Die Frauen von Bramble House
überhaupt mit Peggy sprechen sollten. Und als sie dann doch stehenblieben und es taten, hatte Jane gerufen: »Hallo, Peggy, wie geht’s?« Und sie hatte geantwortet: »Fein.« Aber als dann Betty Rowlands fragte: »Und? Wie fühlt man sich dabei?«, hatte sie das Kinn hochgereckt und stolz gefragt: »Wobei?«
»Ach, du weißt schon, mit ’nem Baby im Bauch«, sagte Betty.
Und da war dieses neue Selbst, das in ihr in den letzten Wochen gewachsen war, hervorgebrochen: »Warum fragst du nicht deine Mutter danach? Die hatte dich doch in ihrem Bauch, oder?« Und dann war sie einfach davongegangen, und die zwei hatten mit offenen Mäulern hinter ihr hergegafft. Daß sie gaffen würden, hatte sie erwartet, denn, wie hatte die Direktorin an dem Tag zu ihr gesagt, als sie von der Schule abging: »Das paßt so gar nicht zu Ihnen, Peggy. Ich bin wirklich überrascht.«
Ja, überrascht waren viele Leute gewesen, aber wohl kaum mehr als sie selber es über das, was ihr da geschehen war und was künftig noch mit ihr geschehen würde: Sie würde ein gemeinsames Leben führen – mit einem Jungen, der kaum älter war als sie selbst. Aber er würde zum Mann heranwachsen, und sie würde eine Frau werden, und das Kind würde wachsen … Und was dann?
Ein Klopfen an der hinteren Tür riß sie aus ihren Gedanken. Sie sprang auf und lief zur Tür. Als sie die Tür aufzog, stockte sie einen Augenblick lang, dann sagte sie: »Ach, komm doch rein. Du bist ja ganz naß.«
»Ja. Es hat angefangen zu regnen.«
»Aber du hast ja gar keinen Regenmantel an.«
»Als ich losging, hat es noch nicht geregnet.«
Andrew blieb auf der Schwelle stehen und blickte sich in der Eßküche um. Dann lächelte er Peggy an und sagte: »Sieht doch großartig aus, was?«
»Ach, es geht.« Es klang ziemlich scharf. Dann führte sie ihn ins Wohnzimmer. Auch da blieb er wieder stehen. »Also, es ist ja alles schon fertig«, sagte er.
»Ja. Wir brauchen bloß noch was zu essen einzukaufen, wenn wir zurück sind.« Die letzten Worte kamen nur als ein Murmeln über ihre Lippen. Aber dann setzte sie fröhlich hinzu: »Setz dich doch!« Sie wies zu der Couch vor dem künstlichen Kaminfeuer.
Er setzte sich, dann schaute er langsam im Zimmer umher. Dann sagte er, und mit unverkennbarer Bewunderung und fast ehrfürchtig: »Das hast du aber wunderschön gemacht.« Sie antwortete: »Oooch, ich hab da nicht viel gemacht. Das mußt du doch wissen, du hast sie doch gesehen. Die haben sich alle richtig ins Zeug geworfen.«
Er hockte auf der Sofakante, die Hände zwischen die Knie gepreßt, und mit hängendem Kopf. »Sie waren alle sehr gut und hilfsbereit.« Aber Peggy ging nicht auf seine Bemerkung ein, sondern setzte sich langsam ans andere Ende und saß da, ebenfalls auf der Kante und starrte in den Kamin. Nach einer Weile sagte sie: »Leider kann ich dir nichts anbieten, Tee oder sonstwas. Noch nicht. Es gibt hier noch nichts.«
»Ach …« Er hob den Kopf. »Ich hab meinen Tee schon getrunken.« Dann wandte er sich ihr abrupt zu und fragte beinahe gezwungen: »Und wie fühlst du dich? Ich … ich meine, wegen morgen?«
»Was meinst du denn, wie ich mich fühlen soll? Es ist doch alles abgemacht. Und ich kann nichts daran ändern.«
»Willst du immer noch heiraten?«
»Das gleiche könnte ich dich fragen. Willst du heiraten?«
Er wandte kurz den Kopf ab, ehe er antwortete. »Anfangs wollte ich gar nicht. Ehrlich wahr. Aber … in der letzten Zeit … also, da …«
»Seitdem du das hier gesehen hast und weil es besser ist als dein Zuhause?«
»Nein! Nein!« Sie schrak zusammen, denn er hatte sie richtig angebrüllt. Und ebenso laut fuhr sie ihn jetzt an: »Schrei mich bitte nicht so an!«
Er kämmte mit den Fingern durch sein Haar. »Wenn du mir unterstellst, daß es bloß deshalb ist, weil ich mich hier einnisten will! Und da irrst du dich nämlich. Ich … ich glaube, ich fühl wieder genauso wie damals, als … es anfing mit uns … Also, wie ich dich getroffen hab und dich gleich haben wollte. Doch, ich hab dich wirklich haben wollen.« Wieder starrte er in den Kamin. »Aber das kann ich dir sagen, der Gedanke ist mir fürchterlich, daß du unter Zwang heiraten sollst, und irgendwie gilt das auch für mich. Aber dahinter stecken deine Mutter und deine Leute hier, und bei mir ist es mein Vater. Der meint, das gehört sich einfach so. Und natürlich ist meine Mammi völlig aus dem Häuschen. Na, du hast sie ja erlebt. Sie hat sich immer eingebildet,
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