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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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hätte, sie wären sich ähnlich und hätten viele Gemeinsamkeiten. Hinde hatte ihn höflich zu einem Gespräch ermuntert. Der dünne große Mann vor ihm hatte so eindeutige Zeichen von Gefügigkeit und Schwäche gezeigt, dass Hinde sofort eine Chance gewittert hatte, ihn lenken zu können. Wohin, hatte er noch nicht gewusst. Damals. Aber er hatte sofort angefangen, auf Ralph einzuwirken, und das Ergebnis war noch besser als erwartet. Ralph hatte von seiner kranken Mutter geredet – etwas, das sie eindeutig gemein hätten. Hinde hatte kurz überlegt, Ralph sofort zu bestrafen, weil er seine Mutter als krank bezeichnet hatte, entschied sich dann jedoch anders. Die Möglichkeit zur Strafe gab es immer, die Chance, jemanden genau nach seinen eigenen Vorstellungen zu manipulieren, bekam man definitiv viel seltener. Ralph hatte von seinem «Opa» erzählt, von dem Ferienhaus, den Menschen mit den Tiermasken. Noch eine Sache, die sie teilten. Die Übergriffe. Edward hatte ihn gewähren lassen. Ralph würde nie verstehen, dass ihre angeblichen Gemeinsamkeiten letzten Endes immer von ihren Unterschieden überschattet werden würden.
    Ralph hatte noch nie in seinem Leben seinen Willen durchgesetzt.
    Hinde bekam immer seinen Willen.
    Aber gleichzeitig war Ralph dort draußen. Einer seiner Stellvertreter in der wirklichen Welt. Seine direkte Informationsquelle in seinem großen Plan.
    Auf kurze Sicht: unschätzbar.
    Auf lange Sicht: austauschbar.
    Während er so nachdachte, kam ihm plötzlich eine Idee. In ihrer einfachen Klarheit sah Hinde die geeignete Funktion für diesen Wurm. Den Ort, an dem jemand, der sich immer wieder allem beugte, den größten Nutzen anrichtete. In der neuen Landschaft, die Edward vor sich sah. Der Plan war perfekt, wenn man ihn nur richtig ausführte. Um Sebastian den größtmöglichen Schmerz zuzufügen.
    Er würde Ralph noch einen Auftrag erteilen.
    Jetzt waren nicht mehr viele übrig.
    Eine wollte Edward für sich aufheben.
    Also blieb nur noch Ellinor Bergkvist.

P lanung. Geduld. Entschlossenheit.
    Das waren zurzeit die drei wichtigsten Wörter für ihn. Diesmal durfte nichts schiefgehen. Das lange Küchenmesser, das Nachthemd und die Nylonstrümpfe lagen perfekt eingepackt in der schwarzen Tasche im Flur. Der Proviant in einer Tüte daneben. Die Digitalkamera hatte er zusammen mit seinem kleinen, rasierklingenscharfen Leatherman-Taschenmesser in seiner Hosentasche verstaut. Diesmal trug er ein blaues Polohemd und ein paar beigefarbene Chinohosen. Genau dieselben Sachen wie bei den vier ersten Morden. Gute, aber anonyme Kleidung. Bei Anna Eriksson hatte er sich zum ersten Mal verkleidet. Er hatte das Gefühl gehabt, dass es notwendig wäre. Er hatte nur einen minimalen Zeitraum zur Vorbereitung gehabt, und er war gezwungen gewesen, um eine bestimmte Uhrzeit zuzuschlagen. Sie lebte nicht allein, und vielleicht war sie auch gewarnt worden. Er hatte sichergehen müssen, dass sie ihn auch wirklich in ihre Wohnung ließ. Deshalb die Verkleidung. Er war vom Ritual abgewichen, und das hatte sich gerächt. Der dicke Mann war gekommen und hatte ihn überrascht.
    Ralph war zum Friseur um die Ecke gegangen, kaum dass er Ellinors Namen auf fyghor.se erhalten hatte. Eigentlich wollte er sich nicht die Haare schneiden lassen, denn das tat er normalerweise nur exakt alle einundneunzig Tage. Rituale. Eigentlich wollte er die Haare auch nicht richtig kürzen, sondern nur eine andere Frisur haben, doch das war beängstigend genug. Er wählte eine Mütze des gleichen Modells, aber in einer anderen Farbe, stopfte sie in die Gesäßtasche und befestigte die Sonnenbrille an der Knopfleiste seines Polohemds, anstatt sie aufzusetzen. Hauptsache, sie war dabei. Das Ritual wurde nicht gebrochen, redete er sich ein. Nur abgeändert.
    Er betrachtete sich im Badezimmerspiegel und hasste sein Aussehen. Fuhr sich mit den Händen durch das ungewohnt gepflegte Haar. Es fühlte sich merkwürdig klebrig und stachelig an. Die Friseurin hatte ihn informiert, dass es sich um eine bestimmte Art von Haarwachs handelte, mit dem er seine Haare nach hinten kämmen konnte. Sie hatte ihn dazu überredet, gleich zwei Dosen zu kaufen, damit er auf der sicheren Seite war. Er lächelte sich und seinen neuen Stil an. Versuchte, sich daran zu gewöhnen. Redete sich ein, dass er jetzt eher wie ein Schnösel aussah, der sich am Stureplan heimisch fühlte, als wie der große Mann, den niemand bemerkte. Dass es eine Verbesserung war. Das war es

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