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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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Frauenstimme – wäre sie eine Farbe gewesen, dann ein samtiges Lila. »Nicht nötig, zur Bücherei zu gehen.«
    Ich schaute über meine Schulter und holte tief Luft. In der Tür stand, eine perfekt manikürte Hand auf der Hüfte, die andere am Türpfosten, die Kaiserin eines exotischen Landes. Sie war zwar schon längst nicht mehr jung, aber ihre porzellanweiße Haut atmete aus jeder Pore die unverkennbaren Überbleibsel einer mysteriösen Schönheit. Um ihre Knöchel flatterte ein mitternachtsblauer, hauchfeiner Seidenkaftan mit Silberglitter. Ihr gewelltes rotes Haar war auf ihrem Kopf festgesteckt wie das Gefieder eines exotischen Vogels.
    »Ich habe zu Hause eine Bibliothek, die wirklich schändlich vernachlässigt ist, außer dass gelegentlich Staub gewischt wird«, sagte sie mit den rotesten Lippen, die ich je gesehen hatte. »Du kannst herzlich gerne gucken kommen und dir ausleihen, was du möchtest.« Sie lächelte träge und katzenhaft. »Du musst Cecelia sein.«
    Oletta grinste. »Wie geht’s, Miz Goodpepper? Das ist Cecelia Rose Honeycutt, Miz Tooties Großnichte. Und Cecelia, das ist Miz Thelma Rae Goodpepper, sie wohnt nebenan.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Cecelia«, sagte sie und schwebte auf ihren Silberlamé-Schühchen auf mich zu. Sie streckte die Hand aus, an ihrem Zeigefinger steckte ein dunkelgrüner Ring in der Größe einer Walnuss.
    Ich wusste nicht, ob ich ihr den Ring küssen oder einen Knicks machen sollte. Schließlich ergriff ich ihre ausgestreckte Hand und brachte das Wort »Danke« heraus.
    Ihre blauen Augen blitzten. »Und wie gesagt, komm gerne rüber und guck dir meine Bibliothek an. Ich habe Tausende Bücher, da ist bestimmt alles Mögliche dabei, was dir gefallen würde.«
    Sie warf Oletta einen Seitenblick zu. »Ich habe so in meinem Garten gesessen und Kaffee getrunken, und da duftete es plötzlich nach himmlischem Ambrosia. Und da habe ich mir gesagt, ›Thelma Rae, bestimmt macht Oletta ihre berühmten Zimtschnecken‹.«
    Oletta zeigte stolz auf das Backblech. »Da hatte Ihre Nase recht. Ich hab hier ein ganzes Dutzend. Sobald sie abgekühlt sind, mach ich noch schön Guss drüber.«
    Miz Goodpepper schloss die Augen, hielt sich eine flache Hand an die Brust und holte tief Luft. »Oletta, sie sind die Küchengöttin von Savannah. Ich weiß, ich sollte mich was schämen, dass ich wie ein schnüffelnder Hund hier rüberkomme und bettele. Aber ich hätte wirklich schrecklich gern eine oder zwei, wenn Sie welche übrig haben.«
    Oletta strahlte. »Sie wissen doch, dass ich Ihnen immer extra welche mitmache. Ich schick Cecelia damit rüber, wenn ich den Guss fertig hab.«
    »Sie sind ein Schatz«, sagte sie seufzend. »Wissen Sie, ich ärgere mich jeden Tag. Ich hätte Sie Tootie schon vor Jahren einfach ausspannen sollen.« Sie hob die schlanken Finger an die Lippen und warf Oletta einen dicken, schmatzenden Kuss zu, drehte sich um und verschwand, hinterließ aber einen würzigen Parfumduft.
    In diesem Moment spürte ich zum ersten Mal den mächtigen Sog der Schönheit.
    Später an diesem Tag legte Oletta drei Zimtschnecken mit dick Zuckerguss auf einen Pappteller. »Da wird Miz Goodpepper glücklich sein. Ich habe ihr die größten rausgesucht.«
    »Sie sieht aus wie … na ja, als würde sie aus einem fremden Land kommen oder so«, sagte ich und tauchte den Finger in die Schüssel mit dem Zuckerguss.
    »Miz Goodpepper hat schon ihr ganzes Leben in Savannah gelebt, aber sie zieht sich manchmal bisschen sonderbar an, das stimmt«, sagte sie, legte Alufolie um den Teller und drückte sie unten fest. »Bring ihr das doch mal rüber, ja? Da an der Seite vom Garten ist ein Weg, der führt direkt in ihren Garten.«
    Mein Herz machte einen Satz. Ich hätte nicht sagen können, was es war, aber irgendetwas an Miz Goodpepper hatte mir Angst gemacht. Ich trat einen Schritt zurück und kaute auf meiner Lippe herum.
    Oletta runzelte die Stirn. »Was hast du denn, Kindchen?«
    »Äh, vielleicht, äh, könntest du mitgehen?«, stotterte ich.
    Sie sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Hast du Angst vor Miz Goodpepper?«
    »Ich … na ja, vielleicht ein bisschen.«
    »Oh Cecelia«, lachte sie. »Brauchst du nicht. Miz Goodpepper ist so nett wie nur was. Keine Sorge.« Oletta reichte mir die folienbedeckte Platte und nickte zur Hintertür. »Nun mach schon, ich muss ein Auge auf den Ofen haben.«
    Ich wusste, dass ich da nicht mehr rauskommen würde, also nahm ich den Teller und

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