Die Frauen von Savannah
hob die Hände und sagte: »Ich will keinen Ärger machen oder so. Ich wollte nur kurz mit CeeCee sprechen und ihr ein paar Sachen bringen. Das ist alles.«
Nachdem Oletta den Eistee gebracht hatte, stand Tante Tootie auf und tätschelte mir sanft den Arm. »Na gut, dann lasse ich euch zwei mal einen Moment allein.« Sie nahm ihren Tee mit und ging hinaus, blieb aber an der Tür noch einmal stehen und sah mich an. »Cecelia Rose, ich bin in der Bibliothek, wenn du mich brauchst.«
Wie zwei gereizte Katzen sahen Dad und ich uns von beiden Seiten des Kamins aus an. Er trank langsam einen Schluck Eistee und zwang sich zu einem Lächeln. Es war ein gebrochenes, müdes Lächeln. »Und wie geht es dir hier?«
»Gut«, sagte ich tonlos.
»Cecelia«, sagte er, beugte sich vor und drückte die Hände zwischen den Knien zusammen. »Ich weiß, was du wahrscheinlich von mir hältst, und was immer es ist, du hast recht. Ich habe dich und deine Mutter im Stich gelassen, als es schwierig wurde. Es gibt dafür keine Entschuldigung.«
»Warum hast du es dann gemacht?«
»Als die Psychiater ihr nicht helfen konnten, wusste ich nicht mehr weiter – ich habe einfach aufgegeben. Und als sich dann die Stelle als Handelsreisender auftat, habe ich zugegriffen. Ich glaube, ich habe gedacht, dann wäre es einfacher.«
»Für dich vielleicht!«
Dad wurde rot. Er stand auf und sah aus dem Fenster. Lange sagte er nichts. Ich konnte zusehen, wie er sich immer mehr einigelte, je länger wir schwiegen.
»Wirklich hübsch hier unten. Die Bäume sind toll, oder? Der Süden scheint dich auch zu mögen, CeeCee«, sagte er und wandte sich zu mir. »Du siehst richtig gut aus.« Wieder klimperte er mit Kleingeld in seiner Tasche herum und wartete auf eine Antwort. »Na ja, ich habe ein paar Sachen für dich im Wagen.«
Ich stand auf und schüttelte den Kopf. »Ich will nichts.«
Dad ging in den Flur, öffnete die Tür und deutete mit dem Kopf auf seinen Wagen. »Was ich im Kofferraum habe, ist dir wichtig.«
Ich starrte ihn so voller Abscheu an, dass meine Ohren ganz rot wurden. »Woher willst du denn wissen, was mir wichtig ist?«
Er rieb sich den Nacken und sagte: »Okay, damit musste ich rechnen. Aber komm bitte wenigstens mit und sieh dir an, was ich dabeihabe. Ja?«
Ich verdrehte die Augen und folgte ihm widerstrebend hinaus.
Dad zog den Schlüssel aus der Tasche und schloss den Kofferraum auf. Ich trat hinzu und sah hinein. Der Kofferraum war vollgestopft mit Pappkartons. Ich öffnete die Lasche eines Kartons und konnte kaum glauben, was darin war. Meine Bücher. Ich griff in den Kofferraum, nahm eine Kiste heraus und hievte sie auf den Bürgersteig. Dad und ich luden den Wagen aus und sagten kein einziges Wort.
Als der Kofferraum leer war, schaute ich ihm ins Gesicht und brachte ein »Danke« heraus.
»Ich helfe dir, sie ins Haus zu tragen. Sie sind schwer.«
»Nein. Das schaffe ich schon.«
Er gab sich seufzend geschlagen und schloss langsam den Kofferraumdeckel. »Nun gut. Du hast nicht zufällig Lust auf einen kleinen Spaziergang drüben im Park, damit wir uns unterhalten können?«
Ich schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück.
»Na gut, vielleicht ein andermal. Dann fahre ich wohl besser.« Aber statt ins Auto zu steigen, trat er auf mich zu. »CeeCee, kannst du mir wenigstens kurz zuhören?«
»Was?«, fragte ich und verschränkte die Arme.
»Es tut mir wirklich leid, wie alles gekommen ist. Aber gib bitte nicht mir die ganze Schuld. Als ich deine Mutter kennenlernte, wusste ich, dass sie reizbar und manchmal sehr emotional war. Aber sie war schön und lustig. Ich dachte, sie hat diese Launen, weil sie noch so jung ist. Ich wusste nicht, dass sie eine unheilbare psychische Krankheit hatte. Ich wusste nur, dass sie mich zum Lachen brachte und dass ich sie liebte. Das habe ich wirklich getan. Sie hat mir einen zweiten Frühling beschert; ich habe mich wieder jung gefühlt.«
Dad ließ die Schultern hängen. »Und dann habe ich alles vermasselt. Zugegeben. Aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte mich nicht von deiner Mutter scheiden lassen und ihr dich wegnehmen. Das hätte sie umgebracht. Weißt du eigentlich, wie sehr sie dich geliebt hat? Vielleicht ist es dir nicht so bewusst, aber das hat sie. Du warst die Einzige, die noch mit ihr reden konnte. Himmel, am Ende konnte sie mich nicht mal mehr von Colonel Sanders unterscheiden. Die Hälfte der Zeit kannte sie nicht mal meinen Namen. Aber deinen
Weitere Kostenlose Bücher