Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
die Morgensonne, die bereits wärmte. Er war schon lange nicht mehr vor sechs Uhr aufgestanden. Früher hatte er das Tag für Tag getan. Damals hatte es einen Hund gegeben, der ausgeführt, und Kinder, die zum Kindergarten und in die Schule gebracht werden mussten. Eine Frau, mit der gemeinsam man zur Arbeit fahren konnte. All das, was sich damals nicht wie ein Leben angefühlt hatte, obwohl es genau das gewesen war.
Das, was man erst vermisste, wenn es nicht mehr da war.
Trolle verzichtete auf die Morgenzigarette und warf stattdessen einen Blick in den Kühlschrank. Wie er schon befürchtet hatte, war dieser im Prinzip leer. Er trank die letzte Milch direkt aus dem Karton und beschloss, sich Frühstück im 7-Eleven zu besorgen. Er musste jetzt in Form bleiben und seine Ess- und Schlafgewohnheiten im Auge behalten. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit dieser Einsatz erfordern würde, aber vor allem Schlaf würde dabei wohl schnell zur Mangelware werden. Die Herausforderung bestand darin, hochkonzentriert zu bleiben und sich nicht von der Eintönigkeit beeinflussen zu lassen, die mit langen Observationen einherging und einen allzu leicht dösig werden ließ.
Denn er war in dieser Sache ganz auf sich allein gestellt, und niemand löste ihn ab.
Deshalb hatte er seine Schicht gestern Nacht um halb zwei beendet. Oben in der Wohnung war bereits einige Stunden zuvor das Licht ausgegangen, und Trolles Einschätzung nach war das Risiko, dass der Mörder mitten in der Nacht zuschlagen würde, obwohl der Mann zu Hause war, viel geringer als am nächsten Morgen, wenn Valdemar das Haus verlassen hatte. Bisher waren alle Morde begangen worden, als die Frauen allein waren, und Trolle sah keinen Grund, warum ausgerechnet diese Voraussetzung keine Rolle mehr spielen sollte. Aber es war nur ein kalkuliertes Risiko, keine exakte Wissenschaft, und er teilte Sebastian seine Entscheidung lieber nicht mit. Sebastian hätte ein solches Wagnis nie in Kauf genommen, er war emotional zu befangen und hätte darauf bestanden, dass Trolle die ganze Zeit dabliebe. Oder wäre gekommen, um ihn abzulösen. Also traf Trolle die Entscheidung lieber im Alleingang.
Um seine Kräfte zu schonen. Er würde sie heute noch brauchen, und er wäre auch weiterhin kontinuierlich gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die nicht von Gefühlen beeinflusst waren und das eine oder andere Risiko bargen.
Außerdem brauchte er die Zeit, um sich eine kleine Ausrüstung zuzulegen: ein Auto und eine Waffe. Er hatte sich im Internet einen Mietwagen reserviert und auch versucht, an eine Pistole zu kommen. Es sah recht gut aus, sein Kumpel Rogge würde sich darum bemühen, im Lauf des Tages eine zu organisieren. Ganz unbewaffnet wollte Trolle bis dahin dennoch nicht sein, also ging er in die Küche zurück, stieg auf einen Stuhl, öffnete die Schranktür über dem Kühlschrank und wühlte hinter einigen alten Nudelpackungen, wo er schließlich fand, was er suchte. Eine Elektroschockpistole, die in eine Plastiktüte gewickelt war. Es war ein Taser 2, den er vor einigen Jahren mal übers Internet gekauft hatte. Trolle kontrollierte, ob er funktionierte. Zwischen den Polen blitzte es auf, und er steckte ihn zufrieden in die Tasche seines großen Mantels, mit der Gewissheit, dass ein Taser effektiver war, als man dachte. Einmal hatte er ihn abends an einem großen, kräftigen Typen ausprobiert, der sofort umgeknickt war wie ein Streichholz und zu Boden gegangen, kaum dass er ihm das Gerät an den Hals gesetzt hatte. Trolle beschloss, aus Sicherheitsgründen neue Batterien zu kaufen, sobald er die Zeit dafür hatte, aber die jetzigen würden vorläufig ausreichen.
Er brach von zu Hause auf und kaufte unterwegs einen großen Kaffee und ein belegtes Brötchen. Dann nahm er ein Taxi zum Mietwagenverleih, der auf dem Weg in die Stadt lag und bereits um 6.30 Uhr öffnete. Erst bekam er einen weißen Nissan Micra, tauschte ihn jedoch gegen ein dunkelblaues Modell um. Weiß war zu auffällig. Er wollte nicht entdeckt werden.
Er fuhr an einer Tankstelle vorbei und versorgte sich mit Zigaretten, Traubenzucker, Wasser und Keksen. Wahrscheinlich würde es ein langer Tag werden, und er wusste nicht, wann er das nächste Mal Gelegenheit hätte, Proviant zu kaufen.
Um kurz nach sieben bezog er seine Stellung vor der Wohnung Eriksson/Lithner, zehn Minuten bevor Valdemar normalerweise das Haus verließ, um mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren. Er fand einen Parkplatz mit einem guten Blick
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