Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
Vom Netzwerk:
sie fragen. »Bist du verheiratet, Oletta?«
    Sie sah auf ihre Hand. »Nein. Der Ring hat meiner Momma gehört. Ich hab ihn an dem Tag angesteckt, wo sie gestorben ist, und nie wieder abgelegt. So ist sie immer bei mir. Ich war mal verheiratet, aber das ist lange her. Henry hieß er. Wir waren nur sechs Jahre verheiratet, dann ist er ’n Opfer vom Sprit geworden.«
    Von solchen Unfällen hatte ich bisher nur im Radio gehört. Vielleicht hatte er das Benzin versehentlich getrunken, oder er war verbrannt. Der Gedanke daran ließ mich schaudern.
    »Wie schrecklich, Oletta. Hat ihn jemand absichtlich angezündet, oder war das ein Unfall?«
    Sie sah mich mit einem seltsamen Blick an und lachte. »Ach Kindchen, Sprit ist Schnaps. Du weißt schon, Alkohol. Henry ist auch nicht tot, wenigstens nicht, dass ich wüsste. Der war nur faul und hat gesoffen. Hat keinen Job länger wie ein paar Monate behalten, da musste ich ihn rauswerfen. Und dann hab ich bei Miz Tootie angefangen. Hier bin ich jetzt seit neunundzwanzig Jahren, Gott, wie die Zeit vergeht.«
    Oletta streckte die Beine aus und seufzte beim Anblick ihrer dicken, kaputten Knöchel. »Meine Beine sagen mir immer, ich soll mich zur Ruhe setzen, aber ich seh nicht ein, was das bringen soll, rumsitzen und auf den letzten Tag warten. Außerdem koch ich gerne, und Miz Tootie war immer nett zu mir.«
    Sie trank einen Schluck süßen Tee und sagte: »Ja, sie hat mich immer gut behandelt. Mr Taylor auch, Gott hab ihn selig. Bessere Leute hätt ich mir nicht wünschen können, das ist mal sicher. Im Mai bin ich fünfundfünfzig geworden, da hat Miz Tootie mir die ganze Woche freigegeben, mit voller Bezahlung. Ein Schnapszahl-Geburtstag gehört mit Entspannung gefeiert, hat sie gesagt. Und das hab ich auch gemacht. Ich bin zu Hause geblieben, und wie ich so auf der Veranda saß, kam plötzlich ein Laster. Ein Mann ist ausgestiegen und hat gesagt, er kommt ein Farbfernsehen und einen Ledersessel bringen. Hab ich ihm gesagt, da ist er an der falschen Adresse, aber da sagt er, das sind Geschenke von Miz Tootie.« Oletta lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Bester Sessel, wo ich je drin gesessen hab. Jeden Tag, wenn ich nach Hause komme, setze ich mich da rein und mache ein langes Schläfchen.«
    Ich hörte ein rostiges Quietschen. Durch eine Reihe offener Fenster in der Rückwand der Garage sah ich Delilahs Flügel blitzen, als Tante Tootie den Wagen parkte. Kurz darauf kam sie munteren Schrittes auf uns zu.
    »Ach, wir hatten heute Morgen so eine produktive Sitzung«, sagte sie und kam die Stufen zur Veranda herauf. »Seit Monaten versuchen wir, das Pemberton-Haus vor dem Abriss zu retten, und jetzt haben wir es endlich geschafft.« Sie setzte sich neben Oletta und strahlte zufrieden.
    »Sie meinen das alte Haus drüben am Lafayette Square?«, fragte Oletta stirnrunzelnd. »Gott, da ist doch nicht mehr viel zu retten, oder?«
    Tante Tootie sah über den Garten hinweg. »Es ist in keinem guten Zustand, aber es ist ein wunderbares Beispiel für italienisch beeinflusste Architektur. Ihr müsstet mal den Stuck und die Balustraden sehen. Und der Kamin im Salon ist hinreißend. Wir haben heute noch eine beträchtliche Spende bekommen, und jetzt haben wir genug beisammen, um dieses wundervolle alte Haus zu kaufen.«
    »Was habt ihr denn damit vor, Tante Tootie?«
    »Ich hoffe, wir finden einen Käufer, der es saniert.«
    »Kann ich es irgendwann mal sehen?«
    »Oh, das zeige ich dir sehr gern, Liebes. Sobald es uns gehört und wir den Schlüssel haben, nehme ich dich mit. Und was glaubt ihr, was ich heute noch getan habe? Ich war für dich shoppen! Das hat vielleicht einen Spaß gemacht! Wart’s ab, wenn du siehst, was ich dir gekauft habe. Hilfst du mir mit den Tüten?«
    Zusammen holten wir ein Dutzend Tüten aus ihrem Kofferraum, schleppten sie hinauf in mein Zimmer und stapelten alles auf dem Bett. Tante Tootie setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch. »Mach mal auf, Liebes. Mal sehen, ob dir das alles passt.«
    In der ersten Tüte war ein Schuhkarton. Ich hob den Deckel hoch und fand ein Paar dunkelblaue Turnschuhe mit weißen Schnürsenkeln.
    »Red Ball Jets.« Ich war so aufgeregt, dass ich meine ausgelatschten Loafers wegkickte, mich auf den Boden setzte und die Turnschuhe anzog. Mein ganzes Leben lang hatte ich von solchen geträumt.
    »Passen sie?«
    Ich stand auf und ging im Zimmer herum. »Sie sind perfekt.«
    Ich arbeitete mich durch die restlichen Tüten und

Weitere Kostenlose Bücher