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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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stützte sich auf ihrem Ellbogen auf. Das Korsett schnitt sie in die Hüfte, und sie veränderte ein wenig ihre Haltung. Quincey nickte, ohne sie anzusehen, und bedeutete ihr dann, sich vorzubeugen. Sibyl tat dies und hielt das Kopfende der Pfeife näher an die Lampe. Dann führte sie das Mundende an ihre Lippen, ohne es zu berühren.
    Quincey zischte ungeduldig und hielt seinen Mittel- und Zeigefinger in V-Form vor seine Lippen. Sibyl presste die silberne Öffnung zwischen ihre Lippen, spürte, wie das Metall unter dem Druck des Mundes warm wurde, und hielt den Keramikbehälter näher an die Flamme. Quincey schob konzentriert die Nadelspitze in den Keramikbehälter, und Sibyl inhalierte in den geöffneten Mund.
    Die braune Perle am Ende der Nadel leuchtete weißlich auf und verglühte. Sibyls Mundhöhle füllte sich mit einem seltsam tauben Gefühl, das auf ihrer Zunge, den Lippen, den Wangen, der Kehle prickelte. Sie blinzelte, schob die Pfeife von sich weg. Quincey lachte. Sein Mund war ein grausiger Anblick, nur Zahnfleisch und Zahnstümpfe. Sibyl musste husten, und eine kleine Rauchfahne entwich durch ihre Zähne. Überrascht ließ sie sich gegen den abgewetzten Samtbezug des Sofas fallen und spürte, wie er an ihrer Haut kitzelte.
    Sibyl lag reglos da, die Pfeife lose in den Händen, spürte ihren Herzschlag, das Pulsieren des Blutes. Vermutlich war sie einfach nervös, und so befahl sie sich, dem Scheppern des Grammophons zu lauschen und zu atmen, zu atmen.
    Come to me, my melancholy baby …
    Ein. Aus.
    Ein. Aus.
    Na bitte.
    Es ging ihr gut.
    Es gab keinen Grund zur Sorge.
    Außer …
    Der Samt. Der purpurrote Samt der Chaiselongue lenkte sie irgendwie ab. Sibyl kuschelte sich hinein, spürte das weiche Kitzeln an ihrem Kinn, ihrer Nase, den Wimpern. Der Stoff war weicher, perfekter als jeder andere Samt, den sie je gespürt hatte. Er streifte sie am Mundwinkel, und sie öffnete die Augen, um sich auf die Beschaffenheit des Stoffes zu konzentrieren. So aus der Nähe betrachtet, sah sie ihn nur noch verschwommen, und nachdem sie eine ganze Minute lang jede Faser, jedes Härchen studiert hatte, ergab sie sich, ließ ihre Augen langsam zuklappen.
    Sie hob eine Hand, die sich so langsam bewegte, als würde sie durch eine dicke, zähe Sirupmasse gezogen, und schließlich auf dem Samt neben ihrem Gesicht liegen blieb. Der Griff um die Pfeife lockerte sich, und sie spürte, wie jemand sie ihr behutsam abnahm, Quincey vermutlich, doch sie war zu sehr mit dem Samt beschäftigt, um weiter darauf zu achten.
    Irgendwo weit weg hörte sie Gelächter und fragte sich, wo es wohl herkommen mochte. Wer lachte da? Etwa sie? Nein. Sie selbst konnte es nicht gewesen sein, denn ihr Mund war geschlossen.
    Mit einiger Mühe öffnete Sibyl die Augen, zog die Lider zurück, wie sie es sonst mit den Vorhängen im Wohnzimmer ihres Vaters tat. Sie schaute ins Feuer. Warum war ihr noch nie aufgefallen, wie viele Farbschattierungen es hatte? All dieses Gelb und Rot und Blau und Weiß und … da war es wieder, das Lachen.
    Ihr Blick schweifte von den tanzenden Flammen zum Teppich und zu dem niedrigen Tisch hinab, wo Quincey mit einem kleinen Mokkalöffel die Asche aus dem Pfeifenkopf entfernte. Er schien es nicht zu sein, der lachte. Überhaupt schien er nichts und niemanden um sich herum zu bemerken. Er war ganz versunken in seiner Aufgabe, und als er mit der Hand über den Deckel der Schachtel mit den Einlegearbeiten strich, sah es so aus, als streichelte er seine Geliebte. Ihr Blick wanderte über ihn hinweg und blieb schließlich an der lila Seidenchaiselongue hängen, wo Dovie ausgestreckt auf dem Rücken lag.
    Die junge Frau rieb die bestrumpften Füße aneinander, als wollte sie sie massieren, und Sibyl hörte die Gelenke knacken. Da war es wieder – das Lachen. Es kam von Dovie. Sibyl ließ den Blick über Dovies Gestalt schweifen, die nur verschwommen zu sehen war, weil es Sibyl so schwerfiel, sich auf eine Sache zu konzentrieren, und Dovies riesige Augen und der blonde Haarschopf miteinander verschmolzen. Die grünen Augen, groß wie Unterteller, waren auf sie gerichtet, und der rote Kussmund lachte. Dovie rollte sich auf die Seite, ihre Pfeife lag auf dem Tisch, und ihre Hände spielten mit der blauen Kristallkugel.
    » Sie ist so hübsch « , sagte sie, und die Worte drangen an Sibyls Ohr, als würde sie unter Wasser sprechen.
    » Ja. « Das Wort bildete sich von selbst, schwer und feucht, als hätte sie den Mund voller

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