Die Frauen von Savannah
rein«, sagte Mrs Fontaine und ging durchs Zimmer auf ihn zu. Sie gab ihm die Hand und stellte uns einander vor. Er hieß Howard McAllister, und das Mädchen war seine Tochter Dixie Lee.
Mrs Fontaine grinste. »Dixie, Cecelia kommt in deine Klasse.«
Dixie zog die Augenbrauen hoch und bekam große Augen. Ihr Gesichtsausdruck machte mir Angst.
Oh nein. Was denkt sie von mir?
Dixie zirpte: »Wirklich? Wie toll, wo wohnst du?«
Ich war so platt, dass ich einen Moment brauchte, um zu antworten. Ich schluckte und sah stolz zu Tante Tootie auf. »Ich wohne in der Gaston Street.«
»Dann sind wir ja fast Nachbarn, ich wohne in der West Jones.«
Mrs Fontaine hatte sich aufgeplustert wie eine Muttergans und sagte: »Dixie, du und Cecelia, ihr habt viel gemeinsam. Cecelia hat auch gerne Englisch, und wenn ich das richtig verstanden habe, liest sie auch genauso gern wie du.«
»Hast du die neue Bibliothek schon gesehen?«, fragte Dixie.
Ich nickte, und dann fingen die Erwachsenen an zu sprechen und Dixie führte mich aus dem Büro, den Gang runter und zur Tür hinaus. Sie erzählte mir von ihrem neuen Kätzchen und dass sie neuerdings Steppen lernte. Wir gingen nebeneinanderher, und Dixie plapperte, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Und ich? Ich war sprachlos und verdattert über dieses kontaktfreudige, grünäugige Mädchen. Wir spazierten über einen schattigen, gepflasterten Weg, der um die Schule herum verlief, und ich glaube, meine Füße berührten den Boden gar nicht richtig.
»Morgen fahren wir zu meiner Großmutter nach Louisiana«, sagte Dixie und ging zum Wagen ihres Vaters. »Aber am Tag, bevor die Schule anfängt, sind wir wieder da.« Sie zog ein Notizbuch und einen Stift aus dem Handschuhfach. »Lass uns doch dann zusammen zur Schule gehen.«
Das wollte ich so gern, dass meine Stimme quiekte, als ich zustimmte. Und als wir unsere Adressen austauschten, war ich glücklicher als ein Hund mit einem neuen Knochen.
»Dann hole ich dich um Viertel vor acht zu Hause ab«, sagte sie, faltete das Blatt und steckte es sich tief in die Socke. »Mensch, ich bin so froh, dass ich dich kennengelernt habe, Cecelia. Ich hatte wirklich Angst vor dem Schulwechsel.« Sie lachte und sagte: »Aber jetzt nicht mehr.«
Ihr Lachen war eine wundersame Flüssigkeit, die mir ins Gesicht spritzte und über meine Füße ins Gras lief.
»Ich freu mich auch, dass wir uns kennengelernt haben. Wenn du willst, kannst du mich CeeCee nennen.«
Die Schultür ging auf, und Tante Tootie und Dixies Vater kamen heraus. Sie winkten Mrs Fontaine zum Abschied zu und gingen zum Parkplatz.
»Sieht aus, als müsste ich los«, sagte Dixie achselzuckend. Sie stieg zu ihrem Vater in das grüne Sportcabrio und winkte, als sie die Einfahrt hinunterfuhren.
Ich betete darum, dass der Name Dixie McAllister in meinem Lebensbuch stand.
Bevor der Wagen auf die Straße einbog, sprang Dixie auf den Sitz und rief: »Ich warte auf dich, CeeCee, versprochen!« Ihr Vater griff nach oben, packte sie am Rocksaum und zog sie auf den Sitz hinunter.
Ich stand in einem zitronengelben Lichtklecks, sah den Wagen in einem Tunnel schattiger Bäume verschwinden, und vertraute Dixie McAllister. Von ganzem Herzen.
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Kapitel 25
Z wei Tage nach meinem Besuch an der Rosemont School brachte die Post ein Päckchen. Eine kleine Schachtel, nicht viel größer als meine Hand. Es war ordentlich in Druckbuchstaben an Miss Cecelia Rose Honeycutt bei Mrs Taylor Caldwell adressiert. Kein Absender.
Überzeugt, dass es etwas Besonderes von meiner neuen Schule war, legte ich den Rest der Post auf Tante Tooties Schreibtisch und nahm die Schachtel mit nach oben.
Ich setzte mich aufs Bett und riss das Klebeband ab. Was konnte das sein? Oh Gott, vielleicht war es die Schulbrosche .
Ich öffnete die Schachtel und holte ein Baumwollviereck heraus. Ich sog scharf die Luft ein, als ich das rosa Seidentäschchen sah. Ich wusste, was darin war.
Mommas Perlenkette.
Langsam öffnete ich das Etui und ließ die Kette in meine Hände gleiten. Sie war kühl und glatt, genau wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich schloss die Faust und hielt sie lange um die Kette geschlossen, ich empfand so viel, dass ich mich nicht rühren konnte. Vielleicht wäre ich stundenlang so sitzen geblieben, wenn die Schachtel mir nicht vom Schoß gerutscht und auf den Boden gefallen wäre. Ein kleiner Zettel fiel heraus, und als ich ihn aufhob, erkannte ich die Handschrift meines Vaters.
Liebe
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