Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
dem weiß gestrichenen schönen Eingang mit seinen zierlichen, griechisch anmutenden Figuren im neoklassizistischen Stil stand. Die Rosen passten hierher.
    Rot und weiß.
    Die Farben der Liebe und der Unschuld.
    Wie poetisch, wenn der Tod in diesem Gewand kam.
    Er beschloss, den Aufzug nach oben zu nehmen. Dort angekommen, würde er die innere Tür des Fahrstuhls blockieren, damit ihn niemand benutzten konnte und alle gezwungen waren, die Treppen zu steigen. Dadurch würde er hören können, ob jemand auf dem Weg nach unten oder oben war, was ihm Zeit zum Handeln ließ. Es konnte um Sekunden gehen.
    Der Aufzug war nicht da, und er drückte auf den abgewetzten schwarzen Bakelitknopf. Der Lift setzte sich mit einem mechanischen Rattern in Bewegung. Er blickte durch den Aufzugschacht nach oben und sah, dass die Kabine ganz oben im vierten oder fünften Stock war. Sie bewegte sich nervenaufreibend langsam nach unten.
    Am kritischsten war der Zeitraum vom Öffnen der Tür bis zum Betreten der Wohnung, bevor die Tür geschlossen und die Frau in seiner Gewalt war. Es durfte nur wenige Sekunden dauern und musste so lautlos wie möglich vonstattengehen. Die Akustik des Treppenhauses würde jedes Geräusch verstärken. Er nahm sein Leatherman-Messer, klappte es auf und versteckte es in seiner rechten Hand hinter den Rosen.

    Ellinor drehte eine abschließende Runde in der Wohnung. Entschied sich in letzter Sekunde, die Balkontür einen Spalt offen zu lassen, damit es nicht muffig roch, wenn die Witwe Lindell kam. Schätzte Ellinor die alte Dame richtig ein, dann würde sie schon heute Abend auftauchen. Ellinor drehte die Balkonklinke so, dass die Tür gekippt stand, wodurch etwas frische Luft hereinkam. Danach war sie zufrieden. Die Wohnung war in einem perfektem Zustand.
    Sie öffnete die Wohnungstür und ging ins Treppenhaus. Schloss hinter sich ab. Sah, wie der Aufzug auf dem Weg nach unten an ihrem Stockwerk vorbeifuhr. Typisch. Wäre sie eine Minute früher gegangen, hätte sie ihn noch erwischt. Jetzt war sie gezwungen zu warten. Sie rollte den kleinen schwarzen Koffer in Handgepäckgröße, den sie mit Personalrabatt gekauft hatte, zum Fahrstuhl. Mit diesem Koffer war sie sehr zufrieden, denn er war praktisch und lag gleichzeitig voll im Trend. Der Fahrstuhl setzte im Schleichtempo seinen Weg nach unten fort.
    Bei der letzten Eigentümerversammlung hatten sie darüber gesprochen, ihn zu renovieren, die Angelegenheit jedoch vertagt. Mit seinem alten, offenen Stil mit einem Gitterkäfig und dunklem Holz war er sehr apart, ließ jedoch funktionsmäßig einiges zu wünschen übrig. Ellinor und einige andere Bewohner hatten ein moderneres und schnelleres Modell vorgeschlagen, dessen Knopf man immer drücken konnte und auf den man dann nur noch zu warten brauchte. Jetzt musste man warten, bis er stillstand, um überhaupt drücken zu können.

    Ralph erstarrte, als er hörte, wie über ihm eine Tür geöffnet wurde. Er war sich unsicher, aus welchem Stockwerk das Geräusch kam. Das erste konnte er direkt ausschließen, denn es war auf jeden Fall weiter oben gewesen, aber aufgrund der Akustik war alles andere unmöglich genauer zu bestimmen. Er lauschte angestrengt, hörte aber nur das Brummen des Aufzugs. Er wartete darauf, Schritte auf der Treppe zu vernehmen, doch es kamen keine. Die betreffende Person wartete anscheinend auf den Lift. So wie er. Jetzt musste er einen kühlen Kopf bewahren. Er hob seinen Blumenstrauß noch etwas an, bis er nur noch ein Körper war, dessen Haupt von Blumen verdeckt wurde, und nahm das Messer noch fester in die Hand. Endlich kam der Aufzug an und hielt mit einem dumpfen Rums, gefolgt von einem schärferen, metallischen Klicklaut, als der Schließmechanismus nachgab. Er öffnete die Tür, so leise er konnte, wusste aber nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Es gab zwei Möglichkeiten: abbrechen oder hochfahren.
    Er entschied sich für letzteres. Abbrechen konnte er immer noch später. Erst musste er die Person dort oben zum Handeln zwingen. Er hielt die Tür auf, sodass der Aufzug stehen blieb. Im Haus war es still. Mucksmäuschenstill.
    Es vergingen einige Minuten, während derer sich Ralph die Alternativen mehrmals durch den Kopf gehen lassen konnte. Zu oft. Vielleicht wäre es doch das Beste, jetzt abzubrechen. Nach einer Weile zurückzukommen und von vorn anzufangen. Er wollte gerade die Aufzugtür zufallen lassen und weggehen, als er hörte, wie die Person dort oben begann, die Treppen

Weitere Kostenlose Bücher