Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Kunst aufgehängt hatte, merkte man deutlich, dass dieser Teil des Hauses nicht unbedingt vorrangig für sie war. Es roch schwach nach muffigem Keller, der im Vergleich zu dem süßlichen Duft im übrigen Haus beinahe angenehm war. Unterhalb der Treppe lag ein Raum, der früher einmal ein Partykeller gewesen war, nun anscheinend aber vor allem als Abstellraum genutzt wurde. Die Decke war niedrig, und Sebastian war gezwungen, sich unter einigen Warmwasserrohren hindurchzuducken. Neben dem schwachen Licht, das aus einem Kellerfenster hoch oben in der Längswand hereinfiel, war eine einfache Stehlampe die einzige Lichtquelle. Vanja stand vor einer abgewetzten Vorratskammertür und sah ihn herausfordernd an. Das gelbe Licht der Lampe hinter ihr verlieh ihrem Haar einen goldenen Schimmer. Sie zeigte auf die Tür, in deren Schloss ein einfacher Schlüssel steckte.
«Das hier – könnte das etwas für dich sein?»
«Hast du hineingesehen?» Interessiert ging Sebastian zu Vanja hinüber.
«Nein. Ich dachte, du würdest es gern selbst machen.» Sie trat einen Schritt zur Seite. «Und dann hoffe ich, du erklärst mir bald, was wir hier eigentlich machen.»
Sebastian sah erst die Tür an und dann Vanja.
«Eigentlich hoffe ich, dass ich mich irre.»
«Nein, das hoffst du garantiert nicht.»
Er hatte keine Lust, auf ihre Bemerkung einzugehen und griff stattdessen nach der Türklinke. Die Tür war verschlossen. Mit der anderen Hand drehte er den Schlüssel im Schloss um und schloss auf. Drückte die Klinke herunter und zog die Tür auf. Drinnen war es dunkel, das Licht der Stehlampe reichte nicht bis hinein, aber es genügte, um die Konturen dessen, was auf dem Boden stand, zu erkennen. Sebastian erstarrte. Er tastete mit den Fingern nach dem Stromschalter, der sich irgendwo hinter der Tür an der Wand befinden musste. Als er ihn schließlich fand, verwandelte das nackte Licht der Glühbirne seine fieberhafte Angst in Realität.
Perfekt angeordnet.
Ein Fruchtsaft. Ein Paket Marienkekse. Zwei Bananen. Keksschokolade. Eine leere Flasche Chlorin.
Das war er. Er war es.
Hinde.
S ie waren in den Besprechungsraum zurückgekehrt. Vanja befestigte die Aufnahmen, die sie im Haus der Granlunds gemacht hatten, an der Tafel. Sebastian lief auf und ab. Rastlos. Auf Hochtouren. Bei allen Dingen, die ihn verfolgten, hatte er nicht damit gerechnet, ausgerechnet wieder auf Hinde zu treffen.
«Unser Mann hat ein Wissen über Hindes Modus Operandi, das er nur auf eine Weise erhalten haben kann», sagte Sebastian, nachdem sich alle gesetzt hatten.
«Aus deinen Büchern?», fragte Ursula. Das war auch Vanjas erster Gedanke gewesen, als Sebastian auf der Rückfahrt von Tumba seine Theorie mit ihr diskutiert hatte. Ohne innezuhalten, gab er Ursula dieselbe Antwort wie Vanja.
«In meinen Büchern stand lediglich, dass er sich einen Vorrat anlegte. Aber nicht, welchen. Und auch nicht, wie.» Sebastian blieb vor der Tafel stehen und klopfte mit den Fingerknöcheln auf das Foto des akribisch angeordneten Proviants aus dem Keller der Familie Granlund. «Der Inhalt und die exakte Platzierung sind vollkommen identisch mit Edward Hindes Proviant», fuhr er fort. Und das wird nirgends beschrieben. Unser Mann muss irgendwie mit Hinde in Kontakt gewesen sein.»
«Aber wie?»
Genau dasselbe hatte auch Vanja auf Sebastians Behauptung hin gefragt. Sebastian seufzte, schließlich wusste er inzwischen nicht mehr als vor zwanzig Minuten im Auto. Wie, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er recht hatte.
«Ich habe keine Ahnung. Aber diese Informationen kann er nur von Edward erhalten haben.»
«Oder von einem Polizisten, der in dem alten Fall ermittelt hat.»
Die Unruhe war von einer Sekunde auf die andere verflogen, und alle Blicke richteten sich auf Billy, der die erstaunten Mienen seiner Kollegen offensichtlich nicht verstand. «Hinde kann nicht mit der Außenwelt kommunizieren, ich versuche also lediglich, eine andere Erklärung zu finden.»
«Damals haben ich, Sebastian, Ursula und Trolle in dem Fall ermittelt», erklärte Torkel mit ruhiger und sachlicher Stimme. «Drei von uns befinden sich in diesem Raum, und dass Trolle auf die Idee gekommen sein sollte, seine Glanzzeiten noch einmal aufleben zu lassen, indem er sich an einem Frauenmord beteiligt, halte ich doch für eher unwahrscheinlich. Aber wir müssen mit ihm sprechen.»
Sebastian erstarrte. Konnte Trolle wirklich etwas damit zu tun haben? Er war zweifelsohne ein menschliches Wrack,
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