Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
gewollt. Er ließ sich zu leicht abwimmeln. Als wäre er schon damit zufrieden, dass sie den Hörer abnahm. Dass sie zu Hause war.
Nervös stellte sie sich ans Fenster und blickte auf die Straße hinab. Sie konnte nichts sehen. Aber wonach sollte sie auch Ausschau halten? Sie ging zur Tür, verriegelte sie mit dem siebenfachen Chubbschloss und ließ den Schlüssel stecken.
Dann beschloss sie, ihre restlichen Sachen zu packen und sich ein Taxi zu rufen.
Sie konnte genauso gut gleich zum Hauptbahnhof fahren.
R alph hatte die vergangenen zehn Minuten damit zugebracht, einen Parkplatz zu finden. Auf der De Geersgatan fahrend, passierte er mehrmals die Storskärsgatan. Erstere war eine Sackgasse und letztere eine Einbahnstraße, sodass er gezwungen war, jedes Mal einen großen Umweg über den Värtavägen zu fahren, um wieder dorthin zurückzugelangen. Er hasste es, so offensichtlich im Kreis fahren zu müssen. Wenn das gleiche, silberfarbene Auto immer wieder vorbeifuhr, konnte es schnell die Blicke neugieriger Nachbarn auf sich ziehen. Gleichzeitig hatte er keine andere Wahl. Er brauchte das Auto, musste es so nah wie möglich parken. Dadurch fühlte er sich nicht so sichtbar, und es blieb weniger Zeit, um ihn zu identifizieren. Das war der Vorteil an Wohngebieten mit Einfamilienhäusern: Dort gab es keine Parkplatzprobleme. Überhaupt brachte dieses neue Objekt mehr Schwierigkeiten mit sich als die früheren. Er hatte weniger Zeit zur Beschattung gehabt. Die ersten Opfer hatte er mehrere Tage lang beobachten und analysieren können. Die begrenzten Observationsergebnisse, die ihm jetzt zur Verfügung standen, deuteten jedoch darauf hin, dass es morgens zwischen halb acht und halb neun am sichersten wäre, nachdem ihr Mann gegangen war und bevor sie selbst zwei Haltestellen mit dem Bus fuhr oder zu Fuß bis zum Krankenhaus Sofiahemmet ging, wo sie arbeitete.
Gleichzeitig war er inzwischen mutiger geworden. Besser. Stärker. Vor der Ersten hatte die Nervosität ihn mehrmals übermannt, und er hatte sein Werk immer wieder wegen kleiner Störungsmomente unterbrochen: das geöffnete Fenster eines Nachbarn, ein vorbeifahrender Radler, als er gerade aus dem Auto stieg, ein Kind, das irgendwo zu weinen begann. Einige Male hatte er ganz einfach den Mut verloren und war wieder nach Hause gefahren.
Doch bei der Dritten hatte diese Unsicherheit allmählich nachgelassen, und bei der Letzten, dieser Willén, hatte er ein bisschen improvisiert und mehr gewagt. Natürlich war alles innerhalb des vorgegebenen Rahmens geblieben, aber er hatte die Situation bestimmen lassen und sich auf seine Instinkte verlassen. Es war ein befreiendes Gefühl gewesen, und seither fühlte er sich der Aufgabe besser gewachsen. Jetzt war er ein erfahrener Mann. Ein Mann mit Macht. Mit einem Auftrag, den nur die wenigsten Menschen genauso gut erfüllen würden wie er. Wenn nicht sogar keiner.
Viele der einzelnen Details waren anspruchsvoller, als er gedacht hatte. Damals, als sie noch nicht mehr als ausgereifte Phantasien gewesen waren. Als er zum ersten Mal mit dem Messer einen Hals durchschnitten hatte, war ihm schlecht geworden. Das Geräusch, als die Haut aufgetrennt wurde, war so merkwürdig gewesen, unerwartet fleischig, und das herausspritzende Blut so warm und klebrig, dass er für einen kurzen Moment in Panik geraten war. Aber er hatte sich daran gewöhnt und seine Fähigkeiten ausgebaut. Beim letzten Mal hatte er es sogar gewagt, der Frau in die Augen zu sehen, als das Leben aus ihr rann. Ein erhabenes Gefühl. Wenn es einen Gott gab, was er bezweifelte, blickte er wahrscheinlich genau so auf uns Menschen herab: als eine Gestalt, die frei war von allen ungestümen Emotionen, die Urteilsfähigkeit beeinflussen konnten. Er hatte das Gefühl gehabt, als betrachtete er den Todeskampf einer Ameise. Interessant. Aber auch nicht mehr. Es war schließlich nur ein Mensch gewesen, und das Ritual und der Auftrag waren wichtiger als alle Menschen zusammen.
Die meisten Probleme hatte er allerdings nach wie vor mit der sexuellen Komponente. Er wusste, dass er es tun musste. Er war dazu gezwungen. Es gehörte dazu. Aber er konnte es nicht genießen. Die Wahrheit war, dass er es kaum über sich brachte. Es war anstrengend und widerwärtig. Er hatte Schwierigkeiten, seine Erektion aufrechtzuerhalten. Es gab zu viele störende Geräusche, war zu schwer, in sie einzudringen. Außerdem gefielen ihm Frauen nicht einmal. Ihre Formen waren zu rund, ihre Brüste
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