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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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und selbstklebende Streifen ausdrucken konnte, und jetzt stand er im Korridor vor dem Metallschild, das verkündete, dass der Raum dahinter dem Anstaltsleiter gehörte. Er zog die Schutzfolie von der Rückseite des Etiketts ab und klebte es auf. Es geriet zwar etwas schief, aber das machte nichts. Hauptsache, es war deutlich lesbar:
Thomas Haraldsson
Leiter der Justizvollzugsanstalt
    Er trat einen Schritt zurück und betrachtete das Schild mit einem zufriedenen kleinen Lächeln.
    Neuer Job.
    Neues Leben.
    Er hatte sich vor einigen Monaten für den Posten beworben, aber eigentlich nicht damit gerechnet, dass er ihn tatsächlich bekommen würde. Nicht, weil er nicht ausreichend qualifiziert war, sondern weil zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben nichts so lief wie geplant. Im Präsidium gab es Ärger, mit seiner neuen Chefin, Kerstin Hanser, kam er nicht zurecht, und wenn er ganz ehrlich zu sich war, blieben auch die beruflichen Erfolge aus. Das lag zwar zum Großteil daran, dass Hanser seine Fähigkeiten nicht anerkennen wollte und seine Arbeit sabotierte, aber frustrierend war es dennoch. Allmählich zehrte es an ihm. Auch zu Hause war die Situation etwas angestrengt. Nicht lieblos oder alltagsmüde, aber zielgerichtet. Seine Frau Jenny hatte eine Fertilitätsbehandlung begonnen, und ihr gesamtes Leben drehte sich nur noch darum, dass sie schwanger werden sollte. Zu allen Tages- und Nachtzeiten kreisten Jennys Gedanken um das Thema Befruchtung und seine um Hanser, die Arbeit und die wachsende Bitterkeit. Nichts in seinem Leben erschien ihm mehr richtig gut, und er hatte daher auch nicht zu hoffen gewagt, dass er die Stelle bekäme, auf die er sich im Spätwinter ohne Rücksicht auf Verluste beworben hatte. In der Annonce hatte gestanden, dass die Position nicht vor Sommer neu besetzt würde, weshalb er weiter seiner Arbeit bei der Polizei von Västerås nachgegangen war und seine Bewerbung mehr oder weniger vergessen hatte.
    Dann war dieser Junge ermordet worden, die Reichsmordkommission war auf den Plan getreten, und das Ganze hatte damit geendet, dass Haraldsson wegen einer Schussverletzung operiert werden musste. Im Brustkorb, so beschrieb er es selbst. «Im unteren Teil des Schulterbereichs», so stand es in seiner Krankenakte. Wie dem auch sei, die Verletzung war noch immer nicht ganz verheilt. Auch als er sein neues Namensschild noch einmal festdrückte, ziepte die Narbe wieder ein wenig.
    Der Schuss war in gewisser Weise zu einem Wendepunkt geworden. Als er nach der Operation aus der Narkose aufwachte, war Jenny an seinem Bett. Beunruhigt, aber auch dankbar. Dass er überlebt hatte. Dass er noch da war. Sie erfuhren, dass er Glück gehabt hatte. Die Kugel hatte einen Riss im Brustfell und eine Blutung im Rippenfell und später auch im rechten Lungensack verursacht. Haraldsson aber wusste vor allem, dass es verdammt schmerzhaft war, angeschossen zu werden. Drei Wochen lang war er krankgeschrieben. Während der Zeit, konnte er zu Hause in Ruhe darüber nachdenken, wie es wohl sein würde, wenn er ins Präsidium zurückkäme. Wahrscheinlich würde der Landespolizeidirektor irgendeine Willkommensrede halten und Haraldssons heroischen Einsatz loben – vielleicht gab es auch eine kleine Medaille für solche Anlässe: Im Dienst angeschossen. Natürlich würde es Kaffee und Torte geben, seine Kollegen würden ihm auf die Schulter klopfen, vorsichtig, um seinen verletzten Brustkorb zu schonen, und sehr wahrscheinlich würden alle Kollegen hören wollen, wie sich eine solch schwere Verletzung anfühlte und wie er darüber dachte.
    Aber es seine Rückkehr gestaltete sich dann doch etwas anders.
    Kein Landespolizeidirektor, keine Rede, keine Medaille. Immerhin hatten die Mädels von der Rezeption eine Torte organisiert. Es hatte weniger Schulterklopfen und Neugier gegeben als erwartet, aber er bildete sich doch ein, dass sich etwas verändert hatte. Er glaubte, dass ihm ein gewisses Maß an Respekt entgegengebracht wurde. Immerhin wurden nicht viele Polizisten im Dienst angeschossen, und rein statistisch gesehen war es ziemlich unwahrscheinlich, dass so etwas in Västerås in naher Zukunft noch einmal passieren würde. Er hatte sozusagen stellvertretend für die ganze Mannschaft eine Kugel entgegengenommen. Zum ersten Mal seit langem hatte es sich gut angefühlt, wieder zur Arbeit zu gehen. Trotz Hanser.
    Auch zu Hause tat sich etwas. Jennys und sein Verhältnis wurde entspannter, es gab eine größere Nähe, als sei das

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