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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Gegenfrage unbeantwortet zwischen ihnen stehen zu lassen. Ihre Blicke hätten sich treffen müssen. Wie in einem Duell. Wer würde den Faden als Erster wieder aufnehmen? Und wie? Die direkte und richtige Antwort auf eine Frage zu geben, war die schlechteste Strategie. Damit erstarb die Spannung für Hinde. Das Gespräch. Das Interesse.
    «Sebastian, Sebastian, Sebastian … Was ist nur aus Ihnen geworden? Direkt zur Sache. Keine Finessen. Sie stellen die Fragen, von mir wird eine Antwort erwartet. Was ist aus der Begegnung zwischen zwei Ebenbürtigen geworden?»
    «Wir sind uns nicht ebenbürtig.»
    Hinde seufzte etwas zu laut. Nicht einmal diesen Ball nahm er auf. Nicht einmal an dieser Stelle wollte Sebastian mit ihm in einen Dialog eintreten, seine Kräfte mit ihm messen. Edward lehnte sich enttäuscht zurück.
    «Sie langweilen mich, Sebastian Bergman. Das haben Sie früher nicht getan. Sie waren immer eher eine …» Hinde suchte nach den passenden Worten. «… stimulierende Herausforderung. Was ist nur mit Ihnen passiert?»
    «Ich bin es leid, mit Psychopathen Spielchen zu spielen.»
    Edward beschloss, Sebastian aufzugeben. Es war zu geisttötend, zu sinnlos. Offensichtlich war er nicht mehr der alte herausragende Gegner, der er einmal gewesen war. Deshalb wandte Hinde sich lieber Sebastians attraktiver Kollegin zu. Vielleicht würde sie ihm ein wenig zurückgeben. Sie war jung genug, um sich in sein Labyrinth locken zu lassen.
    «Vanja, darf ich Ihr Haar berühren?»
    «Hören Sie auf damit!» Sebastian Worte waren schneidend wie ein Peitschenhieb.
    Hinde horchte auf. Eine starke Reaktion. Eine hohe Stimmlage. Aufrichtig wütend, wie es schien. Interessant. Bisher hatte Sebastian gefasst und entschieden gewirkt. Fest entschlossen, sich nicht in eine Diskussion hineinziehen zu lassen, nichts preiszugeben. Aber dieser kleine Wutausbruch war es definitiv wert, näher untersucht zu werden. Hinde legte den Kopf schief und ließ seinen Blick über Vanjas Haar gleiten.
    «Ihre Haare sehen so weich aus. Ich könnte wetten, dass sie genauso gut riechen.»
    Vanja betrachtete den hageren Mann mit dem dünnen Haar und den wässrigen Augen, der ihr gegenübersaß. Was wollte er?
    Vierzehn Jahre.
    Seit vierzehn Jahren hinter Gittern.
    Sie vermutete, dass Hinde während dieser Zeit nicht allzu vielen Frauen begegnet war. Vielleicht waren unter den Psychologen, bei denen Hinde in Behandlung war, Frauen, möglicherweise auch unter dem Bibliothekspersonal. Aber dass er je eine von ihnen würde berühren können, schien ihr undenkbar. Deshalb konnte sie seinen Wunsch verstehen. Seine Sehnsucht. Die Frage war nur, wie stark diese Sehnsucht war? Konnte Vanja sie sich zunutze machen? Sie beschloss, die Sache wenigstens einen Schritt weiterzutreiben.
    «Was bekomme ich dafür, wenn Sie mein Haar berühren dürfen?»
    «Lass das», mischte sich Sebastian ein, noch immer mit einer deutlichen Schärfe im Tonfall. «Sprich nicht mit ihm.»
    Ohne Vanjas herausfordernden Blick loszulassen, durchdachte Edward die Situation. Diesmal hatte mehr als Wut und Ungeduld in Bergmans Stimme gelegen. Etwas Beschützendes. War sie seine Geliebte? Sie musste mehr als zwanzig Jahre jünger sein als er. Der Sebastian, den Hinde Ende der Neunziger kennengelernt hatte, ging vor allem Beziehungen mit Frauen seines Alters ein. Aber das konnte sich natürlich inzwischen geändert haben. Gleichzeitig sprach nichts in ihrem Auftreten dafür, dass die beiden eine Affäre hatten. Eigentlich eher im Gegenteil. Vanja strahlte eine gewisse Kälte ihrem Kollegen gegenüber aus. In den Blicken, die sie ihm zuwarf, lag nicht viel Einvernehmen, und ihre Körpersprache war Sebastian gegenüber mindestens genauso abweisend wie Edward. Vielleicht überspielten sie ihre Liebesbeziehung aber auch nur gut? Die Sache schien es wert, ihr näher nachzugehen.
    «Geht ihr miteinander ins Bett?»
    «Nein, du liebe Güte!», antwortete Vanja.
    «Das geht Sie nichts an!», schnaubte Sebastian gleichzeitig. Edward war zufrieden. Sebastian Antwort war eine Anti-Antwort, um die Kontrolle zu behalten. Vanjas Antwort dagegen gefühlsgesteuert und unmittelbar. Echt. Sie hatten nichts miteinander. Warum also dieser Beschützertonfall? Edward wandte sich wieder Vanja zu.
    «Wenn Sie sich nur ein wenig nach vorn beugen und Ihr Haar hier hineinlegen …»
    Edward krümmte seine festgekettete Hand wie eine kleine Schale und bewegte seine Finger herausfordernd, eine Geste, die fast obszön

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