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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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mir so leid, Oletta.«
    Sie ächzte kaum hörbar. »Mir auch.« An diesen zwei Wörtern erkannte ich die Tiefe von Olettas Trauer. Als wollte sie die schmerzhafte Erinnerung wegschlagen, klatschte Oletta sich auf die Oberschenkel und sagte: »Wir sollten uns lieber ranhalten, Miz Tootie kommt gleich zurück. Unterm Bett ist ein Koffer, hol den doch mal bitte raus.«
    Als sie fertig gepackt hatte, holte Oletta noch etwas aus dem Schrank, das aussah wie ein Besenstiel aus Metall mit einem Silberteller am Ende.
    Es sah so eigenartig aus, dass ich lachen musste. »Was ist das denn?«
    »Das ist mein Schatzsucher«, sagte sie kichernd. »Funktioniert ziemlich gut. Letztes Jahr habe ich ein paar alte spanische Münzen und eine echte Golduhr gefunden. Hat mir ein hübsches bisschen Geld eingebracht.«
    Ich hatte noch nie von Schatzsuchgeräten gehört. »Wie funktioniert das?«, fragte ich und ließ die Finger über den Griff gleiten.
    »Also, ich mach das an und geh ganz langsam am Strand lang. Wenn es knistert, weiß ich, dass was in der Nähe ist, was wertvoll sein könnte. Vielleicht können wir nach Tybee Island rüberfahren, wenn Miz Tootie weg ist, und auf Schatzsuche gehen.«
    Draußen ertönte ein vertrautes Tut-Tut .
    »Da ist Miz Tootie ja«, sagte sie, nahm den Koffer vom Bett und ging zur Tür.
    Ich folgte ihr mit dem Schatzsucher.
    Als wir zu Hause ankamen, wehte Miz Goodpepper gerade durch Tante Tooties Garten. Sie trug ein makellos weißes Kostüm und einen schwarzen Hut mit breiter Krempe, der schief über ihrem linken Auge saß.
    »Der Postbote hat das aus Versehen bei mir abgegeben«, sagte sie und schwenkte einen Briefumschlag.
    »Danke, Thelma. Du siehst umwerfend aus. Was hast du denn vor, so herausgeputzt?«
    »Ich fahre rauf nach Charleston zu einer Ausstellung, und dann gehe ich noch mit ein paar Freunden essen.«
    Miz Goodpeppers Blick glitt zu mir. Sie warf mir ein eigenartiges, konspiratives Lächeln zu, und ihre langen silbernen Ohrringe glitzerten wie zwei Kometen. »Cecelia ist so süß. Hat sie erzählt, dass sie gestern Abend noch bei mir war?«
    »Ach was?«, sagte Tante Tootie und drehte sich zu mir um.
    »Ja. Sie hat mir einen alten Zwanzigdollarschein gebracht, den sie in einem von Großvaters Büchern gefunden hat. Wir haben uns schon richtig angefreundet, nicht wahr, Liebes?«
    Ich nickte und betrachtete meine Schuhe. Das war ganz sicher ein Test.
    Tante Tootie hob die Hand und beschirmte ihre Augen gegen die Sonne. »Thelma, hast du heute Morgen die Zeitung gelesen?«
    »Nein. Steht was Interessantes drin?«
    Tante Tootie nickte, und ihre Mundwinkel zuckten. »Violene ist im Krankenhaus. Sie ist gestern Abend auf einer Schnecke ausgerutscht, in ihrem eigenen Garten. Klingt, als hätte sie sich ein ordentliches Loch in den Kopf gehauen. Und eine Gehirnerschütterung hat sie auch.«
    Miz Goodpepper zuckte mit den Schultern. »Ich habe ein Martinshorn gehört, aber nicht weiter drauf geachtet. Eine Schnecke? Im Ernst?«
    »Ja, eine einfache, olle Gartenschnecke.«
    »Nun ja«, sagte Miz Goodpepper mit einem schiefen Lächeln. »Violene hat so einen Dickschädel, die kommt schon wieder auf die Beine.«
    Tante Tootie und Oletta kicherten.
    Zwar hätte ich es niemals gewagt, auch nur ein Wort darüber zu verlieren, was wirklich passiert war, aber die Drohung aufzufliegen stand unübersehbar zwischen Miz Goodpepper und mir. Ihr schien mein unausgesprochenes Schweigegelöbnis zu gefallen, und sie berührte meine Wange. Bei ihrer Berührung stellten sich mir die Nackenhaare auf, als würde in ihren Fingern Strom fließen.
    Miz Goodpepper sah auf die Uhr. »Ich muss los.« Sie drehte sich um und ging nach Hause, ihre hohen Schuhe hinterließen eine Reihe kleiner Löcher im Rasen.
    »Danke für die Post!«, rief Tante Tootie ihr hinterher.
    »Gerne«, winkte Miz Goodpepper ab.
    Ich legte mir die Hand an die Stelle, an der sie mich berührt hatte. Sie duckte sich unter einen Ast und verschwand, und ich dachte an den schwarzen Karma-Bumerang.
    Thelma Rae Goodpepper war mir ein Rätsel: klug und lustig und freundlich, aber sie hatte auch etwas Dunkles, das glatt war wie Seide und gefährlich wie eine scharfe Klinge. In ihren kühlen blauen Augen schimmerte etwas Furchterregendes. Ich wusste nicht, was ich von ihr halten sollte. Aber mir war glasklar, dass ich es mir mit ihr nicht verscherzen durfte.

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Kapitel 13
    W ährend Tante Tootie ihren Koffer für die Reise nach Raleigh packte, saß

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