Die Frauen von Savannah
stand ebenfalls auf, ließ den Pfannenheber in das Weckglas plumpsen und schaute in den Himmel. Bläuliches Mondlicht lag auf ihrem Gesicht, und sie stand eine Weile einfach nur da und lächelte ins Ungewisse. »Nein. Um die umzubringen, braucht es mehr als eine Schnecke.«
Ich sah über meine Schulter auf den Tatort zurück. »Als Miz Hobbs auf der Schnecke ausgerutscht ist und sich den Kopf aufgeschlagen hat – war das der schwarze Karma-Bumerang, von dem Sie gesprochen haben?«
Miz Goodpepper drückte das leere Glas an sich und drehte sich langsam zu mir um. »Kluges Kind.«
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Kapitel 12
E s ist wahr, dass man immer wieder an den Ort seines Verbrechens zurückgezogen wird. Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, und in meinem Kopf spukte Miz Hobbs herum. Ich schob die Decke beiseite, warf mir etwas über und schlich die Treppe hinunter.
Das Haus schlief noch und war von schwachem Morgenlicht erfüllt. Ich ging am Salon vorbei, es duftete nach den frischen Lilien in einer Vase. Leise tapste ich durch den Flur in die Küche, passte auf, dass die Fliegentür nicht quietschte, trat auf die Veranda und ging zu dem Loch in der Hecke. Über Miz Goodpeppers Rasen rannte ich, und meine Beine wurden feucht vom Tau. Als ich die Stelle erreichte, an der wir abends gesessen hatten, musste ich mich zwingen, weiterzuatmen. Und als ich es tat, erfüllte der Geruch von Geheimnissen und zerdrückten Rosenblättern meine Nase.
Ich ließ mich auf Hände und Knie nieder und guckte durch die Hecke. Auf der vierten Stufe von Miz Hobbs’ Veranda-Treppe war ein rotbrauner Blutfleck, so groß wie eine Servierplatte. Ich ging in die Hocke und schnappte nach Luft. So viel Blut bedeutete sicher, dass Miz Hobbs tot war.
Eine Druckluftbremse zischte in der Morgenluft. Ich sprang auf und sah Oletta aus dem Bus steigen.
Oh nein. Was macht sie denn schon so früh hier?
Ich wusste, dass ich vor Oletta zu Hause sein musste, duckte mich und preschte durch Miz Goodpeppers Garten, so schnell meine Beine mich trugen. Ich wurde nicht langsamer, bis ich verschwitzt und keuchend in meinem Zimmer ankam.
Ich setzte mich auf die Bettkante und versuchte, mich zu beruhigen, musste aber die ganze Zeit an Miz Hobbs’ Tod denken, und an die Rolle, die ich dabei gespielt hatte. Ich hatte noch nie solche Angst gehabt. Mein Magen war ein einziger Klumpen, als ich duschte, und meine Hände zitterten immer noch, als ich den Reißverschluss meiner Shorts hochzog und meine Schuhe zuband. Ich ging die Treppe hinunter und hörte Tante Tootie und Oletta leise murmeln.
Als ich in die Küche kam, klingelte das Telefon, und Tante Tootie nahm ab. Oletta rührte irgendwas in einer Schüssel an und bemerkte gar nicht, dass Tante Tootie ganz blass wurde. Aber als Tante Tootie sich an den Kragen griff und nach Luft schnappte, unterbrach Oletta ihre Tätigkeit und hörte zu.
»Oh nein. Das ist ja furchtbar. Wann ist das denn passiert?«, sagte Tante Tootie und setzte sich auf einen Stuhl. »Gestern Abend? Aber sie lebt allein, wer hat sie denn gefunden?«
Das war’s. Jetzt würde ich Ärger kriegen. Miz Hobbs war tot, und ich war mit schuld. Ich stellte mir vor, wie reihenweise Polizeiautos vorfahren würden und ich in Handschellen und unter Tante Tooties und Olettas Protestgeheul abgeführt werden würde. Die Polizei würde mich fotografieren und meine Fingerabdrücke nehmen und mich dann in eine schummrige Zelle stecken, wo Miz Goodpepper bereits auf mich wartete. Ich sah sie schon auf einer schmalen Liege sitzen, ihre geheimnisvollen Augen ganz ausdruckslos.
Ich ging den Flur hinunter, machte die Haustür auf und ging hinaus. Ich fühlte mich elend, setzte mich auf die Stufen und umschlang meine Knie.
Würde es eine Gerichtsverhandlung geben? Würde ich Jahre meines Lebens hinter Gittern verbringen? Würden Tante Tootie und Oletta mich besuchen kommen? Oder würden sie sich so schämen, dass ich sie nie wieder sehen oder von ihnen hören würde? Und was war mit Mrs Odell? Würde sie mir nie wieder schreiben?
Während ich mir die zukünftigen Qualen meines vom Schicksal gebeutelten Lebens ausmalte, hörte ich die Tür aufgehen. Olettas Schatten schwebte über mir. »Was machst du denn hier mit Armesündermiene?«
Ich schaute zu ihr auf. »Ich warte.«
Sie runzelte die Stirn. »Worauf denn?«
»Erzähle ich dir, wenn Tante Tootie fertig telefoniert hat.«
»Hat sie schon. Komm rein.«
Ich folgte Oletta ins Haus und überlegte, wie ich ihr und Tante
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