Die Frauen von Bramble House
»Ich hab grad den Abwasch gemacht. Bratkartoffeln scheinen ja ganz einfach, bis man versucht, das Fett wieder wegzubekommen. Setz dich. Komm, setz dich hierher ans Feuer.«
Er führte sie hinüber zu dem breiten offenen Feldsteinkamin, in dem ein Feuer loderte. »Ich hab den Kamin gerade erst angezündet, zum ersten Mal in diesem Jahr. Aber irgendwie ist es kalt geworden. Und ich liebe ein offenes Kaminfeuer.« Er sprach unablässig weiter, während er sie auf die Polster eines breiten Korbsofas drückte und sich selber auf der Kante niederließ. Er hielt immer noch ihre Hände fest. »Ach, Liebes, mein Liebes … ich bin ja so glücklich, daß du bei mir bist. Aber wie hast du hergefunden? Es ist ja fast Nacht.«
Jetzt sprach auch sie endlich. »Ich hab ein bißchen Detektiv gespielt letzte Woche.«
Dann sahen sie einander einige Sekunden an, bevor sie sich umarmten und ihre Lippen hungrig den Mund des anderen suchten. Wenig später lagen sie eng umschlungen auf der Couch und er sagte leise: »Ich muß es einfach aussprechen. Lizzie, ich liebe dich. Ich hätte nie gedacht, daß ich das je in meinem Leben wieder zu einer Frau sagen würde. Aber es ist so, ich liebe dich.«
Sie hob die Hand und streichelte ihm die Wange. Sie war von feinen Stoppeln bedeckt. Aber sie sagte nicht: »Und ich liebe dich, Henry.« Sie fragte: »Wie alt bist du?«
Er antwortete mit einem Lächeln: »Zweiundvierzig, und ich beabsichtige, mich bis zum letzten Tag daran zu klammern, denn nächsten Monat bin ich dreiundvierzig, und von da an geht’s bergab.«
Sie wandte das Gesicht auf dem Polster von ihm weg, und ihre Stimme klang träumerisch: »Ich bin fünfunddreißig und habe die Liebe nie kennengelernt. Ich hatte so Kleinmädchenillusionen, aber bald gingen mir die Augen auf. Aber jetzt weiß ich, daß ich dich liebe und daß ich dich die ganzen letzten zwei Jahre lang schon geliebt habe.« Sie kehrte ihm das Gesicht wieder zu. »Und ich werde dich weiter lieben, was immer die Zukunft bringt.«
Sie umarmten einander wieder, ohne Hast und ohne zu sprechen, und als dann ihr Kopf auf seiner Schulter lag, murmelte sie: »Ich habe mich so danach gesehnt, bei dir zu sein, aber ich wollte auch erfahren, was in der Firma los ist. Es ist nicht natürlich, wie er sich verhält. Als er letzten Freitag zurückkam und Großmutter ihm eröffnete, daß sie dir die Stellung gegeben hat, da hätte er sie am liebsten umgebracht. Wirklich. Wortwörtlich, er hätte sie am liebsten totgeschlagen. Ich hab sein Schreien schon gehört, noch ehe ich im Haus war. Mutter und Peggy zitterten vor Angst. Es war eine scheußliche Szene, und als er dann aus dem Haus gestürzt ist, sah er so rasend aus, daß ich dachte, er bringt sich vielleicht um oder so. Aber nein! Er ist ganz ruhig und leise wieder zurückgekommen. Und so verhält er sich jetzt die ganze Zeit. Wie war er dir gegenüber?« Sie hob den Kopf und sah ihn an. Er sagte: »Höflich. Steif und höflich. Ich weiß, alle in der Firma hatten wohl mit einem Riesenspektakel gerechnet, ganz besonders als ich mich im Autosalon sehen ließ. Aber sie wurden enttäuscht. Sie hatten sich auf eine Kraftprobe gefreut, weißt du, denn er ist bei den Leuten nicht sehr beliebt. War es noch nie. Andererseits, ein paar von den Männern mögen mich auch nicht besonders. Meine Methoden passen ihnen nicht. Bei Mr. Cartwright konnten sie sich irgendwie so durchmogeln; der war so; aber es war auch so üblich, daß er die meiste Drecksarbeit mich erledigen ließ: Er hat die Patronen produziert, und ich mußte das Schießen erledigen. Es ist also ganz natürlich, wenn mich nicht alle innig lieben. Und ein paar von den Leuten werden mich künftig sogar noch viel weniger lieben, denn wir haben da ein, zwei Faulenzer im Betrieb, und es sind in der Regel die geschickten Drückeberger, die auch sonst für ein schlechtes Betriebsklima sorgen. Aber insgesamt ist es eine gute Truppe, und in der Mehrzahl stehen sie auf meiner Seite. Ich glaube auch nicht, daß sich einer von denen auf Lens Seite stellen würde. Erstens, weißt du, glauben die Männer, daß er seine jetzige Position nur bekommen hat, weil er dich geheiratet hat. Ach, reden wir doch nicht mehr von ihm und der Firma! Reden wir über uns. Was wirst du tun?«
»Ich weiß nicht. Ich hab so ein seltsames Gefühl. Als würde ich darauf warten, daß was passiert. Auf etwas, was er anstellen wird.«
»Da, du fängst ja schon wieder von ihm an. Komm«, – er zog sie hoch
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