Die Frauen von Savannah
sofort als Hochzeitsgeschenk für seine Tochter und den frischgebackenen Schwiegersohn gekauft.
Ich nehme den Bus und ziehe zu meiner Cousine Adele in Kissimmee, Florida. Ich habe deine Tante Tallulah angerufen und sie gefragt, ob ich auf dem Weg bei euch vorbeikommen und dich ein paar Tage besuchen kann, und sie hat mich eingeladen, so lange zu bleiben, wie ich möchte. Da habe ich beschlossen, für zwei Wochen zu kommen.
Ich kann es gar nicht erwarten, dich wiederzusehen.
Alles, alles Liebe,
Mrs O.
Ich sprang vom Stuhl auf und schrie: »Oh mein Gott!«
Oletta zuckte zusammen. »Du hast mich zu Tode erschreckt! Was ist denn los?«
»Mrs Odell kommt nach Savannah!« Ich drückte mir den Brief an die Brust und tanzte im Kreis.
Am Morgen vor Mrs Odells Ankunft wachte ich von einem Rasenmäher auf. Als ich die Treppe hinunterkam und in den Flur im ersten Stock trat, machte Oletta gerade das Bett in einem der Gästezimmer. Im ganzen Flur hing wie ein halb vergessener Traum der Duft nach dem Lavendelwasser, das beim Bügeln großzügig auf die Bettwäsche gesprüht wurde.
»Guten Morgen«, sagte ich und ging hinein, um ihr zu helfen.
»Na, wenn das nicht unser Fräulein Faulpelz ist. Es ist halb zehn.«
Ich wusste, wie sehr es sie ärgerte, wenn ich nicht um halb neun angezogen und frühstücksfertig war, und sah sie verlegen an. »Entschuldige, Oletta.«
»Schon okay. Ich mache das hier eben fertig, und dann mach ich dir Arme Ritter.«
»Danke, aber ich hab gar keinen Hunger. Ich glaube, ich esse nur ein bisschen Obst.« Ich stopfte ein Kissen in einen Bezug und schüttelte es auf. »Ich kann es gar nicht erwarten, Mrs Odell zu sehen. Fühlt sich an, als wäre das Jahre her.«
»So ist das, wenn man jemanden lieb hat. Sie ist bestimmt genauso aufgeregt wie du.«
Wir zogen die Tagesdecke straff und gingen hinunter.
Als ich am Küchentisch saß und eine Orange schälte, beobachtete ich aus dem Fenster Tante Tootie. Sie hatte sich vornübergebeugt, den Po zum Himmel gereckt, und schnitt Blumen. Der Anblick erinnerte mich daran, wie Mrs Odell und ich in ihrem Garten gearbeitet hatten, und bei dem Gedanken, dass ich meine alte Freundin in ein paar Stunden wiedersehen würde, platzte ich fast vor Glück.
Wir kamen eine halbe Stunde, bevor Mrs Odells Bus kommen sollte, am Busbahnhof an; Tante Tootie in einem blassgelben Leinenkleid und Strohhut, ich in einem veilchenblauen Sommerkleid und weißen Lederballerinas. Wir setzten uns auf eine Bank am Fenster und beobachteten müde Reisende, die darauf warteten, dass ihre Koffer aus den Bäuchen der aufgereihten Busse gezogen wurden.
Ich war so aufgeregt, dass ich dauernd meine Knie gegeneinanderschlug. »Woher sollen wir denn wissen, in welchem Bus sie sitzt?«, fragte ich.
»Ich glaube, ihr Bus hat die Nummer dreiundachtzig.« Tante Tootie zog einen Zettel aus ihrer Handtasche und kniff die Augen zusammen. »Ja, genau. Dreiundachtzig.« Sie steckte den Zettel wieder in die Handtasche und tätschelte mir das Knie. »Soll ich dir was verraten? Für Donnerstag habe ich etwas ganz Besonderes geplant. Einige meiner Freundinnen machen für Gertrudes Besuch ihre Gärten auf. Ist das nicht nett? Wir fangen mit dem Mittagessen bei uns an, und dann besuchen wir die anderen Gärten und enden bei Thelma Rae zum Nachtisch und Erfrischungen.«
»Guck mal! Ich glaub, da ist sie.« Ich sprang von der Bank und rannte zum Fenster, als ein Bus auf den Parkplatz fuhr. »Das ist sie! Das ist der Bus Nummer dreiundachtzig.«
Tante Tootie stand auf. »Na, dann wollen wir mal. Aber renn nicht auf den Bus los. Warte einfach, bis alle aussteigen, ja?«
»Na gut«, sagte ich und zupfte an ihrem Arm.
Eine Handvoll erschöpft wirkender Reisender stieg aus, sammelte Koffer ein und ging zum Terminal, aber Mrs Odell war nicht dabei. »Oje, da wird doch nichts passiert sein?«, sagte meine Tante. »Ich gehe mal eben rein und gucke nach, ob ich mir die falsche Nummer aufgeschrieben habe.«
In dem Moment stieg der Busfahrer wieder ein. Mir hüpfte das Herz, als ich sah, wie er Mrs Odell die Stufen hinunterhalf, einen langsamen Schritt nach dem anderen. Ich winkte und rief: »Mrs Odell, Mrs Odell!«
Als sie aufschaute und mich sah, lächelte sie das Lächeln, das ich mein ganzes Leben lang geliebt hatte. Ich rannte los und stürzte mich über den Parkplatz. Mrs Odell breitete die Arme aus und ich flog direkt hinein. Ich vergrub das Gesicht an ihrer Schulter und atmete ein. Sie duftete nach
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