Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe

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Dee aus. » Aber sie kränkelt ja wirklich. Was für ein Glück, dass wir Tropfen zur Hand hatten. «
    » In der Tat « , pflichtete Benton ihr bei, ohne Sibyl aus den Augen zu lassen.
    Sie wischte sich die Mundwinkel mit einem Taschentuch ab und räusperte sich, um ihre Kehle auch von den letzten Überresten der klebrigen, bitteren Flüssigkeit zu befreien. Dabei beobachtete er sie, eine Hand immer noch auf der Armlehne. Ihr war unwohl unter seinem Blick. Rasch stellte Sibyl den Hustensaft auf das Tablett zurück und nickte dem Butler dankend zu, als er alles wegräumte.
    » Also dann « , sagte Mrs Dee und übernahm erneut die Kontrolle, so wie Sibyl es von ihr kannte. » Haben Sie denn die Kugel dabei, meine Liebe? «
    Sibyl nickte, kramte in der Tasche ihres Rocks und förderte die Holzschachtel zutage. » Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob ich es wirklich schaffe … Es ist für mich so ungewohnt, Zuschauer zu haben … «
    » Keine Sorge « , versicherte ihr Professor Friend. » Wir sind einfach nur eine Gruppe von Freunden, oder? Es besteht überhaupt kein Anlass, sich zu schämen. Stimmt doch, oder, Professor Derby? «
    Sibyl hatte den Eindruck, einen warnenden Unterton in Friends Stimme gehört zu haben, der sich an Benton richtete.
    » Richtig « , sagte Benton ganz nah an Sibyls Ohr.
    Sie schluckte, und ihre Blicke trafen sich.
    Mrs Dee gab dem Butler ein Zeichen, und dieser ging im Zimmer umher und löschte die Lichter, bis nur noch eine Öllampe aus Kristallglas auf einem Tisch ganz am anderen Ende des Salons brannte.
    » Nun denn « , sagte Mrs Dee, und ihre Stimme war weich und schmeichelnd. » Lasst uns beginnen. «
    Sibyl saß da, mit den Fingerspitzen auf der Kristallkugel, die immer noch in ihrem Nest aus schwarzem Samt ruhte. Innerlich fühlte sie sich ruhig und gelöst, auch die Muskeln ihres Halses und der Arme hatten sich in den vergangenen Minuten deutlich entspannt. Sie nahm Benton wahr, der neben ihr saß, und Professor Friend auf der anderen Seite des Tisches, dazu den unscharfen Umriss der schummrigen Lampe in Mrs Dees Salon sowie natürlich Mrs Dee selbst. Der namenlose Butler hatte sich, nachdem er Mrs Dees genauen Anweisungen gemäß für die passende Beleuchtung gesorgt hatte, zurückgezogen. Eine dumpfe Beengtheit herrschte in dem Raum, auf dem Kaminsims brannte ein Räucherstäbchen.
    Mit jedem Moment, der verging, wurde Sibyl mehr von einem seltsamen Gefühl erfüllt. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Oberfläche ihrer Zähne und fand, dass sie sich in ihrer Mundhöhle seltsam anfühlte. Benton hatte recht gehabt – in der Tat empfand sie die gleiche Entrücktheit wie auf jener Samtcouch in Dovie Whistlers geheimem Club. Obwohl das Gefühl, das sich jetzt ihrer bemächtigte, dumpfer und wie bleiern war. Außerdem saß sie aufrecht da, statt zu liegen, was ein gewisses Schwindelgefühl mit sich brachte. Sie spürte, wie sie auf dem Sitzkissen, ohne Stütze im Rücken, leicht zu schwanken begann, und eine Hand drückte sich in ihren unteren Rücken.
    » Geht es Ihnen gut? « , murmelte ihr eine Stimme ins Ohr, nahe genug, dass sich ihr die Härchen im Nacken aufstellten, und zugleich wie ein Echo, das aus weiter Ferne zu kommen schien.
    » Ja « , hörte sie sich selbst sagen. » Mir geht es ausgezeichnet. Danke. «
    » Ist ihr nicht gut? « , fragte eine andere Stimme – möglicherweise Professor Friend. Wer auch immer es war, er klang besorgt.
    » Es geht ihr gut « , erwiderte die erste Stimme – Benton natürlich. Noch immer ruhte seine Hand auf ihrem Rücken, ruhig und beschwichtigend.
    » Miss Allston « , sagte Mrs Dee. » Die Methode, die ich normalerweise verwende, ist … «
    » Ja « , sagte Sibyl und schnitt dem Medium, ohne es zu wollen, das Wort ab. » Ja, ich weiß. Aber ich schaue nur zu. «
    Sie atmete langsam aus und richtete den Blick auf die polierte, bläulich schimmernde Oberfläche der Kristallkugel. Mittlerweile ging alles so schnell, dass Sibyl kaum warten musste, bis die Oberfläche dunkel wurde und sich die Kugel mit schwarzen Rauchschwaden füllte, die einander zu verschlingen schienen. Sibyl versuchte, gleichmäßiger zu atmen, und ließ es zu, dass der Raum um sie herum allmählich in den Hintergrund trat.
    Unter ihren Fingerspitzen wurde der Rauch immer dichter und wirbelte wie eine Spirale um eine Nadelspitze aus Licht im Zentrum der Kugel. Jetzt wurde die Nadelspitze heller und funkelte immer feuriger, sog mehr und mehr von dem Rauch in sich