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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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zuging.
    »Was sind Tollkirschen?«, fragte ich.
    Meine Tante lächelte. »Gift«, sagte sie.
    Am Nachmittag stiegen Tante Tootie, Oletta und ich ins Auto und fuhren durch die schattigen Straßen von Savannah. Wir kamen durch schmale Gassen mit winzigen Häuschen, dann hielt Tante Tootie vor einem gelben Haus mit veilchenblauen Verzierungen. Tontöpfe mit Blumen schmückten die Vordertreppe, und auf der Veranda stand ein hölzerner Schaukelstuhl.
    »Oletta, gehen Sie doch rein und packen in aller Ruhe. Ich gehe rüber in Mr Hammonds Gemüseladen und gucke mal, was er so hat. Ich hole Sie dann in einer halben Stunde oder so wieder ab.«
    »Kann ich mit dir gehen, Oletta?«, fragte ich.
    Sie hievte sich aus dem Wagen. »Wenn Miz Tootie nichts dagegen hat.«
    Meine Tante nickte, und ich krabbelte vom Rücksitz und winkte ihr hinterher.
    Oletta öffnete ein hölzernes Tor und wir gingen zu ihrer Veranda. Während sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel kramte, sah ich mich um. An einem Haken unter dem Verandadach hing ein Windspiel aus alten Silberlöffeln. Ich stupste es an und es machte eine fröhliche, verstimmte Melodie. Eine schmale, geschotterte Einfahrt führte an der Seite des Hauses entlang zu einer kleinen Garage.
    »Hast du ein Auto, Oletta?«
    »Nicht mehr. Ich und Autos, das ist nie so richtig gut gegangen. Ich fahr lieber Bus, das ist eher was für mich. Wenn ich mit dem Bus irgendwo nicht hinkomme, dann brauch ich da auch nicht hin. Komm rein«, sagte sie und schloss die Haustür auf.
    Ich folgte ihr in ein Wohnzimmer mit limettengrünem Teppich und einem bunt geblümten Sofa. An der Seite stand ein brauner Ledersessel – auf dem Sitzkissen war der weiche, runde Abdruck von Olettas Po zu sehen. Dem Sessel gegenüber stand ein Fernseher, und auf dem Fenstersims eine kleine Jesusfigur.
    Sie führte mich an einer winzigen Küche mit rotem Linoleumboden vorbei, die strahlte wie ein polierter Spiegel. Ich folgte Oletta einen schmalen Flur entlang, an einem Nähzimmer vorbei in ein Schlafzimmer, in dem es duftete wie in einem Korb frisch gewaschener Wäsche. Über einer Kommode hing das Foto eines schwarzen Mannes mit dunklen, durchdringenden Augen. Über eine Ecke des Rahmens hing eine dünne Silberkette, an der ein kleines Holzkreuz baumelte.
    »Wer ist das?«, fragte ich und trat näher.
    Olettas Augenbrauen gingen hoch. »So ’n kluges Kind wie du weiß nicht, wer das ist?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Ihr Blick wurde vor lauter Ehrfurcht ganz sanft, sie setzte sich aufs Bett und betrachtete das Bild. »Das ist Martin Luther King. Ein großer, großer Mann. Ich hab ihn sprechen gehört, wie ich bei meiner Schwester Geneva in Birmingham war. Das werd ich nie vergessen. In dem Moment, wo er anfing zu sprechen, wusste ich, der Herrgott selbst hat ihn geschickt.«
    Wegen des Kreuzes, das über seinem Bild hing, dachte ich, er muss ein wichtiger Mann sein. »Ist er so was wie ein Heiliger für Farbige?«
    Sie lachte leise. »Kind, dein Gehirn macht mir echt Spaß. Aber irgendwie hast du auch recht. Martin Luther King ist ein Heiliger für mich, und für ’ne Menge andere Leute auch. Glaub mir, der Mann wird die Welt verändern. Wenn er das nächste Mal im Radio ist, sag ich dir Bescheid, dann kannst du ihn auch mal hören.«
    »Gut.«
    Auf einem Tisch neben dem Bett stand das Foto eines jungen Mädchens mit großen, neugierigen Augen und den weißesten Zähnen, die ich je gesehen hatte. »Sie ist aber hübsch«, sagte ich und nahm das Bild in die Hand. »Wer ist das?«
    »Das ist meine süße Tochter Jewel. Sie war ungefähr so alt wie du jetzt, wie das Bild gemacht worden ist. Manchmal erinnerst du mich sehr an sie. Sie war ganz schön klug und neugierig, genau wie du. Das Kind hat Tag und Nacht Fragen gestellt.«
    Ich lächelte Oletta an. »Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hast. Kann ich sie mal kennenlernen?«
    Sie schaute auf ihre Hände hinunter und schüttelte den Kopf. »Jewel ist jetzt bei Gott. Sie ist gestorben, wie sie erst dreizehn war.«
    Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »Oh Oletta, wie traurig. Was ist denn passiert?«
    »Jewel hatte spinale Meningitis. Die Ärzte haben alles versucht, aber sie konnten sie nicht retten. Ich war bei ihr, wie sie die Augen zugemacht hat und heimgegangen ist. Sie war ganz friedlich.«
    Ich wusste zwar nicht, was spinale Meningitis ist, aber es war nicht der richtige Moment, um nachzufragen. Vorsichtig stellte ich das Bild wieder hin. »Das tut

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