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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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bisschen eingearbeitet hatte. Etwas besser vorbereitet war. Konnte man seine Assistentin darum bitten, für einen zu lügen? Haraldsson hatte nie zuvor eine Assistentin gehabt, ging jedoch davon aus, dass so etwas zu ihren Arbeitsaufgaben gehörte. Denn schließlich war sie ja dafür da, ihm die Arbeit zu erleichtern. Und wenn sie den Besuch von der Reichsmordkommission abwimmeln würde, wäre sein Tag garantiert angenehmer.
    «Sagen Sie ihnen, dass ich leider gerade beschäftigt bin.»
    «Womit?»
    Haraldsson sah sie fragend an. Es gab doch wohl nicht gerade viele Dinge, mit denen man in einem Büro beschäftigt sein konnte.
    «Na, mit Arbeiten! Bitten Sie die beiden, ein andermal wiederzukommen.»
    Annika warf ihm einen missbilligenden Blick zu und schloss die Tür. Haraldsson tippte sein Passwort in den Computer, drehte sich um und sah aus dem Fenster, während er darauf wartete, dass seine persönlichen Einstellungen geladen wurden. Es würde ein weiterer schöner Sommertag werden.
    Es klopfte erneut. Diesmal schaffte er es nicht einmal mehr, «Herein» zu sagen, ehe die Tür geöffnet wurde und Vanja mit energischen Schritten in sein Büro marschierte. Als sie Haraldsson erblickte, blieb sie so abrupt stehen, dass Billy fast in sie hineinlief. Ihr Gesichtsausdruck verriet deutlich, dass sie diese Kombination von Ort und Person nicht in Einklang bringen konnte.
    «Was machen Sie denn hier?»
    «Ich arbeite jetzt hier.» Haraldsson richtete sich in seinem bequemen Bürostuhl auf. «Ich bin der Direktor. Seit einigen Tagen.»
    «Ist das eine vorübergehende Vertretung, oder wie?» Vanja konnte es noch immer nicht fassen.
    «Nein, das ist mein neuer Job. Ich bin hier angestellt.»
    «Aha …»
    Billy spürte, dass Vanja bald ein «Wie um alles in der Welt konnte das passieren» oder etwas Ähnliches herausrutschen würde, und kam ihr schnell mit dem eigentlichen Anliegen zuvor.
    «Wir sind wegen Edward Hinde hier.»
    «Das habe ich schon verstanden.»
    «Und trotzdem wollten Sie uns nicht sehen?» Vanja schon wieder. Sie ließ sich in einem der Besuchersessel nieder und blickte ihn herausfordernd an.
    «Es gibt eben viel zu erledigen, wenn man neu ist.» Haraldsson deutete mit den Armen auf seinen Schreibtisch, sah allerdings im selben Moment ein, dass der eindeutig zu leer war, um seine enorme Arbeitsbelastung zu demonstrieren. «Aber ein paar Minuten kann ich schon erübrigen», fuhr Haraldsson fort. «Was wollen Sie wissen?»
    «War in den letzten Monaten irgendetwas an ihm auffällig?»
    «Was sollte das gewesen sein?»
    «Ich weiß nicht … ungewöhnliches Verhalten, veränderte Routinen, Stimmungsschwankungen. Etwas, das von der Normalität abweicht.»
    «Soweit ich gehört habe, nicht. Jedenfalls nichts, was in seiner Akte vermerkt wurde. Ich kenne ihn nicht persönlich. Noch nicht.»
    Vanja nickte, sie schien mit der Antwort zufrieden zu sein. Billy ergriff das Wort.
    «Welche Möglichkeiten hat er, um mit seiner Umgebung zu kommunizieren?»
    Haraldsson zog die Akte zu sich heran, die auf dem Schreibtisch lag, und schlug sie auf. Er dankte seiner Eingebung, dass er sie heute Vormittag wieder von zu Hause mitgebracht hatte. Dass ihm, bereits einen Tag nachdem die Reichsmordkommission angerufen und nach Hinde gefragt hatte, alle vorhandenen Informationen über ihn vorlagen, zeugte von großer Eigeninitiative.
    «Hier steht, dass er in der Bibliothek Zugang zu Zeitungen, Zeitschriften und Büchern hat. Und einen begrenzten Zugang zum Internet.»
    «Inwiefern begrenzt?», fragte Billy sofort.
    Haraldsson wusste es nicht. Aber er wusste, wen er anrufen musste. Victor Bäckman, den Sicherheitsverantwortlichen in Lövhaga. Victor meldete sich nach dem ersten Klingeln und versprach, sofort zu kommen. Schweigend warteten die drei in dem kahlen, unpersönlichen Büro.
    «Wie geht es denn Ihrer Schulter?», erkundigte Billy sich nach einer knappen Minute.
    «Brust», korrigierte Haraldsson reflexartig. «Ganz gut. Völlig geheilt bin ich noch nicht, aber … es geht.»
    «Schön.»
    «Ja …»
    Erneutes Schweigen. Haraldsson überlegte, ob er Kaffee anbieten musste, gelangte aber zu keinem Schluss, ehe Victor zur Tür hereinkam. Er war ein großgewachsener Mann mit kariertem Hemd und Chinohosen, kurzen Haaren, braunen Augen und einem Mongolenbart, der bei Billy sofort Assoziationen mit den Village People weckte, als sie einander begrüßten.
    «Natürlich keine Pornos», antwortete Victor, als Billy seine Frage

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