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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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du könntest es ja zumindest mal versuchen.«
    Er seufzte. »Aber der ist doch ein alter Mann.« Dann sagte er: »Aber eigentlich würde ich gern noch die Autozeichnung fertigmachen.«
    »Ja, aber dann geh doch, und mach das!«
    Und so kam es, daß Lizzie, die eine Stunde später zu ihnen herüberschaute, zum ersten Mal seine Zeichnung von dem Auto zu sehen bekam, auf dessen Verdeck ein hingestrecktes Model prangte. Aber was sie weit mehr schockierte, war der Rahmen, der aus kleineren Zeichnungen von sämtlichen Bauteilen eines Automotors bestand.
    Lizzie beugte sich über seine Schulter. »Ich wußte ja gar nicht, daß Sie ein so begabter Zeichner sind. Und da sind ja auch sämtliche Einzelteile. Sie lernen rasch.«
    »Also, es war das einzige Fach in der Schule, in dem ich gut war. Wahrscheinlich hätte ich damit weitergemacht, wenn ich auf der Schule geblieben wäre.«
    »Also, wenn das jetzt noch farbig wäre, gäbe das ein hübsches Poster, besonders mit einem Text dabei.«
    Er sah zu ihr auf und sagte eifrig: »Stimmt, das ist eine gute Idee.« Als hätte er nicht schon selbst vor zwei Abenden genau das auch gedacht.
    Sie wandte sich zu Peggy. »Er ist wieder zurück. Er ist sofort nach oben gegangen. Und er hat nichts gegessen, soweit ich weiß.«
    »Aber, Mam, du hast doch nicht damit gerechnet, daß er zum Abendessen runter kommt?«
    »Wieso nicht? Ich kenne ihn doch. Es hat schließlich auch früher schon mal Krach gegeben, aber das hat ihn nie dazu veranlaßt zu fasten.«
    »Was denkst du, was wird er tun?«
    »Ich hab’s dir ja schon einmal gesagt, Liebes, darüber weiß ich nicht mehr als du. Aber was immer er tut, es wird zu seinem Vorteil sein, da kannst du ganz sicher sein. Er wird ›das Richtige‹ tun, wie er immer sagt. Wir jedenfalls können nur zusehen und abwarten.«

9. Kapitel
    Lizzie begriff es nicht. Es paßte so gar nicht zum Charakter ihres Mannes, etwas geduldig hinzunehmen. Doch am Montag ging er ins Werk, so als hätte sich gar nichts verändert. Den ganzen Tag lang hatte sie auf einen Anruf von Henry gewartet, darauf, daß er ihr sagte, ihr Mann hätte im Autosalon alles kurz und klein zertrümmert. Statt dessen war er kurz nach fünf nach Hause gekommen und hatte Abendbrot gegessen. Vor Jahren schon hatte sie es so eingerichtet, daß sie um Punkt sechs zu Abend aßen; mittags bekam er in der Regel nur einen leichten Lunch in einem Imbiß um die Ecke. Nach dem Essen fuhr er zum Boys’ Club. Jahrelang hatte er zwei Abende pro Woche, montags und freitags, in diesem Jungsklub gearbeitet. Sie hatte nie verstehen können, warum er seine Freizeit ausgerechnet einem Jungsklub widmen mußte, noch dazu einer Gruppe von Typen, die überwiegend aus Bog’s End kamen und ganz bestimmt ein ziemlich ungehobelter Haufen sein mußten. Für Kinder hatte er doch noch nie etwas übrig. Er mochte sie nicht, und sie wußte, er hätte auch liebend gern auf seine Tochter verzichtet; und ganz gewiß hatte er in all den Jahren alles getan, um zu vermeiden, daß sie wieder schwanger wurde.
    Als die Woche zu Ende ging, hatten sich ihre Befürchtungen etwas gelegt, denn er verhielt sich immer noch normal. Sie hatte Andrew ausgefragt, was denn die Belegschaft so davon hielt, und er hatte ihr gesagt, daß jedenfalls die Männer in der Werkstatt dächten, er habe sich entschlossen, aus einer üblen Geschichte das Beste zu machen. Denn für eine üble Sache müsse er es ja doch wohl gehalten haben, daß Mr. Brooker Joe Stanhope wählte, um ihn in der Werksleitung zu ersetzen. Aber alle wußten ja, daß Joe schon lange in der Firma war und den Reparaturbetrieb geführt hatte, und was der nicht über Autos wußte, das lohnte sich nicht zu lernen.
    Aber Lizzies Mann hatte das alles ohne das kleinste Anzeichen von Gegenwehr hingenommen. Etwas stimmte da irgendwo nicht. Und weil sie mehr erfahren wollte, hatte sie beschlossen, Freitagabend Henry in seinem Landhaus einen Besuch abzustatten.
    Es wurde bereits dunkel, als sie von daheim wegfuhr, doch sie kannte den Weg, denn sie war vorsichtshalber bereits am Tag die Strecke bis zu dem Häuschen abgefahren. Sie stellte den Wagen auf dem Weg ab, ging an die Tür und klopfte.
    Es dauerte eine Weile, bis er öffnete. Er war in Hemdsärmeln und stand mit dem Rücken zum beleuchteten Zimmer, so daß sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Doch seine Stimme verriet seine Freude: »Oh, komm herein, Liebes. Komm rein!« Dann zog er sie mit beiden Händen in den länglichen Raum.

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