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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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ihr Tablett raufbringen. Außerdem muß ich immer die Brotkante essen.« Sie verzog grinsend das Gesicht. »Oh, wartet nur, bis ich frei bin! Dann schneide ich von jedem Brot gleich die Kruste weg, sobald es mir ins Haus kommt!«
    »So, jetzt zieh aber los!« May schubste sie über die Schwelle, packte sie aber gleich wieder an der Schulter und neigte sich zu ihr herunter. »Sag deiner Mutter, sie soll mal vorbeischaun. Sag ihr, sie fehlt mir. Sag ihr genau das.«
    »Mach ich. Das mach ich bestimmt, Tante May.« Und impulsiv reckte sie sich hoch, um May auf die Wange zu küssen, und wurde danach fest, aber zärtlich umarmt. Dann rannte sie durch den Garten in das Gehölz, und dort hielt sie inne, preßte den Kopf an einen Baum und begann zu weinen, zu weinen wie ein kleines Kind.

5. Kapitel
    »Das laß ich mir nicht bieten!« sagte er. »Das geht zu weit! Hörst du! Ich gehe jetzt gleich zu ihr und sag ihr ordentlich die Meinung. Es ist höchste Zeit.«
    »Len …« Die Stimme, mit der Lizzie seinen Namen sagte, klang betrübt. Sie sagte es noch einmal: »Len … du weißt doch, was passierte, als du das letzte Mal versucht hast, Großmutter die Zähne zu zeigen. Du hast fast deine Stellung verloren. Und ich mußte mir damals den Mund fransig betteln.«
    Sie sah ihn an. Sein Gesicht war fast blaurot, und am linken Auge zuckte wieder der Tic. Er tat ihr leid. Wie oft während ihrer Ehe hatte er ihr wohl schon leid getan? Aber es war ein gedämpftes Gefühl des Mitleids, wie für einen Fremden, der mit dem eigenen Leben in keiner Weise wirklich verbunden war. Siebzehn Jahre lang hatte sie mit diesem Mann in einem Bett geschlafen, und er war ihr immer noch fremd, obwohl sie jede Facette an ihm kannte, sämtliche seiner Reaktionen auf jede ihrer Äußerungen oder auf die Äußerungen ihrer Großmutter.
    Er wandte sich jetzt von ihr weg, klammerte sich an die Schreibtischkante, krümmte sich halb nach vorn und sagte mit gesenktem Kopf: »Ich halt das nicht aus! Ich kann nicht mehr.« Dann fuhr er plötzlich wieder auf sie zu und schrie: »Und ich will nicht! Ich will nicht! Ich will den Kerl nicht im Geschäft haben!«
    Sie sprach bewußt leise: »Er wird nicht im Geschäft arbeiten. Er wird überhaupt nicht in die Nähe des Salons kommen. Er wird die ganze Zeit unter Ken Stanhope arbeiten, und Ken sorgt schon dafür, daß er beschäftigt ist. Ganz bestimmt.«
    »Ich werde aber zwangsläufig mit ihm zusammentreffen, und dann kann ich mich bestimmt nicht zurückhalten und geh ihm an die Gurgel.«
    »Ich an deiner Stelle würde so was lieber nicht versuchen; er ist ein junger Bursche, und ich glaube, er kann sich durchaus wehren. Es wäre ziemlich blöd von dir, wenn du ihn schlägst, oder das auch nur versuchst. Übersieh ihn, wenn es sein muß, aber ich rate dir gut: Halte dein Temperament unter Kontrolle und behalte deine Fäuste in den Taschen.«
    Abrupt ließ er sich auf den Sessel fallen, zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann sah er sie wieder an. »Hast du mit ihr drüber geredet, was wird, wenn Cartwright geht?«
    »Nein. Habe ich nicht, und ich habe auch nicht die Absicht, es zu tun. Es sind noch ein paar Monate bis zu seiner Pensionierung, und außerdem ist da auch noch Harry Brooker zu bedenken.«
    Er schoß von seinem Sitz auf, als hätte jemand ihn mit einer Gabel gestochen, und schrie ihr ins Gesicht: »Ich arbeite da seit zwanzig Jahren! Bei Gott im Himmel! Wenn sie mir den vorzieht, dann tu ich ihr was an! Ja, das tu ich! Oft genug war ich schon nahe dran, ihr eine zu kleben … aber wenn sie das macht …«
    »Halt den Mund! Und wage es nicht, so etwas auch nur auszusprechen! Und, Len, laß mich dir ein für allemal sagen: Sie kann tun und lassen, was sie will. Das Geschäft gehört ihr, dieses Haus gehört ihr, und am Ende könnte sie den ganzen Haufen der Heilsarmee hinterlassen, und weder du noch ich, noch sonstwer könnte sie daran hindern. Aber vergiß ja nicht, daß höchstwahrscheinlich du sie zu so was bringen würdest. Akzeptieren wir es doch endlich, ein für allemal, wir leben hier nur geduldet, wir beide und auch Peggy. Sie hätte uns keineswegs hier bleiben lassen müssen, weder am Anfang noch jetzt. Sie hätte uns auffordern können, in ein Gemeindehaus oder so was zu ziehen, wie es so viele andere junge Paare auch tun müssen. Ich war neulich in so einem Haus, in dem deines zukünftigen Schwiegersohnes, und weißt du, was ich mir da gedacht habe, und

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