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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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dass sie eine gute Lügnerin war. Sogar eine sehr gute. Sie überlegte, wann sie es eigentlich geworden war. Sie, die immer der Meinung gewesen war, dass Ehrlichkeit so wichtig war.
    Aber nur, wenn die Wahrheit nicht wehtat. Wenn sie ein unproblematischer Begleiter war.
    Sie hatte Vanja schon so oft die Wahrheit sagen wollen.
    So oft war sie schon kurz davor gewesen.
    Aber die Lüge, die einst ein bequemer Schutz gewesen war und deswegen begonnen wurde, wurde bald von Tausenden kleinen, alltäglichen Unwahrheiten begleitet, bis sie irgendwann Wirklichkeit geworden war. Die Wahrheit hatte sich mit der Zeit eingekapselt und war zu einer massiven, nicht einnehmbaren Burg geworden, in die sie Valdemar mit hineingezogen hatte.
    Er hatte Vanja von Anfang an erzählen wollen, wie es wirklich war, wenn sie das richtige Alter erreicht hätte, um es zu verstehen. Aber Anna hatte es die ganze Zeit hinausgezögert, hatte den Zeitpunkt der Enthüllung ständig verschoben, um Wochen, Monate, Jahre, bis die Wahrheit irgendwann so schwer wog, dass sie alles zerstört hätte. Bis es ganz einfach zu spät war.
    «Für Vanja gibt es keinen anderen Vater als dich», hatte sie ihrem Mann gegenüber eines Tages konstatiert, und dabei hatten sie es belassen. Vanja und Valdemar waren untrennbar miteinander verbunden. Ob es daran lag, dass er sich besonders viel Mühe gab? Damit niemand sein Engagement und seine Zuneigung in Frage stellte? Was auch immer die Gründe waren, es war ihm auf jeden Fall gelungen. Vanja liebte Valdemar mehr als Anna.
    Mehr als irgendjemanden sonst.
    Auf merkwürdige Weise ergänzten sie sich gegenseitig so gut. Valdemars Proteste waren mit der Zeit verstummt, und er hatte sich mitschuldig gemacht, weil er Vanja wie seine eigene Tochter liebte.
    Also hatten sie die Schotten dicht gemacht.
    Die Burg verschlossen.
    Doch eines Tages vor wenigen Monaten hatte er plötzlich vor der Tür gestanden. Sebastian Bergman. Mit Briefen aus einer längst verschwundenen Zeit.
    Die Beweise waren nicht eingekapselt.
    Sie hatte ihn abgewiesen und ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Hatte gehofft, er würde einfach wieder verschwinden.
    Das hatte er nicht getan.
    Anna erfuhr, dass er in Västerås mit Vanja zusammengearbeitet hatte. Und jetzt tat er es schon wieder. Auf unbegreifliche Weise war es ihm gelungen, den Schutzwall zu durchbrechen und sich ihrer Tochter zu nähern.
    Vanja konnte ihn jedoch nicht ausstehen. Das war das einzig Positive und das Einzige, was die Wahrheit noch schützen konnte. Davon abgesehen war die Situation chaotisch. Anna hatte nämlich ein Geheimnis im Geheimnis, denn nur sie kannte Sebastian Bergmans Rolle in dem Ganzen. Und diese Information hatte sie Valdemar verschwiegen.
    Sie hatte versucht, ihn zu schützen – oder ihm nicht vertraut, denn er war nicht wie sie. Das Lügen fiel ihm schwerer. Also hatte sie das einzige Mal, als er sie nach Vanjas leiblichem Vater gefragt hatte, geantwortet, sein Name spiele keine Rolle. Hatte ihm gesagt, dass sie es niemals jemandem erzählen würde, und wenn das ein Problem für ihn sei, würde sie ihre Beziehung auf der Stelle beenden.
    Er war bei ihr geblieben und hatte nie wieder gefragt.
    Er war ein guter Mann.
    Sicherlich ein besserer, als sie es verdiente.
    Jetzt schwebte sie womöglich in Lebensgefahr und war trotzdem weiterhin gezwungen zu lügen. Vielleicht geschah es ihr im Grunde ganz recht. Vielleicht musste es so kommen.
    Das Telefon klingelte. Das Geräusch ließ Anna zusammenzucken. Es war schon wieder ein Verkäufer, diesmal ging es um Internetanschlüsse. Sie wimmelte ihn rasch ab und legte den Hörer auf, und erst da fiel ihr auf, dass ihr die Stimme bekannt vorkam. Von gestern. Von dem Mann, der gestern am späten Abend angerufen und mit ihr über private Altersvorsorge hatte sprechen wollen. Sie hielt inne. War es wirklich dieselbe Stimme gewesen? Ihr wurde innerlich ganz kalt, und sie nahm das Telefon noch einmal auf und prüfte, ob man die Nummer des Anrufers sehen konnte.
    Eine verborgene Nummer, sowohl heute als auch gestern.
    Hatte das etwas zu bedeuten? Sicher war sie einfach nur paranoid. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit dieser Stimme nicht stimmte. Sie hatte beide Male gleich geklungen, älter, verbraucht, etwas heiser, überhaupt nicht so, wie Telefonverkäufer sonst klangen. Das waren doch meistens junge, positive Stimmen. Sie wollten etwas anpreisen. Nicht so wie dieser Mann. Er hatte etwas anderes

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