Die Frauen von Clare Valley
sind geschlossen, die Jalousien unten.«
»Gehen Sie wieder ins Haus und reden Sie mit ihm. Wir schicken jemanden, so schnell es geht.«
Rick ging sofort wieder zu Neils Zimmer und klopfte. »Neil?«
»Was? Scheiße, Mann, kannst du mich nicht in Ruhe lassen?«
»Ich brauch deine Hilfe.«
Die Tür flog auf. »Wobei?«
Rick spähte in Neils Zimmer, seine Fantasie ließ ihn im Stich. »Den Vorhängen.«
»Verdammt noch mal!« Neil schloss erneut die Tür. »Lass mich einfach in Ruhe, kapiert?«
Rick sprach laut zur Tür. »Neil, nur damit du’s weißt, ich hab aus Versehen die Polizei gerufen. Der Wagen sollte jeden Moment hier sein.«
Die Tür flog wieder auf. »Du hast was? Wieso?«
»Die wollen mit dir reden.«
»Worüber?«
»Darüber, wie’s bei dir so läuft.«
»Seit wann interessiert es die Bullen, wie’s mir geht? Seit wann interessiert das irgendwen?«
»Das interessiert ’ne ganze Menge Leute.«
»Wie wen?«
»Mich zum Beispiel.«
»Sicher.«
»Ich bin dein Kumpel. Natürlich sorg ich mich um dich.«
»Klar. Ich hab seit Wochen kaum mit dir geredet. Du hättest doch keinen blassen Schimmer, weswegen du dich sorgen solltest.«
»Mann, was ist mit dir los?«
»Nichts.«
»Bist du …?« Rick versuchte es von Neuem. »Du hast doch nicht …«
»Was?«
»Irgendeine Dummheit vor?«
»Wie was?«
»Ich weiß nicht.«
»Wie was?«
»Du weißt schon.«
»Was?«
Rick brachte es nicht über die Lippen. Er scharrte mit den Füßen. Schaute auf die Uhr. Der Anruf war erst fünf Minuten her. Das konnte locker eine Stunde dauern, bis die Bullen endlich kamen. Von Neils Mutter ganz zu schweigen. Lange hielt er das nicht mehr durch.
»Dann darf ich jetzt gehen?« Neils Stimme triefte vor Wut und Sarkasmus.
»Nein!«, rief Rick. Da entschied er sich, die Wahrheit zu sagen. »Mann, deine Mutter ist krank vor Sorge. Schon seit Wochen. Und darum war ich heute, als du weg warst, in deinem Zimmer. Sie hat mich angefleht.«
»Du warst was ?«
»Ich hab in deinen Sachen rumgekramt. Sie hatte solche Angst, du wärst auf irgendwas, auf Drogen, Alkohol …«
Neil konnte ihn bloß ansehen.
»Dann war ich an deinem Computer …«
In dem Moment hellte sich seine Miene auf. »Von Computern hast du doch null Ahnung.«
»Stimmt. Aber meine Schwester kennt sich aus. Sie hat mir übers Telefon geholfen.« Er wollte lieber nicht sagen, was er gefunden hatte. Das war alles schlimm genug. »Mann, tu’s bitte nicht.«
»Was?«
»Tu’s nicht. Bitte.«
»Warum kümmerst du dich nicht um deinen Scheiß?«
»Du hast das vor, oder? Du hast das echt vor. Du wolltest echt in diesen Bus steigen und zu diesem Motel fahren und …« Neil brach ab.
»Ist das nicht rücksichtsvoll? Ich hätt’s auch hier tun können, aber ich wollte dir den Stress ersparen.«
»Und wie verdammt wolltest du es tun?«
»Mit Tabletten.«
»Aber wieso?«
»Wieso nicht?«
»Das ist mir ernst. Wieso?«
»Weil ich genug hab.«
»Genug wovon?« Rick versuchte verzweifelt, ihn am Reden zu halten, ihn zu beruhigen. Wo blieben denn die Bullen? Wo blieb Neils Mutter? Er suchte verzweifelt nach Worten, er probierte es mit einem Scherz. »Hattest du genug davon, Tag für Tag in deinem Zimmer zu hocken? Kein Wunder. Da drin mieft’s.«
Neil funkelte ihn wütend an, ganz kurz, dann war das Flackern fort. »Gott, werd bloß niemals Therapeut, hörst du?«
Bring ihn zum Reden, Rick. Bring ihn zum Reden. »Mann, du musst einfach mehr unter Menschen …«
»Du verstehst das nicht.«
»Nein, tu ich nicht. Tut mir leid, Neil. Ich hatte gedacht, du wolltest mal ’ne Zeit lang deine Ruhe haben.«
»Will ich auch. Und zwar jetzt.«
»Tu es nicht. Bitte.«
»Wen kümmert’s?«
»Deine Mum. Deine Schwester.«
»Klar, als ob die sich ständig bei mir melden würden.«
»Sicher tun sie das! Du willst doch nicht mit ihnen reden. Und mich kümmert’s auch. Du bist mein Freund.«
»Toller Freund. Ich krieg doch nix auf die Reihe, Mann. Ich find ja nicht mal einen Job.«
»Du hast es ja auch lange nicht versucht. Du hast in letzter Zeit, was, zwei Bewerbungen rausgeschickt? Gott. Ich hab zehn Anläufe gebraucht, bis ich meinen Job hatte.«
»Es ist nicht nur der Job. Schon mal abserviert worden? Hast du ’ne Ahnung, wie das ist?«
»Wenigstens hattest du ’ne Freundin. Ich bin nicht mal bis da gekommen.«
»Was heißt das denn?«
»Was glaubst denn du?«
»Du bist noch Jungfrau?«
»Halt die Klappe.«
»Bist du’s?«
»Halt
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