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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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drängte sich näher an ihre Freundin heran und schlang ihren Mantel fester um sich. Niemand sagte etwas. Ein paar Rauchschwaden hingen unter der Decke. Abgesehen von der leisen Musik und dem Ticken der Uhr herrschte tiefes Schweigen, eine Stille, die Sibyl beunruhigend fand.
    Ein kleiner Mann unbestimmbaren mittleren Alters trat mit einem Lächeln und einer tiefen Verbeugung auf sie zu. Wahrscheinlich ein Chinese, wie Sibyl vermutete, doch seine Kleidung war eine bizarre Mischung aus den verschiedensten Stilrichtungen: eine scharlachrote Pumphose, weit am Bein und eng am Knöchel, dazu eine Seidenbluse, die mit Kirschblüten bestickt war, und seltsam lange Pantoffeln mit Schnabelspitzen. Als sie dieses ebenso ausgetüftelte wie fantastische Kostüm sah, musste sie sich ein Lachen verkneifen.
    » Miss Whistler! « , rief der Mann, offenkundig erfreut, und nahm Dovies Hand. » Wie schön, Sie wiederzusehen! «
    » Und Sie, Mister Chang « , sagte Dovie und beglückte ihn mit ihrem schönsten Lächeln. » Aber es ist heute so voll hier. Ich hoffe doch sehr, dass wir nicht warten müssen. «
    » Sie? Warten? « Der Mann hob erschrocken eine Hand an seine Brust und schien allein von dem Gedanken entsetzt. » Nein, nein. Kein Warten. «
    Er klatschte in die Hände, und ein junger Bursche, unkostümiert und mit sauertöpfischem Gesicht, erschien an seiner Seite. Dovie lud dem Jungen wortlos ihren Mantel auf die Arme, und Sibyl tat es ihr nach.
    » Großartig. Ich finde, wir sollten uns einen Platz näher am Feuer suchen. Da wird das Licht doch viel besser sein « , sagte Dovie, stützte die Hände in die Hüften wie eine Filmschauspielerin, die posiert, und warf sich das Haar in den Nacken.
    Ihr Kommentar schien sowohl an den Besitzer als auch an Sibyl gerichtet gewesen und eher eine Forderung als ein Vorschlag zu sein. Sibyl zuckte mit den Achseln, ein neutrales Lächeln auf dem Gesicht.
    » Hier entlang « , sagte der Mann mit einem Nicken. » Am Feuer, ja. Ich habe genau das Richtige. «
    Er schlurfte mit schnellen Schritten voran, wobei ihm seine Schnabelschuhe etwas im Wege waren, und geleitete sie zu zwei Chaiselongues, die vor dem am weitesten entfernten Kamin standen. Bei den Diwanen handelte es sich um geschnitzte Ungeheuer im viktorianischen Stil, mit wuchtigen Putten geschmückt. Sie waren in verschiedenen Lilatönen gepolstert, die eine Chaiselongue mit Seide, die andere mit Samt. Ihre Kopfenden, die höher waren als das Fußende, standen beieinander. Dazwischen ragte ein niedriger Tisch auf, leer bis auf eine Wachskerze, die bis zum Stummel heruntergebrannt war und rauchte. Das Feuer knisterte und prasselte und warf einen einladenden orangeroten Schimmer zwischen die beiden Ruhebetten.
    Dovie ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf den Seidendiwan fallen und begann, ihre Stiefel aufzuknöpfen. Währenddessen meinte sie zu Sibyl: » Ich denke, Tee wäre ganz gut, oder? Und hast du keinen Hunger? «
    Sibyl, deren Lächeln immer noch zurückhaltend und gezwungen war, erwiderte: » Wenn du hungrig bist. «
    Dovie wandte sich an den Besitzer, der aufmerksam und in unterwürfiger Haltung wartete, den Mund zu einem erwartungsvollen Lächeln verzogen, und sagte: » Grüntee, bitte, Mister Chang. Und einige von diesen lustigen kleinen Kuchen, die Sie immer haben. Ich sterbe vor Hunger. «
    » Gern, Miss Whistler « , erwiderte er, immer noch leicht verbeugt. » Und darf ich so kühn sein, Ihnen heute den Burmesen zu empfehlen? Er ist sehr gut. Wirklich sehr gut. «
    Dovie hob die Augenbrauen, als sie einen ihrer Füße vom Stiefel befreit hatte und genüsslich mit ihren bestrumpften Zehen wackelte. » Sie wissen, dass ich Ihrem Ratschlag immer folge. Dann je eine für uns. Und schicken Sie uns Quincey, bitte. Meine Freundin war noch nie hier. «
    » Natürlich « , sagte der Mann und schlurfte in seinen Pantoffeln davon.
    Dovie stieß ein gut gelauntes Lachen aus und stützte sich auf einen Ellbogen, während sie auch den zweiten Fuß aus dem Stiefel befreite. Sibyl saß kerzengerade auf der samtbezogenen Chaiselongue, die Hände im Schoß gefaltet. Dovie rollte sich auf ihrem Diwan zusammen und lehnte sich zurück, wobei sie die Wange an das höhere Ende schmiegte. Sie richtete ihre hypnotischen Augen auf Sibyl und lächelte. Ihre freie Hand spielte mit einer feinen Kette um ihren Hals. » Es gibt keinen Grund, nervös zu sein. «
    » Ich bin nicht nervös! « , protestierte Sibyl, doch ihre Hände, die

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