt? Torkel spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
    Ahnte Micke etwas?
    Wusste er, dass Torkel mit seiner Frau ins Bett ging? Aber dann hätte Micke ihn doch wohl damit konfrontiert, dachte Torkel. Wäre wütend gewesen. Oder wenigstens abweisend. Nein, er schien eher peinlich berührt zu sein. Wahrscheinlich wusste er nichts. Aber letzte Nacht musste Ursula nach Hause gekommen sein und sich neben ihn ins Bett gelegt haben. Frisch geduscht. Wunderte er sich über so etwas nicht? War er gar nicht erst wach geworden? Oder hatte er so viel Vertrauen zu ihr, dass der Gedanke, sie könnte ihm untreu sein, in seiner Vorstellungswelt gar nicht erst existierte? Torkel wusste es nicht. Doch selbst wenn Micke etwas ahnte, vielleicht sogar davon überzeugt war, dass Ursula einen anderen hatte, gab es eigentlich nichts, was darauf hindeutete, dass es sich ausgerechnet um Torkel handelte. Es musste einen anderen Grund dafür geben, dass Micke es so eilig gehabt hatte, von ihm wegzukommen. Es hatte nichts mit Ursula und Torkel zu tun.
    Mit dieser Gewissheit setzte Torkel seinen Weg fort. An der nächsten Ecke lag ein Restaurant, die Tische auf dem Bürgersteig waren gut besetzt. Ein Bier konnte er sich gönnen, vielleicht auch etwas zu essen. Er hatte es nicht eilig, irgendwo hinzukommen. Es wartete ja sowieso niemand auf ihn.

E dward arbeitete wie immer bis ein Uhr nachts. Das war seine Routine, die ihm diese vier Stunden ganz und gar für sich allein sicherte. Zweihundertvierzig Minuten reinster, ungestörter, eigener Zeit. Die Stille in seiner Zelle war befreiend. Das einzige Geräusch war das Surren seines alten Laptops, eines älteren Modells mit einer ziemlich lauten Belüftung, aber es war von der Gefängnisleitung genehmigt worden, da es weder Modem noch WLAN besaß. Das Gerät hatte nicht mit der Außenwelt kommunizieren können. Hatte. Mit Betonung auf die Vergangenheit. Der Laptop hatte den Sicherheitsbestimmungen des Strafvollzugs entsprochen. Mit dem Tag, von dem an man überall mobiles Internet kaufen konnte, war diese Regel jedoch eigentlich hinfällig geworden … Kleine ovale Plastikpäckchen, komplett erhältlich mit einer Prepaidkarte oder einem USB-Stick. Ein zwölfziffriger Code, und plötzlich war die ganze Welt zugänglich.
    Der Tag, an dem man Edward das Modem

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