Die Frauen von Clare Valley
Leine war schon trocken, bevor die nächste Ladung kam. Patricia ließ sich von der kleinen Freya die Wäscheklammern reichen.
Lola, die als Hüterin der kleinsten Kinder fungierte – und sie ein wenig fernsehen ließ, was, so fand sie, zu vertreten war, da das Kinderprogramm dieser Tage doch so pädagogisch wertvoll war –, beobachtete ihre Freundinnen mit Fassungslosigkeit. »Ihr seid wie eine vielarmige Hausarbeitsmaschine. Was habe ich da entfesselt?«
»Girl Power«, erwiderte Patricia.
»Ich bin wirklich beschämt. Ich hilfloses, altes Ding.« Ihre Freundinnen hatten ihr jegliche körperliche Arbeit untersagt.
»Hilflos, so ein Quatsch«, sagte Kay. »Man muss bloß sein Potenzial ausschöpfen. Also, wo liegen deine Stärken?«
»Ich weiß nur, wie man sich kleidet.« Lola balancierte Zachary auf dem Schoß. Yvette lag auf einem Lammfellteppich und strampelte mit den Beinchen. »Soll ich mit diesem kleinen Kerl hier anfangen? Ihn in einen Chiffon-Strampler stecken?«
»Damit er für den Rest seines Lebens unter einem Liberace-Komplex leidet?«, sagte Patricia. »Nein, aber du bist doch so musikalisch.«
»Großartige Idee«, warf Margaret ein. »Sing, Lola, sing.«
Also sang sie. Sie sang jedes Lied, an das sie sich erinnerte. Songs aus ihren Lieblingsmusicals. Irische Volkslieder aus ihrer Kindheit. Sie sang sogar das besondere Lied von ihr und Alex, Catch a Falling Star . Sie hatte es seit dem Gespräch mit Luke ständig im Kopf. Ihren Freundinnen hatte sie noch nichts von Alex erzählt. Luke hatte ihr versprochen, Stillschweigen zu bewahren. Falls er brauchbare Informationen fand, würde sie es ihnen sagen. Vielleicht. Irgendwann. Falls nicht, hatte sie keine Neugierde oder falschen Erwartungen geweckt.
Ihre Freundinnen gaben einige recht uncharmante Kommentare von sich und zwinkerten sich unverhohlen zu – ihr seid bloß neidisch, sagte Lola, weil ich so viele Lieder kenne –, doch den Babys gefiel ihr Gesang.
»Oder sie sind alle taub«, meinte Kay.
Um halb sechs schaute sich Lola vergnügt um. Sie saßen friedlich vereint im Wohnzimmer, jede mit einem Kind. Die Böden blitzten. Die Fenster glänzten. Die Wäscheleine war den ganzen Nachmittag lang behangen, befreit, behangen worden. Nun lagen duftende Handtücher, Laken und Kissenbezüge im Schrank. Die Babykommoden waren aufgefüllt mit Hemdchen, Stramplern, Socken und Lätzchen. Selbst die Wäsche von Bett und Daniel war gewaschen, gebügelt und eingeräumt.
Margaret hatte Fleischgerichte, Suppen und Apfelkuchen zubereitet. Der Kühlschrank war voll mit sorgfältig beschrifteten, hausgemachten Speisen. Joan war, dem Schatten folgend, durch den Garten gewandert, wobei ihr der kleine George mit Plastikeimer und Schaufel eine große Hilfe gewesen war. Sie hatte Unkraut gejätet, Ränder begradigt und robuste Sommerpflanzen gesetzt. Ihr Werk würde erst in Wochen, wenn nicht gar Monaten offenbar, aber sie hatte einen Plan angelegt, wo sie was gepflanzt hatte, und Bett und Daniel eine Liste mit einfachen Instruktionen geschrieben.
Als Bett anrief und sich ankündigte, verriet Lola nichts. »Wir sind jederzeit bereit«, sagte sie nur.
Als Bett nach Hause kam, blieb ihr der Mund offen stehen. Es war nicht nötig, sie auf irgendetwas hinzuweisen. Sie stammelte nur. »Die Böden … die Fenster … die Wäsche.« Sie öffnete die Kommoden in den Schlafzimmern. »Oh mein Gott. Saubere Wäsche. Gefaltet.« Sie schaute in den Garten. »Oh mein Gott. Kein Unkraut.« Als ihr alle in die Küche folgten, wandte sie sich um. »Wie habt ihr das gemacht? Und vor allem, wann?«
»Viele Hände machen …«, begannen Lola und Kay.
»… Auflauf und Kuchen«, ergänzte Bett, als sie in den Kühlschrank sah. »Oh mein Gott. Und Scones und Brot und Suppe.« Sie schien überwältigt. »Ich danke euch allen. Ich kann es kaum glauben. Ich schulde euch doch ein Vermögen.«
»Nicht einen Cent«, sagte Patricia. »Deine Großmutter hat uns ausgehalten.«
»Wenn ich gewusst hätte, was ihr vorhabt, hätte ich dafür plädiert, das Babysitten bei mir zu veranstalten«, sagte Carrie, die ihren Neid kaum verhehlen konnte.
Lola kannte ihre jüngste Enkelin genau. »Keine Sorge, Darling. Morgen fallen wir bei dir ein.«
»Morgen?«
Lola griff in ihr Paillettentäschchen und holte ein dickes Bündel mit Zetteln hervor. »Ihr habt doch nicht etwa gedacht, das war alles, oder?«
Kapitel 16
Gast 1
»Was hast du denn?«, blaffte Neil Rick an.
»Nichts.«
»Seit
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