Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
ist als du.»
Vanja wurde langsamer und ließ Sebastian davonstürmen. Sie sah ihm nach und beschloss, alle guten Vorsätze sausen zu lassen und diesen Mann einfach nur zu hassen. Punkt aus.
A nnika Norling hatte alles versucht, um Sebastian und Vanja dazu zu bewegen, auf den beiden Sofas neben dem Kaffeeautomaten zu warten, während sie zu ihrem Chef hineingehen und den Anstaltsleiter auf den Besuch vorbereiten würde, doch vergebens. Sebastian stürmte an ihrem Schreibtisch vorbei, ging direkt zur Tür und riss sie auf, ohne anzuklopfen. Thomas Haraldsson schreckte auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zusammen. Es überraschte ihn selbst, aber er fühlte sich ertappt. Er sah auf und erkannte den Mann sofort wieder, der auf der Türschwelle stehen geblieben war und dessen Miene deutlich erkennen ließ, dass er nicht glauben konnte, was er da sah. Was seine ersten Worte dann auch bestätigten.
«Was zum Teufel machen Sie denn hier?»
Haraldsson räusperte sich und richtete sich auf seinem Stuhl auf. Versuchte, ein wenig Souveränität wiederzuerlangen – obwohl er eigentlich nie welche besessen hatte.
«Ich arbeite jetzt hier.»
Sebastian ließ die Information sacken und kam schnell zu dem einzig denkbaren Schluss. Die Polizei in Västerås hatte endlich einen Weg gefunden, Thomas Haraldsson loszuwerden, und ihn gefeuert. Immerhin hatte er jetzt einen Job als Gefängniswärter in Lövhaga gefunden. Haraldsson war nicht der erste Polizist, dessen Karriere diesen Weg genommen hatte. Häufig steckte hinter diesem unfreiwilligen Berufswechsel, dass die betreffende Person zu gewalttätig war, der Polizei zu viele Beschwerden einhandelte oder irgendein anderes Fehlverhalten an den Tag legte. Reine Inkompetenz war allerdings bisher nie der Anlass für einen solchen Abstieg gewesen, aber wenn einer der Erste war, dann gab es dafür keinen geeigneteren Kandidaten als Haraldsson.
«Jaja, es eignet sich eben nicht jeder dazu, Polizist zu sein», sagte Sebastian und betrat das Zimmer.
Vanja folgte ihm und nickte Haraldsson zu. Ein Gruß, den er nicht einmal bemerkte. Was genau meinte Sebastian damit, dass sich nicht alle dazu eigneten, Polizist zu sein? Was glaubte er denn, warum Haraldsson hier saß?
«Wo steckt denn der Chef?», fragte Sebastian und ließ sich in einem Besuchersessel nieder.
«Wie bitte?» Haraldsson verstand immer weniger, worauf Sebastian hinauswollte.
Vanja blieb stehen, als ihr aufging, dass niemand Sebastian erklärt hatte, wer der neue Leiter der Vollzugsanstalt Lövhaga war, und Haraldsson ganz und gar jenseits seiner Vorstellungskraft lag. Die Sache konnte interessant werden.
«Was machen Sie da gerade?», fragte Sebastian und nickte in Richtung des Computers, hinter dem Haraldsson saß. «Surfen Sie über seinen Account auf irgendwelchen Pornoseiten? Ist man Sie deswegen in Västerås endlich losgeworden?»
Haraldsson verstand kein Wort. Hier lag allem Anschein nach ein Missverständnis vor. Sebastian wusste offensichtlich nicht, wer er war, oder besser gesagt, was er war.
«Ich arbeite hier», erklärte Haraldsson mit einer Deutlichkeit, die selbst einen Fünfjährigen beleidigt hätte.
«Ja, das sagten Sie bereits.»
«Ich arbeite hier. » Haraldsson klopfte mit den Handflächen auf den Schreibtisch, um seine Worte zu unterstreichen. «Das ist mein Büro. Ich bin der Leiter dieser Vollzugsanstalt.»
Sebastian erstarrte. Er hatte das Gefühl, jemand wäre gerade aus einer Hintertür gehüpft und hätte ihm erzählt, dass er von der Versteckten Kamera gefoppt wurde.
«Sie sind der Gefängnisdirektor?»
«Ja. Seit letzter Woche.»
«Wie kam das denn? Hat man die Stelle verlost?»
Eine ziemlich berechtigte Frage, fand Vanja. Doch auch wenn sie selbst keine höhere Meinung von Haraldsson und seiner Kompetenz hatte, so war sie sich doch darüber im Klaren, dass er ihre Ermittlungen erheblich erschweren konnte. Und jetzt, da sie sich sicher war, dass Hinde etwas mit den Morden zu tun hatte, wollte sie das auf jeden Fall vermeiden. Aber wie schon bei ihrer letzten Zusammenarbeit schien Sebastian jegliches Gefühl dafür zu vermissen, mit wem er sich besser gut stellen sollte. Vanja sah, wie Haraldssons Miene sich bei Sebastians letztem Kommentar verfinsterte, und beschloss einzugreifen, bevor Sebastian etwas sagen konnte, das ihn ernsthaft verletzte. Vielleicht war es aber auch schon zu spät.
«Wir haben gerade mit Hinde gesprochen», sagte sie und setzte sich in den anderen
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