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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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rautenförmigen Fensterscheiben erhaschte Sibyl einen Blick auf ihr eigenes Spiegelbild, das mehrfach gebrochen war.
    Als Sibyl sich umdrehte und dabei das feuchte Tüchlein in ihren Ärmel zurücksteckte, sah sie Mrs Dee, die sie mit einem Ausdruck aufrichtiger Sorge betrachtete. Das Medium strich ihr über den Arm, sagte jedoch nichts. Sibyl lächelte, doch es war ein stoisches Lächeln. Das Medium nahm sie am Ellbogen und begleitete sie hinaus in den Eingangsbereich.
    Hier brachte der Butler Sibyl Mantel und Hut, die sie entgegennahm. Eigentlich hätte sie sich erleichtert fühlen sollen. Sibyl blickte zu Mrs Dee zurück, auf deren Gesicht noch immer ein Ausdruck der Sorge stand. Das Medium hob das Kinn und warf dem Butler einen kurzen Blick zu, der wieder in Richtung Salon verschwand.
    » Was für schwere Tage Sie gehabt haben müssen « , murmelte Mrs Dee Sibyl zu, als er weg war.
    Sibyl zögerte und nickte dann.
    » Haben Sie denn mit Ihrem Vater darüber gesprochen? « , wollte Mrs Dee wissen. Sibyl war sich nicht sicher, ob Mrs Dee damit die Séancen meinte oder ihre Sorge um Harlan. Vielleicht beides. Sie schüttelte den Kopf.
    Mrs Dee nickte weise. Der Butler kam zurück und drückte seiner Herrin wortlos etwas in die Hand. » Das ist für Sie « , sagte Mrs Dee und reichte Sibyl den Gegenstand weiter. Es war die samtgefütterte Holzschachtel, die die Kristallkugel enthielt. Sibyl hob überrascht die Brauen.
    » Sie müssen mir nicht danken « , versicherte ihr Mrs Dee und drückte Sibyl ein letztes Mal die Hände. » Mir gefällt der Gedanke, dass Sie den Gegenstand behalten, durch den Ihre Mutter zu uns kam. Wann auch immer Ihre Sorgen übermächtig werden, möchte ich, dass Sie sich die Kugel an die Brust halten und sich sagen, dass Sie geliebt werden und dass alles gut wird. «
    Sibyl stand stumm vor Überraschung da, während die kleine Frau sich mit einem liebevollen Lächeln zurückzog. Dann war sie weg, verschluckt von der Dunkelheit im Haus. Mrs Dee liebte ihre Abgänge ebenso wie ihre Auftritte.
    Zum ersten Mal an diesem Tag spürte Sibyl, wie sich der eiserne Griff der Sorge in ihr löste. Stattdessen stand ihr klar vor Augen, was zu tun war. Sie wusste es ganz genau. Sibyl blieb kurz an der Garderobe stehen, um ihren Hut festzustecken, und fragte sich, ob sie den Butler dazu bewegen könne, ihr eine Kraftdroschke zu rufen, die sie nach Hause bringen würde. Sie drehte sich um und wollte gerade zu der Frage ansetzen, ob er denn wohl so freundlich sein würde, ihr …
    Er stand direkt neben ihr. Sie fuhr zusammen, weil sie ihn nicht bemerkt hatte. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, dann zum Garderobenständer, zu der kleinen Marmorablage und bis hin zu dem vornehmen Silberschälchen für die Visitenkarten, das momentan leer war.
    Er räusperte sich und fixierte sie bedeutungsvoll.
    Sibyls Wangen brannten vor Scham, denn sie hatte verstanden. Dann kramte sie aus ihrer Handtasche das übliche Entgelt für Mrs Dees Leistungen.

SIEBEN
    W ie erwartet, fand Sibyl ihn im kleinen Salon vor. Die Gestalt ihres Vaters war von einer geöffneten Zeitung verdeckt, die auf der Seite mit der internationalen Politik aufgeschlagen war. Im Kamin prasselte ein munteres Feuer und tauchte den ansonsten düsteren Raum in einen flackernden, orangeroten Schein. Der würzige Duft von Pfeifentabak und altem Portwein, der nach dem Öffnen in einer Karaffe atmete, lag in der Luft. Es war spät geworden, und Sibyl hatte fast damit gerechnet, dass ihr Vater sich bereits für die Nacht zurückgezogen hatte. Stattdessen führte Mrs Doherty sie auf ihre gewohnt resolute Art zu der Schiebetür und zeigte Sibyl damit, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als einzutreten. Gehorsam schlüpfte Sibyl in den Raum und drückte sich noch einen Moment lang unschlüssig an die seidenbespannte Wand mit ihrem Muster aus Kirschblütenranken und gemalten Dschunken, weil sie nicht wusste, welches von Lans zahlreichen Gesichtern ihr gleich entgegenblicken würde.
    » Schlimme Sache « , brummte ihr Vater hinter der Zeitung hervor. Sibyl ging zu dem schläfrigen Papagei hinüber, der auf seinem umfunktionierten Hutständer hockte, eine Klaue in die Brustfedern gesteckt. Sein gebogener Schnabel unter den wachsamen Vogelaugen schien fast zu lächeln. Sie streckte einen Finger aus, um den Vogel unter dem Kopf zu kraulen. Er ließ es gnädig zu, sträubte jedoch leicht die Federn an seiner Wange.
    » Ich weiß « , meinte Sibyl

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