Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Beziehung aufgebaut hatten, alles zu berichten. Dann würde er zumindest eine Zeitlang in ihrer Nähe sein dürfen. Sie kennenlernen. Vielleicht wäre sie der Meinung, er hätte sie betrogen, aber das war es nicht, was Sebastian daran hinderte, diese Idee in die Tat umzusetzen. Sein großes Problem war vielmehr, dass er ihr Verhältnis zu Valdemar zerstören würde, egal wann und unter welchen Umständen er die Wahrheit erzählte. Und dafür würde sie ihn hassen. Schon jetzt hatte sie keine besonders gute Meinung von ihm.
Nichts war einfach, wenn es um Vanja ging.
Es sei denn, sie würde selbst anfangen, an ihrem falschen Vater zu zweifeln … Dieser Weg konnte zum Erfolg führen. Es müsste Sebastian gelingen, Vanja dazu zu bringen, Valdemar eigenhändig von dem Podest zu stoßen, auf das er sich so frech gestellt hatte. Das dürfte doch nicht unmöglich sein. Was, wenn sie auf einmal gewisse Wahrheiten über Valdemar erführe, also von der schmutzigen Sorte. Geheimnisse, die seine weiße Weste befleckten und seinen Glorienschein ramponierten. Es gab nichts, was ein vorgefertigtes Weltbild so sehr aus den Angeln heben konnte wie die eigenen Entdeckungen und Erfahrungen, das wusste Sebastian. Deshalb waren Taten immer mehr wert als Worte, und selbsterlebte Taten waren am allerwertvollsten.
Und durch eine solche eigene Entdeckung sollte auf natürliche Weise das Infragestellen von Valdemar geweckt werden.
Ob er vielleicht doch nicht der perfekte Vater war, sondern etwas anderes. Viel Schlimmeres.
Wenn Sebastian Vanja zu dieser Einsicht verhelfen könnte, würde das Verzweiflung und Verwirrung mit sich bringen. In dieser Situation würde Vanja sich einsam und enttäuscht fühlen und zugänglich sein für Einflussnahme, für die Wahrheit, sie insgeheim vielleicht sogar begrüßen. Eine Vaterfigur begrüßen, die auf sie wartete und die ihr bisher nur heimlich nahe gewesen war. Dann, in diesem Moment, würde sie ihn vielleicht sogar umarmen, ihn brauchen. Wenn sie verletzt war und den Halt unter den Füßen verloren hatte. Wenn sie ganz einfach bereit war.
Der Plan erschien ihm richtig gut. Durchtrieben, kompliziert in der Durchführung, aber lebensverändernd, wenn er gelänge.
Aber dazu war Recherche notwendig. Niemand war perfekt, alle Menschen hatten etwas zu verbergen. Man musste es nur ans Licht fördern. Um es dann auf ideale Weise zu präsentieren.
Gleichzeitig war Sebastians Plan so böswillig, dass sogar er selbst eine Sekunde lang gezögert hatte. Denn sollte jemals herauskommen, dass er daran beteiligt gewesen war, Valdemar zu verleumden, wäre Sebastians Chance auf eine Beziehung zu Vanja für immer zerstört. Gelänge der Plan, wäre das jedoch der Wendepunkt, nach dem er so lange gesucht hatte.
In der Hofeinfahrt gegenüber dem italienischen Restaurant hatte er beschlossen, dass sie es wert war. Sie war es wert, um sie zu kämpfen.
Und er hatte ohnehin kein Leben.
Also hatte er die Zweifel beiseitegeschoben und war direkt nach Hause gegangen, um eine Telefonnummer herauszusuchen, die er schon seit Jahren nicht mehr gewählt hatte. Die Nummer des ehemaligen Kommissars, der das genaue Gegenteil von Torkel war: impulsgesteuert, skrupellos, bereit, über Leichen zu gehen.
Er war aus der Reichsmordkommission entlassen worden, als sich herausgestellt hatte, dass er seiner Exfrau privat hinterherspioniert und falsche Beweise platziert hatte, um ihren neuen Mann wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz hinter Gitter zu bringen – mit dem Ziel, das alleinige Sorgerecht für das gemeinsame Kind zu bekommen. Er war genau die Person, die Sebastian jetzt brauchte.
Trolle Hermansson.
Trolle meldete sich nach dem neunten Klingeln. Sofort wollte er in alten Erinnerungen schwelgen, aber Sebastian zeigte sein Desinteresse deutlich und erzählte dann kurz, was er von dem ehemaligen Kommissar wollte. Er beendete seine Ausführung damit, ihm einige Tausender als Bezahlung anzubieten, aber Trolle winkte ab. Er schien aufrichtig froh darüber, etwas zu tun zu haben. Sebastian solle ihm nur einige Tage Zeit lassen.
Das war nun zwei Wochen her.
Seither hatte Trolle mehrmals versucht, Sebastian zu erreichen, aber Sebastian hatte seine Anrufe jedes Mal ignoriert. Hatte reglos in seiner stillen Wohnung gesessen und das Telefon läuten und läuten und läuten hören. Nur Trolle würde es so oft klingeln lassen, das wusste er. Aber Sebastian war sich nicht mehr sicher, ob er das Ergebnis von Trolles
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