Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
Vom Netzwerk:
Andeutung von Argwohn, doch ihre Miene entspannte sich sichtlich bei seinen Worten. Offenbar waren auch begabte Medien nicht vollkommen immun gegen Schmeichelei. » Ja, in der Tat. «
    Ein Moment des Schweigens legte sich über den Tisch, während Professor Friend die Frau auf dem neogotischen Thron anstrahlte und Mrs Dee diese Aufmerksamkeit sichtlich genoss. Benton räusperte sich und stieß unter dem Tisch Sibyls Fuß an. Sie räusperte sich bei der drängenden Berührung und fing dann zu sprechen an. » Bevor wir hierherkamen, habe ich ihnen erzählt, wie kostbar Ihre Freundschaft und Ihr Geleit für mich und meine Familie seit dem Untergang der Titanic gewesen sind. Besonders die Kristallkugel hat … Nun, Sie wissen ja. Dabei war ich, zunächst jedenfalls … « Sibyl ließ sich so sehr von ihrer eigenen Begeisterung anstecken, dass ihr die Worte fehlten.
    Das Medium schenkte Sibyl ein besitzergreifendes Lächeln und nickte. » Sie haben also geübt. « Diese Aussage traf sie nicht etwa als Vermutung, sondern als Feststellung.
    Sibyl zuckte mit den Achseln und lächelte zustimmend.
    » Und da Sie geübt haben, hatten Sie auch mehr Erfolg « , fuhr das Medium fort. Erneut klang es so, als wäre Mrs Dee längst über diese Tatsache im Bilde.
    Sibyl hob den Blick und suchte in der Miene des Mediums nach einer Erklärung. » O Mrs Dee « , hauchte sie. » Sie werden nicht glauben, was ich alles gesehen habe. «
    » Und diese werten Gentlemen hier « , sagte Mrs Dee und bezog die beiden Männer an ihrem Tisch mit einer langsamen Handbewegung ins Gespräch ein. » Sie haben ihren Zweifeln daran Ausdruck verliehen, richtig? «
    Benton stieß ein humorloses Lachen aus, immer noch das Kinn in die Hand gestützt, während sich Professor Friend beeilte zu sagen: » O nein, ganz und gar nicht! Wir wollten nur mehr Einzelheiten erfahren. «
    » Ach ja? « , fragte Mrs Dee und hob eine Augenbraue.
    » Genauer, eine Bestätigung « , führte der Professor aus. » Wissen Sie, unsere Gesellschaft ist stolz darauf, bei der Erforschung des Paranormalen wissenschaftliche Prinzipien anzuwenden. Wir wollten uns mit Ihnen über Miss Allstons Erfahrung beraten. Ich denke, Sie werden in uns « , das sagte er mit einem Blick zu Benton, » ein sehr gutgläubiges Publikum haben. «
    » So, so « , erwiderte die kleine Frau und führte die Fingerspitzen an ihren Mund. » Warum sollte man es dann bei einer Beratung belassen? «
    Sibyl riss die Augen auf, und ihre Lider begannen zu zucken.
    » Ja, warum eigentlich? « , fragte Benton und ließ Sibyl nicht aus den Augen. » Ich hatte durchaus auf eine Demonstration gehofft. «
    » Benton « , raunte Sibyl warnend.
    » Nun, warum denn nicht? « , sagte er. » Was für einen besseren Ort gibt es denn als hier? Sie ist doch diejenige, die Ihnen die Kugel gegeben hat. Und gezeigt hat, wie man sie benutzt. In genau diesem Zimmer? « Er wandte sich an Edwin Friend, als wolle er um Unterstützung heischen. » Sie können doch nichts dagegen einzuwenden haben, ein weiteres talentiertes Medium in Ihre Auswertungen einzubeziehen, Edwin. Das könnte ja sogar entscheidend für Ihre Forschungen sein. Ansonsten würden wir doch der Wissenschaft einen Bärendienst erweisen. «
    Sibyl senkte die Augen, weil sie sich nicht sicher war, ob Benton sie auf den Arm nahm. Jedenfalls wusste sie sein leichtfertiges Herangehen an die Situation nicht so recht einzuschätzen. Was wusste er schon von Verlust? Doch im selben Moment, als dieser Gedanke in ihr hochkam, errötete sie vor Scham.
    Natürlich. Benton wusste wahrlich genug über Verlust. Sie blickte in sein Gesicht und sah darauf einen so glasklaren Ausdruck des Begehrens und des Schmerzes, dass ihr der Atem stockte.
    » Nun, das wäre natürlich … « Professor Friend führte seinen Satz nicht zu Ende, weil auch er den Blick, der zwischen Sibyl und Benton gewechselt wurde, bemerkt hatte. Er räusperte sich, und Sibyl senkte die Augen erneut auf die Tischplatte. » Ja. Das wäre bemerkenswert. Ja. Natürlich nur, wenn Miss Allston möchte. «
    » Nun, ich … « stammelte Sibyl. » Das heißt, ja, ich hatte einen gewissen Erfolg. Doch er kam unter ganz besonderen Umständen zustande. «
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, schaute sich Benton kurz um und sagte: » Ich bin mir sicher, wir können die notwendigen Umstände auch hier herbeiführen. «
    Sibyl fing seinen Blick auf und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer

Weitere Kostenlose Bücher