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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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–, »schau dir lieber mein Domizil an.« Er fuhr mit dem Arm durch den Raum. »Also, das hier ist doch ein ganz nettes kleines Zimmer, oder?«
    »Es ist bezaubernd. Und so geräumig.«
    »Na, dann komm mit und schau dir auch alles andere an.«
    Eine Tür am hinteren Ende führte ins Eßzimmer. Als er Licht machte, sah sie, daß es nur etwa halb so groß war wie das Speisezimmer daheim, aber hübsch eingerichtet. Er machte eine weitere Tür auf. »Und hier drüben ist die Küche. Die beiden Räume gehen auf den rückwärtigen Garten und die Berge dahinter hinaus. Tagsüber hat man einen schönen Blick.«
    Sie war überrascht, wie modern die Küche wirkte: »Sie ist phantastisch eingerichtet.«
    »Das habe ich machen lassen, weil … ach, so vor etwa vier Jahren.« Und sie begriff, daß er fast gesagt hätte: »Kurz bevor Jane starb.«
    »Und hier«, redete er schnell weiter, »ist eine begehbare Anrichte und Speisekammer.« Er knipste einen weiteren Schalter an. »Daneben ein Holz- und Kohlenschuppen, eine Garderobe und Toilette, die ich lieber vorn näher am Eingang gehabt hätte, aber dort gab es nicht genug Platz, das einzubauen. Früher hatte ich mal die Absicht, vor die ganze Rückfront eine Glasveranda zu bauen, wie eine breite verglaste Sonnenterrasse. Ich denke, das werde ich nun doch machen. Aber, jetzt komm mit nach oben.«
    Die Treppe war aus Teakholz, offene, teppichlose Stufen, der Treppenabsatz ziemlich groß für ein Haus von diesen Ausmaßen. Vier Türen. Die erste, die er vor Lizzie öffnete, führte in ein geräumiges Badezimmer, und sie bemerkte sofort, daß es weit moderner war als ihr eigenes daheim, denn es war bis obenhin mit hellblauen Platten gekachelt.
    Das erste Schlafzimmer war von normaler Größe, für ein Einzelbett nebst üblicher Einrichtung. Doch als er ihr die Tür zum Elternschlafzimmer öffnete, war sie wirklich erstaunt, nicht nur von der Größe, sondern auch von der Einrichtung und den Farben. Dies war unzweifelhaft das Reich einer Frau. Der Teppich ein gedämpftes Grün, die Vorhänge und die Bettüberdecke in Rosa. Moderne cremefarbene Möbel mit vergoldeten Griffen, eine große Frisierkommode und drei Schwenkspiegel. Zwei Sessel, mit scharlachrotem Stoff bezogen, ebenso wie die längliche Kastenbank am Fußende des Bettes. Sie nahm dies alles in sich auf, während er die Gardinen vor den Fenstern zuzog. Dann wandte er sich ihr zu und sagte mit einem kleinen Lachen: »Ich versuche ja alles in Ordnung zu halten, aber tiptop alles auf Hochglanz halten … na, du hast es ja wahrscheinlich drunten schon bemerkt. Ein Staubtuch ist schon das Höchste …« Er stand nun dicht vor ihr und fragte leise: »Gefällt’s dir? Ich meine, das ganze Haus?«
    »Ich finde es bezaubernd. Deine Frau hatte wirklich Geschmack.«
    »Ja.« Er nickte. »Sie hatte einen guten Geschmack.«
    Seine Stimme verriet, wie ihn der Verlust immer noch schmerzte, und Lizzie verspürte ein scharfes Gefühl der Eifersucht wie einen Stich in ihrem Herzen. Doch warum? Seine Frau war tot. Aber sie, sie war hier bei ihm, und er brauchte sie, ebenso sehr, wie sie ihn brauchte.
    Dann fragte er: »Hast du es sehr eilig, nach Hause zurückzufahren?« Und sie schüttelte nur den Kopf und sagte leise: »Nein, ich habe durchaus noch ein Weilchen Zeit.«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schaute ihr in die Augen, und beide sprachen kein einziges Wort. Dann drehte er sie sanft herum und zog den Reißverschluß ihres Kleides nach unten.

10. Kapitel
    »Kannst du dich noch erinnern, wie dir zumute war, Tante May, als du mit Charlie schwanger warst?«
    May legte sich auf dem Liegestuhl zurück, schob die Hände hinter den Kopf und blickte zum wolkenlosen Himmel hinauf. »Das kommt mir alles schon so weit weg vor, daß ich mich gar nicht daran erinnere, ihn überhaupt je in mir getragen zu haben. Ich … ich glaube, er ist einfach so aus dem Nichts heruntergeplatzt.« Sie wandte ihr lachendes Gesicht Peggy zu, die neben ihr lag und jetzt ebenfalls lachte und im gleichen unbeschwerten Ton sagte: »Na, dann kam er wohl als eine ziemliche Überraschung für dich. Hatte er die Gitarre da schon dabei?«
    Beide lachten. Dann sagte May nachdenklich: »Ich glaube, ich habe bis ganz zum Schluß fast die ganze Zeit gesungen.«
    »Ja, und eben das, das Ende macht mich bange. Ich hab Mam gefragt, aber die mag nicht darüber reden. Sie hat bloß gesagt, ›ach, wenn es soweit ist, dann wirst du das bequem im Liegen schaffen.‹

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